Tage wie in einem Rausch
hatte.
"Ich muss zur Bank, und danach könnten wir auf den Wochenmarkt gehen", sagte sie erleichtert. "Sollen wir in der Stadt essen oder gleich nach Las Rocas fahren, was meinst du?"
"Ein ruhiger Abend in den Bergen wäre mir lieber." Er trat auf die Bremse, als ein staubiger gelber Seat direkt vor ihnen die Spur wechselte und laut dabei hupte. Jed lächelte, und seine Zähne hoben sich weiß von seiner sonnengebräunten Haut ab. "Allmählich gewöhne ich mich an diese verrückten Spanier!"
Während er den Wagen parkte, ging Elena in die "Banco de Andalucia". Sie fühlte sich schäbig und schuldbewusst, weil sie etwas hinter Jeds Rücken tat. Doch er hätte sie daran gehindert, Liams Erpressung nachzugeben, und die Konsequenzen wahrscheinlich gar nicht bedacht. Das wusste sie, und deshalb tat sie es eigentlich für ihn, weil sie ihn liebte. Ginge es nur um sie selbst, wäre sie nie auf Liams Forderung eingegangen.
Zum Glück war die Transaktion schnell beendet, denn sie war in der Filiale eine bekannte und geschätzte Kundin. Und so trat sie auf die Straße hinaus, das Geld für Liam ganz unten in der Handtasche versteckt, und einige Scheine für den Haushaltsbedarf im Portemonnaie.
Jed kam auf sie zu, und die leichte Brise vom Meer zerzauste ihm das Haar. Ihr Herz schlug schneller. Er war etwas so Besonderes, und sie liebte ihn so sehr, dass es schmerzte. Seine Augen leuchteten auf, als er sie sah, und sie lächelte ihm heiter zu. Vielleicht würde es ihr gelingen, zu glauben, dass er über alles nachgedacht hatte, dass ihre gemeinsame Zeit hier etwas Besonderes und Wichtiges war, dass sie wieder zueinander finden und ihren Weg zusammen gehen könnten.
Ohne dass Liam ihr Glück störte.
"Eigentlich müsste ich auch noch einen Scheck einlösen." Jed warf einen Blick auf die geöffneten Türen der Bank. "Kommst du noch einmal mit hinein?"
Um genau das zu vermeiden, hatte sie ihn gebeten, sie abzusetzen, während er einen Parkplatz suchte. "Das brauchst du nicht", erwiderte sie fröhlich. "Ich habe genug abgehoben!" Und das stimmte sogar.
"Na gut. Also auf zum Markt - ich muss mich erst an den Gedanken gewöhnen, dass ich von meiner reichen Frau ausgehalten werde!"
Sein entspanntes Lächeln machte ihr Mut, und sie hakte sich bei ihm unter. Rein freundschaftlich, nicht so wie damals bei Catherines Besuch, als sie ihn durch ihr aufreizendes Verhalten herausfordern und verletzen wollte, weil er sie verletzt hatte.
Jetzt wollte sie einfach nur seine Freundschaft. Einträchtig schlenderten sie über den bunten Markt, steckten die Köpfe zusammen, während sie die Vielfalt der frischen Waren begutachteten, und überlegten, ob sie nun Schwertfischsteaks, Garnelen oder Muscheln kaufen sollten. Schließlich entschieden sie sich für etwas von jedem.
Als sie mit Taschen und Tüten beladen waren, blickten sie sich lächelnd an.
"Als hätten wir eine ganze Armee zu versorgen!" Jeds silbergraue Augen leuchteten, und seine Züge waren ganz entspannt. Es fiel Elena nicht schwer, sich wieder dem warmen Gefühl seiner Liebe zu überlassen.
Zumindest erschien es ihr so, hier auf dem lauten, geschäftigen Wochenmarkt, unter der heißen spanischen Sonne. Und sie hoffte nur, dieses Gefühl würde anhalten und durch nichts gestört werden.
"Ich glaube, wir sollten nach Hause fahren und anfangen, uns durchzufüttern. Aber wie wäre es vorher mit einem Orangensaft?"
schlug sie vor.
"Du bist nicht nur schön, sondern auch klug." Jed nahm ihr die Taschen aus der Hand. "Geh du voraus. Dieses Gewirr von engen Gassen bringt mich durcheinander."
Nichts würde ihn je durcheinander bringen. Sobald ein Problem auftauche, löste er es auf seine ruhige und intelligente Art.
Genau so hatte er es auch mit den Problemen in ihrer Ehe gemacht.
Seine anfängliche heftige Reaktion war ganz natürlich, weil die Gefühle seinem Verstand im Weg gestanden hatten. Doch er hatte Zeit zum Nachdenken gehabt, und nun würde alles wieder gut werden.
Dessen war sie sich plötzlich ganz sicher.
Im Restaurant am Plaza Topete fanden sie auf der von Blumen gesäumten Terrasse einen Tisch, und während sie ihren frisch gepressten Orangensaft tranken, sagte Jed: "Bestimmt wollte der Bastard gestern gerade gewalttätig werden, wie es unter diesen Typen üblich ist, oder?"
Elena nickte. Sie brauchte nichts zu sagen, denn er hatte über die Szene nachgedacht und die richtigen Schlüsse gezogen. Sie wollte nicht über ihren Exmann reden, jetzt nicht und
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