Tage wie in einem Rausch
bis zum Haus mitnehmen."
Er setzte sich hinters Lenkrad, ließ den Motor an und sagte kühl:
"Catherine hält wahrscheinlich ihr Nachtmittagsschläfchen, oder? Sag Edith doch bitte, sie möchte den Tee auf die Terrasse hinausbringen.
Ich brauche eine Erfrischung, bevor ich dusche."
Diese distanzierte Höflichkeit zeigte er auch für den Rest des Nachmittags und Abends. Es war, als würde sein Verstand nur an der Oberfläche funktionieren, während er insgeheim darüber nachdachte, was es zu bedeuten hatte, dass er Elena und Liam zusammen erwischt hatte.
Es gelang Elena nicht, dem ausgezeichnetem Lachssteak, das Edith zum Abendessen mit jungen Kartoffeln und würzigem Ratatouille servierte, Genüge zutun. Sie riskierte einen Seitenblick auf Jed. Er wirkte so verdammt beherrscht. Zu beherrscht? Wann würde er die Kontrolle über seine Gefühle verlieren?
"Ihr braucht euch wirklich keine Sorgen um mich zu machen", sagte Catherine, nachdem Edith den Tisch abgeräumt hatte. Jed hatte ihr schon angekündigt, dass er und Elena am nächsten Morgen abreisen würden - in diesem seltsamen, ausdruckslosen Ton. "Susan kommt für einige Tage her. Sie ist eine hervorragende Schneiderin, also werden wir schon mal für die Vorhänge Maß nehmen und in die Stadt fahren, um Stoffe auszusuchen. Genießt ihr nur den Rest eurer Flitterwochen und verschwendet keinen Gedanken an mich!"
"Apropos: Ich muss noch einige Dokumente für das Grundstück in Sevilla zusammensuchen." Jed lächelte Catherine gezwungen zu.
"Bevor du fragst: Nein, ich werde nicht die ganze Zeit arbeiten." Er schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und nahm sie mit ins Arbeitszimmer. Elena wusste, dass es für ihn nur ein Vorwand war, um sich zurückzuziehen und in Ruhe über alles nachzudenken.
"Ich habe noch keine Gelegenheit gehabt, mit ihm über das Baby zu sprechen", erklärte Catherine traurig. "Bevor du zum Essen nach unten kamst, habe ich es versucht, aber er war so abweisend, dass ich mich nicht getraut habe. Ich mache mir Sorgen um ihn."
"Das musst du nicht", sagte Elena. "Ich glaube, Jed kann mit allem fertig werden." Dessen war sie sich ganz sicher. Die Frage war nur, ob er dazu nach dieser Szene mit Liam nicht wieder seine frühere Methode anwenden würde - sie völlig aus seinem Leben und seinem Herzen zu verbannen.
Sie wusste, dass sie das nicht ertragen könnte. Nicht, nachdem er doch schon angefangen hatte zu verstehen, wie es zu ihrer Schwangerschaft gekommen war, und bereit war, ihr zu verzeihen ihr und Dan.
Liam hatte mehr Schaden angerichtet, als er je wissen würde.
"Ich mache mir Sorgen, weil es doch Dans Baby ist..."
"Versuch, nicht daran zu denken", beruhigte Elena sie. Plötzlich fühlte sie sich völlig erschöpft - die Anstrengungen des Tages forderten ihren Tribut. Am liebsten hätte sie sich irgendwo verkrochen, bis dieser Alptraum vorbei war. "Es ergibt sich bestimmt bald Gelegenheit, mit ihm zu reden. Über das Baby und über Dans Kindheit. Im Moment muss Jed erst selbst damit zurechtkommen. Er braucht Zeit." Sie trank ihren Kaffee aus und stand müde auf. "Ich gehe jetzt hinauf und packe. Vielleicht sehen wir uns später noch, wenn ich nicht in der Zwischenzeit einschlafe!"
Das Packen war schnell erledigt. Elena betrachtete das Doppelbett und fragte sich, ob Jed es mit ihr teilen würde. Wenn Liam nicht aufgetaucht wäre, hätte er es sicher getan. Vielleicht hätten sie die halbe Nacht geredet. Oder er hätte sie im Arm gehalten. Oder einfach an ihrer Seite geschlafen, selbst das hätte ihr genügt.
Sie legte einige Kissen und eine weiche Decke auf dem Sofa zurecht und bereitete sich darauf vor, das Bett allein zu benutzen.
Am nächsten Tag herrschte dieselbe Stimmung. Erst als sie im Mietwagen den Flughafen von Jerez verließen, Beutete sich eine leichte Entspannung an.
Sie hatten die Fenster hinuntergekurbelt, und Elena meinte, in der heißen Luft den Sherry zu riechen, der so typisch für diese reiche und geschäftige Gegend Andalusiens war. Jed schien sich sichtlich zu entspannen, und sie fragte: "Macht es dir etwas aus, nach Cadiz hineinzufahren?"
"Nein," Er lenkte den Wagen in Richtung Süden. "Ich denke, wir müssen ohnehin einkaufen. Bestimmt bist du nicht dazu gekommen, Pilar von unserer Ankunft zu benachrichtigen, oder?"
Sie hatte nicht einmal daran gedacht, weil sie ihre gesamte Energie auf ihn konzentriert hatte. Doch dass er vom Einkaufen sprach, lieferte ihr den Vorwand, nach dem sie sich den Kopf zermartert
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