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Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Titel: Tagebuch aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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die größtenteils aus Eis erbaut war. Die meisten ihrer Dämonen gehörten einer Rasse aus zotteligen, primitiven Wolfswesen an, aber auch Charas Art war dort nicht unbekannt. Es klang nach einer guten Alternative, auch wenn sich die ständige Kälte nicht sonderlich behaglich anhörte. Trotzdem erschien mir die Vorstellung daran immer noch attraktiver als die an die glühend heißen Wüstengebiete, die Chara anschließend beschrieb. Wenn man mich vor die Wahl zwischen Hitze und Kälte stellt, dann halte ich die Kälte für das kleinere Übel.
    Chara ging in ihrem Zimmer auf und ab und murmelte: »Die meiste Zeit werden wir so tun müssen, als seist du mein Diener. Oder mein Gefangener.« Dann überlegte sie laut: »Vielleicht sollte ich mir die Flügel abschneiden. Dann könnte ich eine Kutte und einen Hut tragen und würde von Weitem als Mensch durchgehen …«
    »Nein«, protestierte ich. »Sag das nicht. Ich liebe deine Flügel.« Mein Ausbruch war mir sofort ein wenig peinlich, aber sie sah mich an und lächelte.
    »Wie auch immer, aus der Nähe würden deine Haut und deine grauen Lippen sowieso auffallen, und …«
    »Ich wäre nicht der einzige verkrüppelte Dämon in der Hölle. Wie dem auch sei … seit ich angegriffen und gekreuzigt wurde, bereiten meine Flügel mir Schmerzen.«
    »Das tut mir leid. Das wusste ich nicht.« Ich hoffte, dass ich sie in der Hitze der Ekstase nicht zu grob angefasst hatte.
    »Es war auch nur so ein Gedanke«, murmelte sie und ging wie schon zuvor auf und ab.
    »Es ist doch die reinste Ironie, dass sie dich jagen, während sie gleichzeitig die Männer foltern, die dich angegriffen haben. Turner hat mir erzählt, was vor dem Angriff passiert ist … dass du und ein paar andere diese Männer gejagt habt und dass ihr getrennt wurdet …«
    »Sie machen sie zu Märtyrern, wenn sie sie so in aller Öffentlichkeit foltern. Dadurch könnten sie noch mehr Menschen dazu bringen, sich ihrer Sache anzuschließen – anstatt sie abzuschrecken, ihnen zu folgen.«
    »Ihrer Sache?«
    Chara hörte auf, wie eine Löwin im Käfig auf und ab zu gehen, und sah mich an. »Turner hat dir also nicht alles erzählt.«
    »Was hat er mir nicht erzählt?«
    »Diese Männer, die wir aufgespürt haben … die mich angegriffen haben … das sind Rebellen. Sie versuchen, ein Heer aufzustellen, eine Armee. Die meisten dieser Gruppen sind klein und überall verstreut, aber einige von ihnen haben versucht, sich zusammenzuschließen. Die Männer gehörten zu einer der entschlosseneren Einheiten.«
    »Rebellen? Bei Turner hörte es sich eher so an, als seien sie eine einzelne kleine Bande, die Dämonen aus Boshaftigkeit tötet, oder aus Rache.«
    »Viel organisierter sind sie auch nicht. Noch nicht. Aber es gibt Gerüchte, dass sie stärker werden und bald bereit für einen Großangriff sind. Möglicherweise auf Städte wie Tartarus, wo viele von uns Dämonen geboren und ausgebildet werden.«
    »Klingt wie reiner Selbstmord.«
    »Vielleicht. Aber vergiss nicht … auch wenn Tartarus wie am Fließband immer neue Dämonen hervorbringen kann, um die getöteten zu ersetzen, sieht es letzten Endes doch so aus, dass Dämonen getötet werden können, die Verdammten aber nicht. Und wie ich dir schon gesagt habe: Selbst wenn die Himmelsboten hier heruntergesandt würden, um eine ausgewachsene Rebellion niederzuschlagen, könnten auch sie getötet werden. Eine vernünftig organisierte Armee der Verdammten könnte, wenn sie groß genug ist, höchstens aufgehalten, auseinandergesprengt, gestört oder dazu gebracht werden, ihr Vorhaben aufzugeben. Aber sie könnte niemals getötet werden. Nicht einmal von einer Armee von Engeln. Diese größte Angst teilen Dämonen und Engel. Kein Wunder, dass Turner dir nicht alle Einzelheiten erzählt hat.«
    Nun war ich es, der grübelnd im Zimmer auf und ab ging. »Wow«, war jedoch alles, was mir in diesem Augenblick einfiel.
    »Dann sympathisierst du also mit diesen Arschlöchern, die mich angegriffen haben?«
    »Ich rechtfertige nicht, was sie getan haben. Dass sie dich vergewaltigt haben. Und gefoltert. Nicht mal einen Moment lang. Aber …«
    »Nun, sie verdienen ja wohl, was sie gerade bekommen, oder nicht?«, forderte sie mich mit eiskalter Stimme heraus.
    »Ja!«, warf ich ihr entgegen. »Das tun sie! Jeder Einzelne von ihnen verdient es. Aber ich kann ihren Hass verstehen, und ihre Sache …«
    »Sie werden sich nie zu einer ausreichend großen Gruppe zusammenschließen können,

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