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Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Titel: Tagebuch aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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um die Hölle zu erobern. Vielleicht ein Dorf. Vielleicht sogar eine Stadt. Aber am Ende werden sie immer gestürzt werden, und dann wird es ihnen genauso leidtun, wie es diesen Arschlöchern jetzt leidtut. Deshalb geben die meisten Verdammten diesen rebellischen Gefühlen auch nicht nach.«
    »Du hast mir doch eben erklärt, dass eine Armee der Verdammten unzerstörbar wäre.«
    »Sie kann nicht getötet werden. Aber man kann sie aufhalten. Die Menschen haben Angst vor Schmerz, auch wenn sie sich wieder davon erholen. Die Menschen sind Schafe, und man kann sie sehr leicht brechen. Und die Menschen sind selbstsüchtig und wählen lieber den einfacheren Ausweg, selbst wenn er in ewige Drangsal führt. Immer noch besser als die ewige Folter, der diese Rebellen entgegensahen.« Ihre Augen verengten sich zu bösartigen Schlitzen. »Falls du je mit dem Gedanken spielen solltest, dich einer solchen Sache anzuschließen, dann kannst du dich von mir verabschieden.«
    »Aber du hasst den Schöpfer, die Engel und dieses ganze System doch auch!«
    »Was soll ich deiner Meinung nach denn tun? Mit einer Sache sympathisieren, in der du dich gegen meinesgleichen stellen würdest? Dir dabei helfen, meinesgleichen abzuschlachten?«
    »Ich bitte dich nicht, damit zu sympathisieren. Nur, es zu … verstehen.«
    Mit sanfterer Stimme erwiderte sie: »Das tue ich. Ich verstehe es. Aber jetzt ist nicht der passende Zeitpunkt, sich von dem Gedanken an eine Revolution mitreißen zu lassen. Wir müssen an uns selbst denken, an dich und mich. Das ist die einzige Sache, der wir uns gemeinsam verschreiben können. Ein Krieg würde uns zwangsläufig trennen.«
    Ich trat näher an Chara heran. »Ich bin dabei, mich in dich zu verlieben.« Ich sah, wie sie ihre Augen abwandte. »Liebst du mich auch?«
    »Ich kann nicht lieben.«
    »Nein? Was ist dann das hier?«
    »Ich sehne mich nach deiner Gesellschaft.« Sie machte eine Pause und suchte nach Worten. »Weil du mich interessierst.«
    Ich wollte die Sache nicht weiter vertiefen und sie so sehr reizen, dass sich ihr Leugnen in Zorn verwandelte. Deshalb lenkte ich uns von diesem intimeren Thema wieder in Richtung unserer gesamten Situation. »Ich verstehe deine Verbundenheit mit deinesgleichen. Aber ich habe auch eine Verantwortung gegenüber meinesgleichen.«
    »Gut für dich. Aber du wirst noch sehen, dass nur sehr wenige deiner Art so edel sind wie du. Es ist Zeitverschwendung, über diese Dinge nachzudenken. Aber wenn du abhauen und dich ihnen anschließen möchtest, dann bitte sehr. Kämpfe Seite an Seite mit Männern wie jenen, die mich geschändet haben.«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht dulde, was sie dir angetan haben!«
    »Diese Menschen sind Terroristen!«
    »Sie sind Guerilla.«
    »Das sind doch alles nur Begrifflichkeiten.«
    »Da hast du recht. Ich würde vielleicht eher einen Dämon als Terroristen bezeichnen. Weil er Menschen wie mich in Schrecken versetzt. Kannst du das denn dulden?«
    »Es ist alles schrecklich. Alles.« Ihre Stimme zitterte. »Alles. Deshalb will ich auch, dass es nur noch um uns beide geht. Keine Armeen, keine Rassen, keine Gefangenen oder Bestrafenden. Nur du und ich. Ist das denn so schrecklich?«
    »Nein«, seufzte ich. »Ist es nicht. Das wünsche ich mir doch auch mehr als alles andere.« Ich ging zu ihr hinüber und nahm sie zärtlich in die Arme, und dieses Mal war ich wegen der ständigen Schmerzen in ihren Flügeln vorsichtiger. Chara hatte sie auf ihrem Rücken zusammengefaltet, und ich streichelte sanft darüber. »Lass uns nach Pluto gehen. Ich habe den Winter sowieso immer lieber gemocht als den Sommer.«
    »Dann sollten wir aber bald aufbrechen. Oder vielleicht warten wir besser noch ein paar Tage, bis sie nicht mehr so intensiv nach mir suchen. Sie werden annehmen, ich sei schon längst abgehauen. Außerdem habe ich gehört, dass diese Engel-Gang, die durch die Stadt gerast ist, in ein paar Tagen wieder verschwindet. Ich bezweifle, dass die beiden, die nach meinem Blut schreien, hierbleiben werden.«
    »Gut. Dann habe ich Zeit, ein paar dickere Klamotten zu kaufen, meine Sachen zu packen und noch ein bisschen Geld zu verdienen, bevor wir gehen.«
    »Dann solltest du besser wieder nach Hause gehen und zur Arbeit. Verhalte dich ganz normal. Ich melde mich dann bei dir, irgendwie.«
    »In Ordnung. Aber wenn ich in ein paar Tagen immer noch nichts von dir gehört habe, dann komme ich her und sehe nach dir.«
    Chara widersprach nicht.
    Ich

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