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Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Titel: Tagebuch aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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wieder, aber sie können sterben. Genau wie Dämonen sind sie keine echten Seelen. Keine menschlichen Seelen. Wir sind nicht unsterblich, im Gegensatz zu euch Verdammten und den Engeln.«
    »Du hast gesagt, dass einige Dämonen dich jagen. Aber nicht alle?«
    »Ich glaube, dass die meisten meiner Art so tun würden, als hätten sie mich nicht gesehen, wenn sie mir begegneten … selbst Abbadon. Er ist der Befehlshaber der Dämonensoldaten in Oblivion. Aber in der Stadt gibt’s noch andere Dämonenrassen, die nicht zu meinesgleichen gehören und nicht so verständnisvoll sind. Ich kann hier trotzdem keinem Dämon mehr trauen, wenn ich ganz sichergehen will.«
    »Solltest du dann nicht aus Oblivion verschwinden? Irgendwohin, weit weg, in eine andere Stadt oder an einen abgeschiedenen Ort?«
    »Ich schätze, genau das werde ich auch tun.«
    »Worauf hast du dann die ganze Zeit noch gewartet?«
    Einige Herzschläge Stille, dann: »Ich habe darauf gewartet, dich zu sehen.«
    Ich hob meine Hand, um ihr über das verschwitzte schwarze Haar zu streichen, und küsste dann ihre feuchte weiße Stirn. »Ich möchte mit dir gehen.«
    »Einverstanden«, erwiderte sie, auch wenn sie in jenem Moment von ihren unvertrauten Gefühlen vielleicht zu peinlich berührt war, um meinen Blick zu erwidern.
    Wir sprachen noch nicht über unsere weiteren Pläne oder mögliche Zufluchtsorte. Stattdessen liebten wir uns erneut. Dieses Mal erlaubte Chara mir, eine etwas aggressivere Position einzunehmen, und so drang ich von hinten in sie ein und hielt sie an der Taille fest, während ich hungrig immer wieder in sie stieß. Ihre Drachenschwingen breiteten sich einmal mehr zu ihrer vollen Größe aus. Ich streckte die Arme nach ihnen aus und fuhr mit meinen Händen über ihre straffe Haut, packte sie schließlich an den Wurzeln und bohrte mich noch tiefer in Charas Körper hinein. Ich schrie ein paarmal stöhnend auf, als ich kam, und dabei klang ich, als würde ich gefoltert.

Achtundsechzigster Tag
    In den Pausen, wenn wir uns gerade nicht liebten, erzählte Chara mir von einigen der abgeschiedeneren Orte, an die wir fliehen konnten …
    Sie erzählte mir auch vom Roten Meer, das nicht weit entfernt lag. Es war ein Ozean aus lebendigem Blut. Ich stellte mir dieses Meer vor, wie es sich weit über den Horizont erstreckt, während mächtige, schaumgekrönte Wellen aus Blut Richtung Ufer rollen und an Obsidianfelsen und Stränden aus glitzernd schwarzem Sand brechen. Bei Ebbe verdickt sich das Blut in den flachen Gezeitenbecken. Regelmäßig werden Klumpen aus gelatineartiger Masse – klein wie eine Faust oder groß wie ein Wal – am Ufer angespült und von den aalartigen Kreaturen gefressen, die durch die Luft schwimmen. Chara versicherte mir, dass es auch Küstenstreifen gibt, an denen diese gefräßigen Aale weniger verbreitet sind. Sie warnte mich jedoch auch davor, dass gelegentlich Engel in Schnellbooten über das Meer rasen und die Verdammten mit Harpunen jagen, während diese versuchen, auf Flößen die abgeschiedenen Obsidian-Inseln zu erreichen, die hier und da vor der Küste liegen.
    Abgesehen von diesen kleineren Inseln befinden sich in den Klippen aus vulkanischem Glas, die turmhoch über einigen Teilen des Roten Meeres aufragen, vereinzelte Höhlen. Insgesamt erschienen mir diese Aussichten jedoch nicht sonderlich attraktiv – sie klangen nach einem recht kargen Leben. Ich gestand ihr, dass ich noch nie wirklich ein Naturbursche gewesen war und dass es mir schwerfiel, mich an den Gedanken zu gewöhnen, nicht mehr in einer Stadt zu leben.
    Außerdem, so erzählte Chara weiter, lag auf dem Grund dieses Ozeans eine Stadt namens Scheol. Sie zu erreichen war zwar alles andere als einfach, aber wir Verdammten konnten schließlich nicht wirklich ertrinken oder ersticken. Wenn man sich erst einmal in den abgeschlossenen Bereichen der Stadt befand, konnte man wieder richtig atmen. Die Dämonen, die über die Stadt wachten, gehörten einer Wasserrasse mit Kiemen an. Chara hingegen konnte sehr wohl ertrinken, weshalb man ihresgleichen auch nicht unter den Bewohnern der Stadt fand … und genau deshalb kam diese Stadt auch nicht für uns infrage, ebenso wenig wie eigentlich jede andere größere Stadt … zumindest hier in der Nähe.
    Etwas weiter entfernt lag eine möglicherweise etwas sicherere Gegend: eine gefrorene Ödnis aus Schnee und Eis, viele Tagesmärsche weit weg. Dort gab es kleinere Dörfer und eine größere Stadt namens Pluto,

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