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Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Titel: Tagebuch aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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Liebhaberin schmiegte. Ich sah, dass ihr Lächeln verblasst war. Sie öffnete die Augen und hob ihren Kopf, um mich anzusehen.
    »Du bist anders. Du bist der erste Mensch, von dem ich nicht wollte, dass er Angst vor mir hat.«
    »Ich will auch keine Angst vor dir haben.« Ich lächelte sie an.
    »Ich weiß nicht, warum ich dich hierher gebracht habe. Ich weiß überhaupt nicht, was ich hier mache.«
    »Du rebellierst. Gegen all das hier. Gegen die Engel und das, was sie dir jetzt antun wollen. Gegen deinen Job, der bestimmt genauso todlangweilig ist wie meiner. Gegen den Mangel an Freiheit, unter dem du ganz sicher genauso sehr leidest wie ich …«
    »Ich langweile mich tatsächlich«, gestand sie. Ihr Blick wanderte zur gegenüberliegenden Wand. »Wusstest du, dass wir Dämonen uns nur deshalb immer neue Arten ausdenken, um die Menschen zu quälen, damit die ganze Angelegenheit nicht mehr so langweilig ist?«
    Ich wollte erst einen Witz darüber machen, wie furchtbar das doch sein musste und wie sehr mir das Herz für die armen Dämonen blutete, aber tatsächlich verspürte ich noch immer Angst vor ihr. Deshalb schwieg ich.
    »Wir werden ebenso bestraft wie ihr, genau wie du gesagt hast. Wir sind nicht frei. Wir werden wie die Ameisen in einen Haufen hineingeboren. Nichts und niemandem im Universum wird Gerechtigkeit versprochen, aber trotzdem schreit mein Herz noch immer nach dieser nicht existierenden Gerechtigkeit, genau wie deines. Der Gerechtigkeitssinn des Vaters ist mir genauso fremd wie dir – wenn man nicht darüber nachdenkt, kann man ihn akzeptieren, aber wenn man den Fehler macht, ihn genauer zu analysieren, dann ergibt nichts mehr einen Sinn. Wenigstens hattest du eine Chance auf den Himmel. Ich und meinesgleichen werden als Erwachsene geboren, unser Schicksal ist besiegelt. Es gibt keinen Satan, keinen Luzifer, aber ich wünschte, es gäbe ihn – meinen eigenen Gott, der sich um seinesgleichen kümmert …«
    »Bist du jetzt mit mir zusammen, weil du dich langweilst? Weil das hier etwas Neues, Aufregendes für dich ist? Oder sind wir hier, weil du gerührt davon warst, dass ich dir Gnade erwiesen habe?«
    »Beides«, antwortete sie ohne zu zögern.
    Ich hingegen zögerte, bevor ich anfügte: »Es tut mir wirklich sehr leid wegen Verdelet. Wenn du nicht gekämpft hättest, um mich zu beschützen, wäre sie vielleicht noch am Leben.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber es ist nicht deine Schuld. Ich werfe es dir nicht vor.«
    »Das ist sehr christlich von dir.«
    Ihre brennenden Augen blickten flackernd zu meinen hinauf. »Du solltest mein Mitgefühl nicht so gering schätzen. Und du solltest es nicht als selbstverständlich ansehen.«
    »Das tue ich nicht«, versicherte ich. »Aber ich vertraue darauf. Ich weiß, dass du Integrität besitzt. Und Loyalität. Deshalb verstehe ich auch nicht, wie du Menschen wehtun kannst.«
    »Das ist mein Job. Ich wurde dafür geboren, das habe ich dir doch erklärt. Eine Ameise geht nicht zur Schule. Ich wurde genauso geboren, wie ich jetzt bin. Es liegt in meiner Natur. Die Tatsache, dass ich jetzt gegen meine Natur handle, zeigt, was für ein Freak ich inzwischen geworden bin. Wie sehr die endlosen Jahre des ewig Gleichen meine Gedanken verzerrt und mich in die geistige Umnachtung geführt haben. Ich wünschte mir beinahe, ich könnte wieder so werden, wie ich einst war.«
    »Bitte tu das nicht«, flüsterte ich und streichelte die weiche Rundung ihrer Schulter. »Das solltest du nicht einmal sagen.«
    »Deine Freundin aus dem Wald«, begann sie.
    »Caroline.«
    »Ich habe sie nicht eingeholt. Ich weiß nicht, ob sie es bis nach Oblivion geschafft hat oder nicht.«
    »Aber wenn du sie gefunden hättest, dann hättest du sie bestraft. Weil sie wollte, dass ich dich töte.«
    »Ich habe sie ja nicht gefunden«, blaffte Chara mich an. »Ich wollte dir das nur sagen. Du hast dich sicher schon gefragt, was passiert ist.«
    »Sie war nicht meine Freundin. Wir hatten nur einmal Sex. Aus Einsamkeit.«
    »Ich habe dich nicht danach gefragt, oder?« Sie seufzte und beruhigte sich wieder etwas. »Erzähl mir von dem Mann, der dich aufgesucht hat. Erzähl mir alles …«
    Ich berichtete ihr von Turners Besuch. Und ich erzählte ihr von dem Himmelsboten.
    »So furchteinflößend sie auch aussehen mögen, sie können genauso getötet werden wie wir Dämonen«, teilte Chara mir mit, um mich ein wenig zu beruhigen. »Sie sind zwar schwerer zu töten und heilen schneller

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