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Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Titel: Tagebuch aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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eine Handvoll Tunichtgute.«
    Scheiße. Wieder geriet mein aufgeregter Verstand ins Stolpern. »Na ja, was immer sie eben sein mögen.«
    Turner richtete sich auf. Er zog eine Metalldose unter seinem Gewand hervor, und für einen Augenblick zuckte ich in Erwartung einer Waffe zusammen. Er klappte die Dose auf – in ihr befanden sich Zigarren. »Kann ich Ihnen eine anbieten?«
    »Oh, nein danke. Die Dinger bringen einen um.«
    »Ha! Das ist lustig. Stört es Sie, wenn ich …?«
    »Aber nein, bitte sehr.« Ich stellte eine Kaffeetasse vor ihm auf den Tisch und bedeutete ihm mit einer Geste, dass er sie als Aschenbecher benutzen konnte.
    »Sind Sie sicher? Manche Leute hassen den Geruch wirklich.«
    »Eigentlich mag ich den Geruch von Zigarren und Pfeifen, obwohl ich sie nie selbst geraucht habe.« Da er einst Polizist gewesen war, erwähnte ich nicht, dass dasselbe für den Geruch von Hasch galt.
    Turner zündete die Zigarre an und blies Rauch aus. Er kostete den Moment genüsslich aus. Seinem Begleiter hatte er keine Zigarre angeboten. »Sehen Sie? Selbst in der Hölle finden sich noch kleine Vorzüge. Hier kann man rauchen, ohne sich vor den Auswirkungen zu fürchten.«
    »Vielleicht sollte ich dann ja doch noch damit anfangen.«
    Turner lächelte mich an und sagte in beiläufigem Tonfall: »Seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, war ich damit beschäftigt, mich mit Dämonen zu unterhalten. Mit allen möglichen Dämonen – von Charas Artgenossen bis hin zu Aufsehern. Niemand hat sie gesehen. Und wenn doch, dann geben sie es nicht zu.«
    »Es kann doch sein, dass sie bereits aus Oblivion geflohen ist und sie die Wahrheit sagen.«
    »Mm. Nun, das hoffe ich wirklich, um ihretwillen. Selbst Captain Abbadon behauptet, nicht zu wissen, wo sie sich aufhält. Dabei hätte ich angenommen, dass die anderen sie dank ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten im Bereich des Spurenlesens und des Aufspürens entflohener Menschen und dank ihres großartigen Geruchssinns schon längst hätten finden müssen.« Er zuckte ratlos die Achseln.
    »Deshalb bin ich mir ja so sicher, dass sie schon längst fort ist. Vielleicht sollten Sie einen Suchtrupp hinter Oblivions Stadtgrenzen schicken und …«
    »Oh, wir haben schon ein Team damit betraut.« Er blies erneut Rauch aus.
    Wie sehr würde das unsere Flucht nach Pluto erschweren? Und bestand diese Jagdgesellschaft aus Engeln, Dämonen oder – und das machte mir am meisten Angst – Himmelsboten?
    »Aber wenn sie noch immer hier in Oblivion ist«, fuhr Turner fort, »muss ich möglicherweise zu drastischeren Maßnahmen greifen. Sehen Sie, Mr. Butler und Mr. Franklin sind noch immer sehr verärgert darüber, wie sie behandelt wurden, und sie erwarten von mir, dass ich dafür sorge, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird.« Er machte ein Gesicht, das Sympathie bei mir hervorrufen sollte. »Ich habe daher Captain Abbadon mitgeteilt, dass ich erwarte, dass er seine Bemühungen steigert, den Dämon Chara ausfindig zu machen. Und ich habe ihm auch mitgeteilt, dass es gut möglich ist, dass wir bald jeden einzelnen Dämon in Oblivion werden einfangen und hinrichten müssen … jeden Einzelnen von ihnen … und dass wir sie mit brandneuen Dämonen aus Tartarus werden ersetzen müssen … um allen Dämonenrassen eine wichtige Lektion darin zu erteilen, wo ihre Loyalität wirklich liegen sollte.«
    »Das klingt sehr drastisch«, brachte ich hervor. Ich fühlte mich völlig benommen angesichts der Gleichgültigkeit, mit der Turner mir diese Möglichkeit vor Augen führte.
    »Nun, wir sprechen hier von Dämonen. Und wir sprechen von zwei Engeln, die von Dämonen misshandelt wurden. Dämonen sind ersetzbar, aber die Ehre eines Engels ist etwas ganz anderes.«
    »Natürlich«, murmelte ich.
    Turner ging zu meinem Fenster hinüber, an das ich Lyre so gelehnt hatte, dass sein Zyklopenauge auf die Straße hinunterblickte. Das Glas vibrierte unter den gedämpften Geräuschen, die das Maschinengebäude von sich gab, das die Skyline verdunkelte. Als der Inspektor das Buch hochhob und es in seinen Händen hin- und herwiegte, fühlte es sich an, als habe er mir mein Herz direkt aus der Brust gerissen und drehe es in seinen Händen hin und her. Er schlug das Buch vorne auf und las einige Zeilen der mir einst auferlegten Selbsterniedrigung.
    »Sie haben Ihr Übungsbuch aus Ihrer Universitätszeit behalten?« Er sah zu mir hoch.
    »Ja. Ich lese manchmal gerne nach, was ich da reingeschrieben habe. Um mich

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