Tagebuch aus der Hölle (German Edition)
Stadt befand. Bitte … kommen Sie herein ...«
»Damit Sie mich als Geißel nehmen können?«
Turner verzerrte das Gesicht. »Ich bin kein gewalttätiger Mensch. Ich mag es nicht, Gewalt anzuwenden, Brutalität … das habe ich nie. Ich bevorzuge subtilere Methoden.«
»Sie bevorzugen es, Spiele zu spielen. Das ist wie ein Sport für Sie.«
Die Tür öffnete sich noch weiter. Über Turners Schulter hinweg sah ich den Himmelsboten. Seine merkwürdig flachen, seltsam blind wirkenden Augen starrten mich drohend an. Ich wusste, dass er keineswegs davor zurückschrecken würde, Brutalität anzuwenden. Ich bemerkte, dass er genauso nackt war wie die Dämonen – sogar ohne den Lendenschurz, den er die letzten beiden Male getragen hatte, als ich ihm begegnet war. Das schwach leuchtende Wesen hatte nicht nur einen Penis, sondern, etwas tiefer, anstelle eines Hodensacks, auch eine unbehaarte, geschlitzte Wölbung. Ein Hermaphrodit. Es war seltsam, dass es so großzügig mit Fortpflanzungsorganen ausgestattet war, wo es doch weder Brustwarzen noch einen Nabel hatte.
»Solche Dinge bespricht man besser in etwas diskreterer Umgebung, denken Sie nicht?«, insistierte Turner höflich.
»Sie wollen, dass ich reinkomme und nicht mehr zu sehen bin, falls Chara doch noch herkommt. Erwarten Sie etwa, dass ich Ihnen dabei helfe, sie zu fangen?«
»Nun, es wäre weise von Ihnen, wenn Sie etwas kooperativer wären. Es ist noch nicht zu spät für Sie, sich reinzuwaschen, bevor Sie sich richtig in Schwierigkeiten bringen. Und das möchte ich nicht mit ansehen müssen – das möchte ich wirklich nicht. Sie müssen wissen, dass ich Sie schon längst hätte verhaften lassen können.«
»Bei Ihnen klingt das nach reiner Gnade. Aber der einzige Grund, warum Sie das nicht getan haben, ist, dass Sie nicht das Geringste beweisen konnten.«
»Das hier ist die Hölle, mein Freund, nicht der Oberste Gerichtshof. Ich muss nichts beweisen.«
»Sie haben mir bisher nur meine Freiheit gelassen, weil Sie dachten, ich könnte Ihnen von Nutzen sein, wenn ich frei bin.«
»Sehen Sie, es ist doch nur noch eine Frage der Zeit, bevor wir Chara fangen …«
»Vielleicht. Aber ich werde Ihnen nicht dabei helfen.«
»Lieben Sie sie? Ist es das?«
Schließlich trat ich doch in die Unterkunft. Turner ging einen Schritt zurück, um mir Platz zu machen. Der Himmelsbote tat dasselbe. Aber ich trat nur so weit ein, dass er mir die Tür nicht ins Gesicht knallen konnte. Dieses Mal hatte ich, da ich befürchtete, Charas Feinde würden mir zu ihrem Versteck folgen, beide gestohlenen Pistolen mitgebracht, versteckt in den tiefen Taschen der sackartigen braunen Jacke, die ich trug. Als ich die Wohnung betrat, deren Fußboden und Wände mit grünlichem Kupfer bedeckt waren, zog ich beide Waffen – die Glock sowie die klobige, kleinere SIG-Sauer P-225 Halbautomatik – aus meiner Jacke. Ich zielte mit ausgestreckten Armen mit beiden Waffen auf das Gesicht des Himmelsboten.
Das Wesen stürzte auf mich zu – aufgrund seiner Anspannung schien es nun heller zu leuchten. Aber Turner streckte einen Arm aus, um ihm den Weg zu versperren. »Nein, Nephi!«
Ich wandte mich an Turner: »Ich möchte Ihnen eine Frage stellen. Lieben Sie Nephi?«
»Sie sind kein Mörder. Tun Sie das nicht.«
»Im Leben war ich kein Mörder. Im Leben hätte ich vermutlich niemandem ins Gesicht schießen können, Mr. Turner. Aber seither habe ich eine Menge schrecklicher Dinge gesehen. Und, verdammt noch mal, ich glaube wirklich nicht, dass ich irgendetwas empfinden werde, wenn ich Ihren Geliebten erschieße.«
»Hören Sie mir zu …«
»Ja, Inspektor, um Ihre Frage zu beantworten – ich liebe Chara wirklich. Sind Sie mutig genug, zuzugeben, dass Sie Nephi auch lieben?«
»Ich liebe alle Himmelsboten und alle Engel, und …«
»Aber Sie ficken sie nicht alle, Inspektor. Schon gut, Sie müssen es nicht zugeben. Vielleicht ist Ihre Liebe ja nicht so tief … vielleicht ist Nephi ja nur ein kleiner Fick zum Zeitvertreib. Ich sehe, dass die Himmelsboten im wahrsten Sinne des Wortes zum Vergnügen geschaffen wurden, deshalb schätze ich, dass es keine Schande ist, wenn man im Himmel mal einen Schwanz lutscht … auch wenn mir das noch so heuchlerisch erscheinen mag.«
»Sie sind geschlechtslos!«, protestierte er. »Der Schöpfer hat sie zuerst erschaffen, aber sich dann dazu entschieden, ihre Geschlechtsmerkmale aufzuteilen, als Er uns schuf!«
Ich ignorierte ihn und fuhr fort: »Was
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