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Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Titel: Tagebuch aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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Schwarzen Kathedrale«, antwortete er.
    »Warum?«, schrie ich.
    »Weil du in der Hölle bist«, erwiderte der Dämon, und das genügte als Antwort.
    Ich leistete nun weniger Widerstand, während die mächtige Kreatur mich weiter mit sich zog, aber mein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Mir kam die vollkommen irrationale Idee, ihm mitzuteilen, dass ich ein Freund von Chara war … möglicherweise kannte er Chara aber gar nicht persönlich und hieß ihr rebellisches Tun auch nicht gut. Als ich mich wieder daran erinnerte, dass ich ja meine Waffen bei mir trug, dachte ich außerdem kurz darüber nach, eine aus meiner Jackentasche zu ziehen und dem Dämon in die Eingeweide zu schießen. Er hatte mich nicht durchsucht, da die Verdammten normalerweise nicht einmal in ihren kühnsten Träumen davon ausgehen konnten, eine Waffe mit sich zu führen – in dieser Hinsicht war die Hölle, schätze ich, tatsächlich sicherer als die Welt der Lebenden.
    Aber wenn ich gegen ihn kämpfte, würde ich vielleicht doch noch aus Oblivion fliehen oder mich zumindest verstecken müssen, und das ohne einen vernünftigen Plan … und ohne Chara. Aber wie lange würden sie mich in der Schwarzen Kathedrale festhalten? Lange genug, dass Chara denken musste, ich hätte sie verlassen? Schließlich entschied ich mich, nicht gegen meinen Fänger anzukämpfen. Falls Chara mich aufsuchen sollte, würde sie mein Tagebuch in meinem Zimmer finden, und sie wüsste sofort, dass ich niemals ohne es abgereist wäre. Und wenn sie mein Tagebuch las, wüsste sie außerdem, dass ich nie vorgehabt hatte, ohne sie zu fliehen.
    Mit großem Widerwillen und dem resignierten Fatalismus der Verdammten erlaubte ich es dem Dämon also, mich mit einiger Härte am mächtigen Sockel des Maschinengebäudes vorbei um die Hausecke und in die breitere Straße zu zerren, in der die Schwarze Kathedrale sich niedergelassen hatte.
    Ein Stück vor mir sah ich, wie ein weiblicher Dämon ebenfalls einen Gefangenen über die Straße zu dem bedrohlichen Bauwerk schleppte. Außerdem entdeckte ich zwei Verdammte, die, allerdings ohne Begleitung, die Vordertreppe hinunterschwankten – endlich frei, nach wer weiß wie langer Zeit und unbekannten Qualen. Einer der beiden schien heftig zu schluchzen, während der andere seltsam betäubt und leer wirkte.
    Ebenso wie das Maschinengebäude schien auch die Kathedrale aus unzähligen, miteinander verbundenen mechanischen Teilen zu bestehen. Der gesamte Bau war schwarz wie die Nacht. Aus verschiedenen Öffnungen zischte Rauch. Sie war nicht so riesig, wie ich erwartet hatte, und auf ihrer gesamten Länge schmal genug, um durch die Straßen der Stadt zu passen, wenn sie auf ihren Gleisen fuhr, aber trotzdem war sie äußerst imposant. Ich erkannte zahlreiche gezackte, mit Stacheldraht versehene Türme, sämtliche Buntglasfenster entlang ihrer Seiten schienen ausschließlich abstrakte oder geometrische Formen zu zeigen, und alle Fensterscheiben waren blutrot. Auf der Vorderseite des Gebäudes, über der breiten Treppe, die zur eisernen Doppeltür am Eingang führte, befand sich ein großes rundes Fenster, ebenfalls blutrot und von innen beleuchtet – wie der Krater eines Vulkans oder das Auge eines gigantisches Biestes, das nur darauf wartete, dass man ihm seine Opfer zum Fraß vorwarf.
    In das Metall der Doppeltür war eine Inschrift eingraviert, deren Buchstaben mit Rost ausgefüllt waren, sodass sie aussahen, als seien sie mit getrocknetem Blut geschrieben:
    Dies geisterhafte Schauspiel hast du selbst geschaffen!
– Goethe
    Obwohl ich es nie gelesen hatte, wusste ich, dass diese Zeile aus Faust stammen musste. Dass dieses Zitat hier zu lesen war, war die reine Provokation, aber ich war nicht in der entsprechenden geistigen Verfassung, um lange über seine Bedeutung nachzudenken. Als wir die Vordertreppe hinaufstiegen, hörte ich über meiner Schulter ein mitleiderregendes Jammern, und als ich mich umdrehte, sah ich, wie eine schwächliche ältere Frau aus einem der Häuser gezerrt wurde, die den Straßenrand säumten. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass sie schwach und kaum in der Lage war, zu gehen – und das bis in alle Ewigkeit.
    Am oberen Ende der Metalltreppe, die unter unseren Schritten schwankte, griff der Dämon in eine Öffnung in der Mauer der Kathedrale und zog an einer Kette. Vermutlich klingelte dadurch irgendwo eine Glocke, die verkündete, dass wir eingelassen werden wollten. Oder er hatte damit den Türmechanismus

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