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Tagebuch der Apokalypse 01

Tagebuch der Apokalypse 01

Titel: Tagebuch der Apokalypse 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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und besorgt gefragt, ob ich vielleicht wüsste, was in Übersee los ist. Ich musste ihr wieder mal erklären, dass ich, obwohl Marineoffizier, nicht weiß, wer John F. Kennedy umgebracht hat oder was in Roswell, New Mexico passiert ist. Ich liebe meine Mutter, aber sie treibt mich nochmal in den Wahnsinn. Ich habe sie nach bestem Wissen und Gewissen beruhigt, aber irgendwas stimmt tatsächlich nicht. Die Presse berichtet zu viel über diesen Quatsch. Dass die Journalisten spüren, dass sie verarscht werden, merkt man an den Fragen, die sie der FEMA, dem Weißen Haus und dem Heimatschutz stellen.
    Der Präsident hat eine Rede gehalten (die nur über FM zu empfangen war, vermutlich, um keine Aufmerksamkeit zu erregen) und den Leuten erzählt, es gäbe keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Das Medizinerteam der Navy in China hätte einen unserer Ärzte nach Hause schicken müssen, weil er zu krank ist, um im Behelfslazarett bleiben zu können, in dem er zu tun hatte. Eine andere seltsame Sache ist: Meine Staffel sollte laut Plan nächsten Monat wegen einer Übung im Pazifik nach Atsugi in Japan verlegt werden, doch das Ganze wurde abgeblasen.
    Ich hab den Skipper gefragt, was das soll, aber er hat nur gesagt, man wolle kein Risiko eingehen: Es gäbe Gerüchte über »Kranke« in der Gegend von Honshu. Er wirkte ganz locker dabei und meinte, ich solle mir keine Sorgen machen. Irgendwas an dieser Sache ist mir aber wirklich nicht ganz geheuer. Mittlerweile denke ich ziemlich oft darüber nach. Ich habe irgendwie das Gefühl, es wäre besser, mich mit Wasser und Lebensmitteln zu bevorraten.
    10. Januar
    7.00 Uhr Statt Schlaf gab es letzte Nacht pausenlos Nachrichten, um nichts zu verpassen. »Ich kann dem amerikanischen Volk versichern, dass wir alle Anstrengungen unternehmen, damit diese Epidemie die Grenzen Chinas nicht überschreitet.« Mehr, Alter, mehr, gib uns den unwiderstehlichen Südstaaten- Akzent. Ich war heute bei WalMart und habe, nur für den Fall, dass ich krank werde und zu Hause bleiben muss, ein bisschen was eingekauft: einige Flaschen Wasser und Rindfleisch in Dosen. Dann war ich noch auf dem Stützpunkt, um mit meinem Freund vom Nachschub zu quatschen. Er sagt, dass er sich für einen neuen Nomex-Fliegeranzug von einigen Einmann-Rationen trennen könnte. War kein Problem für mich, denn ich habe mehrere Dutzend von diesen Anzügen. Ich suchte einen weniger abgetragenen raus und brachte ihn rüber. So habe ich, wenn ich zu Hause bleiben muss, wenigstens etwas Abwechslung auf dem Speisezettel, obwohl Einmann-Rationen wegen ihres Gewichts und der Größe der Verpackungen nicht gerade das Optimale sind, wenn man stiften gehen will.
    Von Vance (meinem Nachschubmann) erfuhr ich, dass er eine Online-Rechnung gesehen hatte, die belegte, dass die Regierung mehrere tausend Behälter mit Einmann-Verpflegung zur NORAD sowie zu einigen anderen Stützpunkten im Nordwesten in Marsch gesetzt hat. Ich fragte ihn, ob das normal sei, und er sagte, all diese Einrichtungen hätten solche Verpflegungsmengen seit der Kuba-Krise nicht mehr geordert. Eins steht für mich fest: Wenn die Sache so ernst ist, dass sich die hohen Tiere für mehrere Monate einschließen wollen, ist sie schlimmer als ich dachte.
    10.42 Uhr
    Ich habe meine »verzehrfertigen« Einmann-Rationen abgeladen und bemerkt, dass ein Paket aufgeplatzt war. Der Geruch von »Fall Ac- Proviant erfüllte die Luft und erinnerte mich an alles, was ich seinerzeit bei einem mitunglaublichem Aufwand betriebenen Bodeneinsatz im Arabischen Golf verzehrt hatte. Ich hatte mich dort überhaupt nicht wohlgefühlt. Es war ständig brüllend heiß, und wenn ich an Bord des Schiffes war, wurde es auch nicht besser. Ich überprüfte meinen Batterievorrat. Alle sechs Batterien waren im grünen Bereich. Dies ließ mich an Bryce denken, denn er hatte die alten U-Boot-Batterien für mich »geklauft. Früher, als U-Boote noch mit Diesel statt mit Kernkraft angetrieben wurden, liefen sie unter Wasser mit Batterien, die nach dem Auftauchen mit einem Dieselgenerator wieder aufgeladen wurden. Manche Länder verwenden die alten Dieselboote noch immer. Das ist im Prinzip eine gute Idee, doch wenn man sie mit Sonnenenergie auflädt, dauert es beträchtlich länger, nämlich zehn statt drei Stunden - aber dafür gibt’s die Sonne immerhin gratis.
    Mir fehlen meine Schwestern, Jenny und Mandy. Seit ich beim Militär bin, sehe ich sie nicht mehr oft, und inzwischen sind sie beinahe erwachsen.

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