Tagebuch der Apokalypse 02
Tagen (oder war es erst gestern?) kamen wir an einem klotzigen alten Sattelschlepper vorbei, der quer über der Straße stand. Er war voller hochkalibriger Einschusslöcher und Schrapnellmarkierungen. was meine Neugier erregte. Nachdem wir rings um das Wrack ein sicheres Gebiet freigemacht hatten, gingen wir rein. Wir prüften den Wagen aus allen mög-liehen Blickwinkeln und entdeckten nach eingehender Untersuchung. dass es ein Futtertransport war. Das Futter hatten Wasserschäden und die Sommerhitze längst ungenießbar gemacht. Als ich auf das Trittbrett stieg und ins Führerhaus lugte, gab Saien mir Deckung. Es war leer. Innen waren keine Kampfspuren zu sehen, und es gab auch kein mit irgendwelchen Überraschungen aufwartendes Schlafabteil. Es war ein Nahverkehrslaster. Der Besitzer wohnte wahrscheinlich keine hundertfünfzig Kilometer von der Stelle entfernt, an der er den Wagen hatte stehen lassen müssen. Vielleicht war der unbekannte Beiträger zu dem Dinosaurier, der einst die US- Wirtschaft gewesen war, noch irgendwo aktiv und stand mit dem Rücken an einer verrammelten Tür.
Im Führerhaus bemerkte ich ein CB- Funkgerät. Ich sah mit einem Blick, dass es ziemlich unkonventionell angeschlossen war: überall unter dem Armaturenbrett und rund um die Gangschaltung hingen Drähte herum. Als ich dem Antennenkabel aus dem Führerhaus nach draußen folgte, fiel mir auf, dass auch dies nicht gerade straff verlegt war. Ich ging zu unserem Laster zurück, um die Dose mit den Zündkerzenscherben zu suchen, damit ich ins Führerhaus kam, um das Funkgerät zu bergen.
Als ich zum Laster ging, stieß Saien einen Pfiff aus und deutete hinter mich. Eine Kreatur näherte sich uns. Sie gaffte uns an wie ein Löwe, der auf sein Opfer zugeht. Mit leicht gekrümmten Fingern, den Buckel hochgezogen, kam es vorsichtig näher. Als ich meine Pistole zog, schaltete das Ding in einen offensiveren Modus um und beschleunigte sein Tempo. Ich drückte gelassen ab und schoss ihm die rechte Wange weg. Es ging weiter, weswegen ich zurückwich, bis ein Kleinlaster mich am weiteren Fortkommen hinderte. Ich schoss weitere Kugeln ab, bis das Ding keinen halben Meter vor meinen Stiefeln auf die Straße fiel. Es zuckte noch ein paar Sekunden, dann löste sich das letzte Quäntchen an Bösem von seiner jämmerlichen Existenz.
Ich schüttelte das Erlebnis ab und ging zum Laster weiter. Mit einem Händchen voller Zündkerzenscherben haute ich der Scheibe an der Fahrerseite bedächtig einen rein. Die Scheibe zerbrach ohne großen Lärm. Den meisten Lärm erzeugten die zu Boden fallenden Glasscherben, die auf Trittbrett und Tank prasselten. Innen roch der Wagen sehr alt. Monatealter Schimmel und von der Sonne gebleichte Gewebepartikel wirbelten in der Luft des Führerhauses umher. Ich sammelte alle Keramikscherben auf, die ich fand, und nahm mir dann mit dem Multitool das CB- Funkgerät vor. Zuerst versicherte ich mich, dass ich während der Arbeit gedeckt wurde, denn ich musste die Tür offen lassen, um unter das Armaturenbrett zu kommen, wo ich Drähte zu lösen hatte. Die Sache dauerte etwa eine Viertelstunde, denn ich wollte vermeiden, dass das Funkgerät oder die Drähte beschädigt wurden. Beim Ausbau des Geräts bemerkte ich unter dem Sitz ein zweites, das mit seinen eigenen Strippen umwickelt war. Das alte Funkgerät des Truckers hatte wohl den Geist aufgegeben, ihn gezwungen, sich ein neues zuzulegen und es auf einer Raststätte sozusagen zwischen Tür und Angel einzubauen.
Ich holte das Gerät aus dem Führerhaus und legte es samt Antenne auf den Rücksitz unseres Lasters. Ich schnappte mir mein Fernglas, ging zum Truck zurück und kletterte auf den Hänger. Ich schaute in alle Richtungen und gewann den Eindruck, dass momentan mehr Untote unterwegs waren als vor einigen Tagen. Ich rief Saien zu, wie ich die Lage einschätzte, und wir tauschten die Plätze. Saien stimmte mir zu, dass es in diesem Gebiet mehr Untote gab. Als ich das CB- Funkgerät mit unserem Laster verkabelte, hielt er mir den Rücken frei. Mit einigen ausgebauten Teilen aus herumstehenden anderen Wracks gelang es mir, das Gerät besser zu befestigen als sein Vorbesitzer. Schließlich schaute ich mir den Tank des Sattelschleppers an. Er enthielt genug Treibstoff, um unseren Laster wieder voll zu machen. Wir nahmen die Sache in Angriff, wobei wir die Umgebung ständig nach Gefahren absuchten. Nach dem Abzapfen des Dieselöls wollten wir das Funkgerät testen. Der Empfang
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