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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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nach Süden am Highway 59 entlang heute wieder aufnehmen.
    Bevor ich zu weit im Süden bin, muss ich noch ein paar Dinge auftreiben. Damit ich mich nicht verlaufe, brauche ich einen Straßenatlas. Jodtabletten oder eine andere Methode zur Reinigung von Wasser sind auch keine schlechte Idee. Betrachte ich meine gegenwärtige Route, so habe ich keine Ahnung, ob die Straße genau in eine mittelgroße Stadt hineinführt oder zu einer Interstate- Kreuzung. Ich muss meinen Kram neu verpacken, um schneller ans Fernglas ranzukommen. Bevor ich - in etwa einer Stunde - aufbreche, reibe ich meine Waffen mit Öl und dem Lappen vom Segelboot ein. Kommt mir so vor, als wäre es schon eine Ewigkeit her.
    Im Krieg wird niemand entlassen! (Sagt Kipling.)

Hirschjäger
    12. Oktober
    21.00 Uhr
    Als ich heute Morgen abmarschierte, war mein Zeug gut verpackt, und ich hatte die Riemen meines Rucksacks für den langen Marsch nach Süden ideal justiert. Mir fiel auf, dass meine Kleider etwas lockerer saßen als vor ein paar Wochen. Ich weiß auch, dass ich ständig Hunger habe, weil ich pausenlos in Bewegung bin. Zum Glück ist dieses Gebiet der Vereinigten Staaten vergleichsweise flach. Ich wäre vermutlich draufgegangen, hätte ich die Rocky Moutains mit meinem geringen Proviant überqueren müssen. Nachdem ich eine Stunde langsam nach Süden geschlendert war, sah ich etwa hundert Meter entfernt durch das Glas einen Hirschbock.
    Der Hunger lenkte mich, als ich kniend in Stellung ging und den Rucksack lautlos an einem alten Baumstumpf absetzte, der leicht wiederzufinden war. Ich pirschte an den Hirsch heran und hielt mich dabei, um eine Entdeckung zu vermeiden, dicht an den Bäumen. Es ist fast unmöglich, mit einer 9mm MP etwas zu erschießen, das hundert Meter von einem entfernt ist. Ich musste auf zwanzig Meter heran, damit mein Schuss etwas brachte. Ich näherte mich dem Bock, ohne dass er mich bemerkte. Aus fünfzig Metern Entfernung musterte ich ihn nochmal durchs Fernglas, um mich zu versichern, dass er ein vernünftiges Ziel bot. Ich versuchte ihn einzuschätzen, um in Erfahrung zu bringen, dass die Untoten ihn nicht verletzt hatten. Ich sah aber keine Bissstellen, und er machte einen relativ gesunden Eindruck. Seine Muskeln spannten sich beim Gehen und Grasen. Er erschien mir weder zu mager noch zu alt. Die Anzahl seiner Geweihspitzen konnte ich wegen des es einhüllenden Laubes nicht zählen. Ich schaute hinter mich, um sicherzugehen, dass ich nicht von Untoten beobachtet wurde und meinen Rucksack am Baumstumpf noch sah. Ich war etwa dreißig Meter an den Hirsch rangekommen, als er die Lauscher aufrichtete und spürte, dass etwas passierte. Vielleicht war es der Geruch eines lebendigen Menschen - oder vielleicht war ich auch nicht so leise wie beabsichtigt.
    Ich hob die Waffe und legte auf den Hirsch an. Mit dem Daumen prüfte ich, ob die Waffe auf Einzelschuss gestellt war. denn ich hielt es nicht für notwendig. Munition an meine Beute zu vergeuden. Für mich hieß es jetzt oder nie, denn ich hatte die dunkle Vorahnung, dass der Hirsch sich gleich erschrecken und abhauen würde.
    Ich gab zwei Schüsse ab und erwischte ihn am Hals und hinteren Schädel. Der Hirsch fiel auf die Seite, stand wieder auf und fing an zu laufen. Ich lief hinterher, verwünschte mich - halb stumm und halb laut vor mich hin. Wie blöd war ich doch; wie gierig und leichtsinnig. Ich konnte es nicht ausstehen, Tiere zu töten, es sei denn, es war absolut nötig, um nicht zu verhungern, doch jetzt hatte ich das Tier vielleicht umsonst getötet und verloren. Ich folgte eine Zeit lang seiner Blutspur. Es kam mir wie eine Stunde vor, wobei ich sorgfältig die Entfernung von meinem Zeug und dem Highway schätzte, um mich nicht zu verlaufen.
    Die Blutstropfen führten mich in ein kleines Tal und hinter ein Hügelchen. Ich lief das Hügelchen sorglos hinab und drum herum und dachte nur an meinen knurrenden Magen. Dann kam ich aus dem Buschwerk heraus und landete mitten in einem Rudel von dreizehn Untoten, die sich an meiner Beute labten. Sie knieten vor dem gefallenen Hirsch und kratzten und bissen in sein Fell. Einer hatte das Tier an der Stelle aufgerissen, an der meine Kugel eingeschlagen war. Mein schlechtes Gewissen und mein Zorn übermannten mich, als ich sah, wie sie das Tier verschlangen. Die Augen des armen Viehs waren offen, und als mein Blick über die um es versammelten Untoten schweifte, hatte ich den Eindruck, dass es mich anschaute und sagte:

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