Tagebuch der Apokalypse 02
Eiterschlieren rings um das Fahrzeug sprechen eine deutliche Sprache. Der arme Hund war vermutlich tage- oder wochenlang umzingelt, bevor er aufgegeben und Selbstmord begangen hat.
Meine Landkarte ist so gefaltet, dass sie das Gebiet zeigt, in dem ich mich befinde. Sie ist keine Neuerscheinung, deswegen kann sie die Region nicht so darstellen, wie sie jetzt ist. Aber sie ist besser als nichts.
Am westlichen Horizont sammeln sich Gewitterwolken. Es besteht die Möglichkeit, dass ich eine feuchte Nacht erlebe, falls ich tatsächlich unter freiem Himmel schlafe. Ich habe das Gefühl, dass bei mir eine Erkältung im Anmarsch ist. Hoffentlich ist es nichts Schlimmeres.
21.34 Uhr
Jemand verfolgt mich. Nachdem ich meine Ruhezone heute Nachmittag verlassen habe, klingelte das Satellitentelefon. Es war ungefähr 13.55 Uhr. Ich hätte den Anruf beinahe verpasst. Das Telefon steckte unter dem Oberteil des Rucksacks; die Antenne lugte an der rechten Seite heraus. Als ich das schwere Ding endlich vom meinem Buckel runter hatte, hatte es bereits dreimal geklingelt. Ich drückte auf Sprechen und lauschte dem vertrauten Klang der digitalen Abfolge, als die Satellitentextdaten für den Downlink komprimiert wurden .
Die Verbindung ging sofort nach dem letzten Wort flöten. Ich zückte schnell mein Fernglas und suchte die Gegend hinter und nördlich von mir ab. Ich sah keine Spur meines nicht identifizierten Verfolgers. Das Telefon räumte mir keine Möglichkeit ein, Fragen zu stellen oder die Textkommunikation zu lenken. Irgendwas stimmt nicht an der Beziehung zwischen mir und der Einheit am anderen Ende dieses Telefons. Vielleicht gibt es ein Problem mit dem Satellitennetz, das nur Übertragung um etliche Ecken ermöglicht. Es muss doch eine Datenverbindung der Drohne am Himmel zu einem Steuerzentrum geben, in dem sie gelenkt und ihre Bildschirme überwacht werden.
»Dreißig Untote, zwei verstrahlt.« Das kann nur eins bedeuten. Dallas, Texas. Ich habe gesehen, wozu Untote dieser Art fähig sind. Und nun, da ich weiß, dass sich in meiner Umgebung zwei dieser Dinger aufhalten, werde ich meine Anstrengungen verdoppeln, um den Kontakt mit jedem Einzelnen zu vermeiden.
Momentan regnet es. Ich habe Unterschlupf im Führerhaus eines Farmtraktors gefunden, der allein auf einem großen Feld steht, das von einem kaputten Rinderzaun umgeben ist. Die Hinterachse der Karre ist von einer Menge Stacheldraht umwickelt; fraglos das Ergebnis eines Versuchs, den Zaun niederzuwalzen. Noch ein Relikt aus alten Zeiten. Hin und wieder kneife ich die Augen gerade so weit zusammen, um da draußen etwas zu sehen. Gerade genug, um mich davor zu fürchten, meinen Unterstand zu verlassen und so schnell wie möglich durch die texanische Nacht zu rennen.
Mein Verstand gaukelt mir fortwährend etwas vor, damit ich glaube, ich sähe in der Ferne sich rasch bewegende, verstrahlt glühende Untote. Es ist kalt hier. Ich habe meine Beine in den Mumiensack gesteckt. Es scheint gut zu funktionieren. Der Traktor ist ein John Deere in Grün. Genau wie die Farbe, die ich alle paar Minuten durch mein NSG sehe, wenn die Paranoia mich übermannt und zum Umschauen zwingt.
Ob der Mann, der mich verfolgt, die gleiche Furcht empfindet? Morgen ziehe ich durch das zeitweilig sichere Gebiet weiter nach Süden, zurück nach Hause.
15. Oktober
8.00 Uhr
Beim Aufwachen leuchtete die Sonne über den Horizont genau in mein Gesicht. Habe erneut über die beim gestrigen Anruf erhaltene Telefonbotschaft nachgedacht. Heute werde ich auf dem Weg nach Südwesten pausenlos hinter mich schauen. Wenn der Lagebericht des Satellitentelefons sich als wahr erweist, muss ich in nächster Zukunft mit einigen Schwierigkeiten rechnen. Der Mumiensack wird um meinen Zivilrucksack gewickelt, um meine Sichtbarkeit für jeden zu verringern, der mich verfolgt. Der Mann geht zu Fuß. Um ihm zu entgehen, wäre es vielleicht das Beste, einen Wagen aufzutreiben, ihn mit dem Solarladegerät zum Laufen zu bringen und mit der Handpumpe den Treibstoffzusatz einzuspeisen. Der einzige Nachteil dieses Plans ist, dass der Einsatz des Ladegeräts an einer Autobatterie für einen Startversuch mich einen ganzen Tag kostet. Außerdem muss ich die Karre dann wahrscheinlich auch noch kurzschließen. Ich muss einen Wagen finden, dessen Zündschlüssel noch steckt - was in den meisten Fällen wohl bedeutet, dass auch sein Besitzer noch drinsteckt.
9.00 Uhr
Ich habe mit dem Ende einer Rattenfalle ein Loch in den
Weitere Kostenlose Bücher