Tagebuch der Apokalypse 02
Unterdrückungsbereiche an. Rote Kreise um Zielgebiete sind Gefahrenzonen. Ein sicherer grüner Korridor stellt den zwischen den Gefahrenzonen im Süden liegenden, empfohlenen Weg dar. Die Kreise sind dort, wo die Lärmunterdrücker stehen, nicht ganz rund, wahrscheinlich aufgrund des Terrains und anderer Faktoren, die Geräuschübermittlungen einschränken. Die Landkarte wurde allem Anschein nach von einem Computer erstellt. Interessant sind auch die orange markierten Gebiete von Dallas und New Orleans, die das internationale Strahlungssymbol zeigen. Die Flächen bedecken ein beträchtliches Gebiet um diese Städte und weisen an ihrem spitzen Ende wie Tränen nach Osten. Es sieht so aus, als zeige das Orange die Grenzen des radioaktiven Niederschlags unter Berücksichtigung des Windes an.
Die Lärmunterdrückungszone von Texarkana ist aus mir unbekannten Gründen fast um ein Drittel größer als die beiden anderen. Der empfohlene Ausweichpfad führt mich südöstlich an Marshall vorbei über den Highway 80 und dann nochmal dreißig Kilometer nach Südsüdosten. Die sichere grüne Zone endet etwa fünfundzwanzig Kilometer östlich von Carthage. Ich weiß nicht, was passiert, wenn die Batterien der Klangköder in diesen drei Städten leer sind. Bei ihrem letzten Lauf wurden sie von atomaren Sprengköpfen in Fetzen gerissen und haben so viele Lebende wie Tote mitgenommen. Das Beste ist wohl, davon auszugehen, dass die Toten sich dann wieder zerstreuen und auf die Suche nach Nahrung begeben. Mit dem Zeug, das ich schleppen muss, schaffe ich höchstens fünfundzwanzig Kilometer am Tag. Wenn ich der verschwurbelten Übermittlung glauben kann, ist der mich abschirmende Lärm in zwölf Stunden zu Ende.
Zur Dokumentation gehören auch Schätzungen hinsichtlich der Infizierten und der nordamerikanischen Verluste. Laut diesen Berechnungen geht man in beiden Fällen von ungefähr 99 % Betroffener aus. Nach der letzten Volkszählung, an die ich mich erinnere, hatten die USA etwas mehr als dreihundert Millionen Einwohner. Da kann man sich an den Fingern einer Hand ausrechnen, dass mir etwa 297 Millionen untote Gegner gegenüberstehen. Und diese Zahl steigt fraglos mit jedem weiteren Tag. Untote können sich Fehler leisten. Sie können es sich leisten, in einen Abgrund zu stürzen, vom Blitz getroffen oder durch den Brustkorb geschossen zu werden. Die Lebenden gebieten nicht über diesen Luxus. Jeder Fehler, den ein Lebender macht, bringt ihn der Wahrscheinlichkeit näher, sich hundertprozentig anzustecken. Meine Zahlen schließen die zahllosen Untoten nicht ein, die ich ausradiert habe oder die bei den nuklearen Attacken am Jahresanfang draufgegangen sind.
Eine große, gefaltete topographische Landkarte von Ost-Texas gehört ebenfalls zur Dokumentation. Sie besteht aus wasserfestem Material, ist mit Illustrationen weit verbreiteter essbarer Pflanzen dieser Region versehen und erläutert verschiedene Wassersammelverfahren. GPS ist nicht mehr. Diese Karte wird mich, im Verein mit dem Straßenatlas, den ich noch irgendwo organisieren muss, meinen Weg nach Hause finden lassen.
Nach einer nochmaligen Überprüfung der Dokumente ging ich hinaus und schaute mir das Gelände an, um meine neuen Waffen zu testen. Die Umgebung war sauber, also unterzog ich das M4 einem schnellen Belastungstest. Ich sah durch die Zieloptik Mir fiel sofort auf, wie gut sie war. Ich konnte mit ihr zwar keine Nägel einschlagen, aber für einen Kopfschuss war sie allemal geeignet. Ich traf problemlos ein paar golfballgroße Steine in fünfzig Meter Entfernung und zerlegte sie zu Staub. Nachdem ich mit der Knarre vierzig Schuss verballert hatte, zerlegte ich sie und schaute sie mir von innen an. Später setzte ich sie wieder zusammen und gab nochmal zehn Schuss ab, um sicherzugehen, dass alles so lief, wie es laufen musste. Ich hatte jetzt nur noch 450 Schuss von der .232 Munition, so dass ich nun auch nicht mehr ganz so viel zu schleppen hatte.
Bevor ich den Laserkennzeichner untersuchte, klemmte ich das Funkfeuer ans linke Schulterteil meiner Weste. Dann schnippte ich den Kennzeichner an und drückte den Schalter auf dem seitlichen Handschutz. Sobald ich ihn drückte, hörte ich einen Piepton, der schneller wurde, je länger ich drückte. Nachdem ich langsam bis drei gezählt hatte, ließ ich den Schalter los. Ich wollte sichergehen, dass das Ding funktionierte und in meiner Umgebung keine Bombe fiel. Zufrieden mit der M4, nahm ich die Glock und feuerte
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