Tagebuch der Apokalypse 02
einem Stoß meines Stiefels auf. Der Raum war vor langer Zeit verlassen worden und stark heruntergekommen. Hier war seit Monaten niemand mehr gewesen. Es sieht aus, als hätten sich die Menschen, die hier gewohnt haben, schon lange vor dem Ausbruch dieser Pest davongemacht.
Ich schaute mich im gesamten Parterre um und zog alle Vorhänge beiseite, damit das Haus in seinen dunklen Ecken keine Teufeleien vor mir verbergen konnte. Nach der Überprüfung des Erdgeschosses begab ich mich über die vermutlich am lautesten knarrende Treppe des Planeten Erde nach oben. Ich behielt Recht. Oben angekommen sah ich, dass das Haus sauber war. Nichts reagierte auf den Krach, den ich auf dem Weg nach oben veranstaltet hatte. Trotzdem. Ich war mehr als einmal in Todesgefahr geraten, weil ich die langsame Tödlichkeit der Ghoule unterschätzt hatte. Ich suchte das obere Stockwerk mit der gleichen Nervosität, Gründlichkeit und Angst ab, die ich seit Monaten in meinem Inneren bewahrte. Als ich von einem Zimmer zum anderen ging, trieb mein Geist in finstere Alpträume jener Art ab, die mich darüber spekulieren ließ, was ich im Falle einer Infektion tun würde. Ich dachte sofort an Selbstmord und daran, mit einer Kugel im Hirn zu enden. Vielleicht würde ich eine ominöse, aber witzige Botschaft hinterlassen, wie der junge Lagerarbeiter, den ich - wie mir schien - vor Jahren getötet hatte. Wie lange war es wirklich her?
Ich schreckte aus meinen morbiden Gedanken hoch, ging weiter von einem Raum zum anderen, überprüfte Wandschränke und schaute unter die Waschbecken im Badezimmer, denn ich wollte sichergehen.
Angenommen, jemand lag unter dem Bett? Angenommen, es war ein Kleinkind?
Ich musste innehalten. Hatte ich wirklich unter allen Betten nachgesehen? Sind wir nicht vielleicht doch ein bisschen zwanghaft? Ich durchsuchte oben alles noch einmal und tat unten das Gleiche, bevor ich mein Zeug reinholte und sämtliche Türen und Fenster im Hause verschloss. Ich bemerkte vier Zierkerzen an verschiedenen Stellen des Wohn- und Speisezimmers. Ich brachte sie zusammen mit meinem Zeug nach oben und suchte mir das Schlafzimmer der Hausherren als Basis meiner Schlafunternehmungen aus. Auf dem Bett waren keine Laken und unter der Matratze keine toten Kleinkinder.
Ich zündete die beiden längsten Kerzen an und stellte sie auf die leere Kommode am Fußende des Bettes. Mein Gepäck baute ich am Fenster auf, damit ich stiften gehen konnte, falls sich meine Lage in der Nacht verschlechterte. Ich schloss auch die Schlafzimmertür ab und schob eine Kommode davor, für den Fall, dass ich mir Zeit erkaufen musste. Dann überprüfte ich das Fenster, um zu erfahren, ob es sich im Notfall schnell öffnen ließ. Inzwischen war es so dunkel, dass ich das NSG dazu verwenden konnte, einen 180 Grad- Blick aus dem Fenster zu werfen und nach Anzeichen für wandelnde Leichname Ausschau zu halten. Ich sah keine.
Als ich im Finsteren saß und dem Knarren des Hauses im Nachtwind lauschte, dachte ich detaillierter über die Ereignisse dieses Tages nach. Es führte aber lediglich zu noch mehr Verwirrung.
Warum las mich die C-130- Frachtmaschine nicht auf irgendeinem Flugplatz in der Nähe oder an einem gesäuberten Landstreifen auf?
Wer oder was ist Remote Six?
Statt Schafe zu zählen, zähle ich unbeantwortete Fragen, bevor ich, vorn flackernden Licht mich glücklich stimmender Kerzen bewacht, in einen tiefen Schlaf versinke ...
Kerzen, die das Gegenteil dessen tun, wozu sie da sind.
Durchs Nadelöhr
14. Oktober
8.00 Uhr
Ich habe die letzte Nacht fest und ohne Störung geschlafen. Ich habe von den Klangködern geträumt. Vielleicht hat der Wind sich auch gedreht und mein Unterbewusstsein sie tatsächlich wahrgenommen. Die Sonne geht am östlichen Himmel auf. Ich hatte genug Zeit, um die restliche Dokumentation zu studieren, die mit der Ausrüstung vom Himmel gefallen war, und ein paar Zielübungen mit dem M4 und dem G19 zu veranstalten. Zur Dokumentation gehört auch eine Landkarte der anvisierten Hurrikan-Lärmunterdrückungsziele. Die drei Einheiten wurden in Shreveport (Louisiana), Longview (Texas) und Texarkana (Texas/Arkansas) eingesetzt und sind laut der Satellitentelefon-Mitteilung unterschiedlich laut eingestellt.
Momentan halte ich mich einige Kilometer nördlich von Marshall auf, was bedeutet, dass ich die Strecke von Longview nach Shreveport teilen muss, um eine maximale Gefährdungsvermeidung zu erzielen. Die Lärmunterdrückung zeigt
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