Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)
sein, dass wir mit der Kiste zusammen einbrechen und dann ebenfalls da unten liegen.«
Nachdem dies geklärt war, fingen sie an, ihre Seilanker ins feste Eis zu schlagen. Drei Anker pro Seil wurden an unterschiedlichen Stellen festgemacht, um die Möglichkeit zu reduzieren, ein Seil zu verlieren. Als alle Verankerungen befestigt waren, warfen Bret und Crusow ihre Seile in den Abgrund. Sie hörten, dass sie gegen die Eiswand klatschten und hinabfielen. Es war nicht ganz einfach, die Geschirre aus den Tornistern zu holen, da ihre dicken Handschuhe die Geschicklichkeit der Finger beeinträchtigten. Es war, als versuche man, eine Tür mit dem Ellbogen zu öffnen. Als die beiden Männer die Geschirre angelegt hatten, wurde der Wind stärker. Sie überprüften sich gegenseitig, um sicherzugehen, dass ihre Ausrüstung abstiegstauglich war. Crusow riss sich die Schneeschuhe von den Füßen und band sie mit einem Stück Kordel an den Tornister. Dann klemmte er die spitzen Stahlspikes an seine Stiefelsohlen und stampfte auf den Boden, um zu prüfen, ob sie wirklich fest saßen.
Anschließend zog er die Motorola-Funke aus der Jacke und tastete nach dem Sendeknopf. »Mark? Bret und ich gehen jetzt runter. Es dauert vielleicht eine halbe Stunde oder so, bis wir unten sind und starten. Ende.«
Crusow, an HF-Funkgeräte gewöhnt, ertappte sich dabei, dass er die Meldung mit dem Wort »Ende« beendete, statt das automatische Piepsen seine Arbeit tun zu lassen.
Mark erwiderte: »Verstanden, Mann. Kung und ich sind am Hundezwinger und fangen gleich an. Sobald ihr die Parole ausgebt, werfen wir euch neue Seile runter. Unsere Enden werden an den Hunden befestigt sein, die euren … du weißt schon. Ich glaube, wir sollten die Seile, die ihr gerade hingelegt habt, nicht verwenden, um sie raufzuziehen.«
»Warum nicht? Die sind doch dann schon unten.«
»Weil die Hunde vielleicht eure Ankerstellen ermüden oder die Reibungen auf dem Eis die Seile ausfransen lassen. Wenn das passiert, wäre es übel.«
»Gut mitgedacht, danke. Okay, wir gehen jetzt runter. Bis bald.«
Mark ließ den Sendeknopf zweimal knacken, um zu signalisieren, dass er verstanden hatte.
Crusow riskierte seinen Hals nicht, weil es ihm ein Bedürfnis war. Ihre Lage war so übel, dass sie keine andere Wahl mehr hatten. Konnten sie den Leichen dort unten nicht genügend Körperfett entnehmen, erreichten sie das dünne Eis nie. Brennstoff war in dieser brutalen, erstarrten Welt kostbarer als Wasser.
Er tastete sich seitlich ab, denn er wollte sicher sein, dass sein Werkzeug gut befestigt war. Obwohl seine Handschuhe zu dick waren, um die Struktur zu ertasten, entspannte ihn das Wissen, dass das 30-cm-Bowiemesser mit dem Hirschhorngriff sicher in der Lederscheide an seiner Hüfte hing. Es tat jede Arbeit, die er von ihm verlangte, und zwar jederzeit.
»Bist du fertig, Bret?«
»Yeah, ich bin fertig.«
»Dann los.«
Sie beugten sich über den Abgrund, zogen die Leinen stramm und sanken in das Nichts der Schlucht des Reinen Gewissens hinab, einen der vielen Friedhöfe der Menschheit.
Vierundzwanzig
Kil saß in seiner Kabine und las ein Buch. Es hieß Tunnel zu den Sternen . Geschrieben hatte es Robert A. Heinlein. John hatte ihm das Buch zugesteckt, bevor er in den Hubschrauber geklettert war. Und er hatte gesagt, er solle es nicht verlieren. Kil wusste, dass John ein zweites Exemplar dieses Buches besaß. Es hatte auch den gleichen Umschlag. Kil hatte sich in den Roman vergraben, seit er vom Schicksal der Insel Oahu wusste. Für ihn war die Lektüre eine Art Flucht vor dem, was ihrem Unternehmen vielleicht bevorstand. Der Roman handelte von einer Gruppe junger Studenten, die man in einem seltsamen Land abgeladen hatte und sich nun bemühte zu überleben. Die geschilderte Umwelt war übel, aber längst nicht so schlimm wie die, die Kil nach dem Hubschrauberabsturz gesehen hatte. Als er zwischen zwei Absätzen kurz darüber nachdachte, betastete er die Narbe auf seinem Kopf.
Saien lag unter ihm in seiner Koje und legte mit alten Karten, auf denen die meistgesuchten Halunken Afghanistans abgebildet waren, eine Patience. Seit er an Bord gekommen war, hatte er sich bemüht, alles zu verstehen, was hier geschah. Er hatte Kil erzählt, dass er sich früher nie hätte vorstellen können, zur Mannschaft eines atombetriebenen Schnell-Unterseebootes zu gehören und außerdem noch eine Ingenieurswache schieben zu müssen. Er war allerdings nicht für viel verantwortlich,
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