Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)
»Der Dietrich hier macht mich rasend.« Er schob das Werkzeug erneut in den Schließmechanismus eines großen Messingschlosses.
»Das kommt davon, wenn man sich einen Dietrich aus Bierdosenblech bastelt, du dämlicher Mexikaner.«
»Weißt du, dass dein Name nur einen Buchstaben von der Wahrheit entfernt ist, Hick? Ich bin vielleicht dämlich, aber ich kann meine Hände von meinen Kusinen fernhalten, du degenerierter Hinterwäldlerarsch.«
»Das ist gefühllos , Mann. Wegen der Ratte hast du noch was bei mir im Salz liegen. Glaub bloß nicht, das ganze Rumgejuxe hier lässt’s mich vergessen.«
»Setz dein Häubchen auf, steig hier rauf und halt die Klappe, Hick. Ich hab das Schloss gerade geknackt. Ich lege jetzt den Hebel um und mach die Tür auf. Bist du bereit?«
»Yeah, mach. Ich bin fertig.«
Huck hob seine Kanone, um schussbereit zu sein. Die Feuchtigkeit kondensierte in ihren Schutzhauben, als die ersten Sonnenstrahlen durch die Öffnung schienen. Die Aussicht war öde. Hier war vor einem Jahr noch alles paradiesisch grün gewesen. Nun sah alles finster aus. Die gesamte Vegetation war krepiert. Der Stoff, der Hono lulu hatte erbeben lassen, hatte die Bäume nach Norden geweht. Keinem der Männer war das volle Ausmaß der Zerstörungen auf der Insel bewusst gewesen, als sie sich im Schutz der vergangenen Nacht bis hierher durchgeschlagen hatten.
Sie befanden sich auf einem Hügelkamm über der Höhle und dem Tunnel und konnten von ihrem Aussichtspunkt aus in der Ferne den Ozean sehen. Huck registrierte in einiger Entfernung beschädigte golfballförmige Antennen, aber auch kleinere, gleich hinter der Tür.
Sie waren auf einer steilen Felsnadel, deren Südseite über den belagerten Höhleneingang und einen kahlen Felsvorsprung hinabschaute. Er fiel etwa dreißig Meter tief in die Überbleibsel eines Dschungels ab. Rico packte das wasserfeste Notizbuch und fertigte eine Skizze an, damit er Rex nach der Rückkehr ins Bild setzen konnte. Huck hatte den Feldstecher und begutachtete den Tunneleingang unter ihnen. Er robbte auf allen vieren zum Rand. Rico hielt instinktiv Hucks Beine fest.
»Wonach sieht’s denn aus?«
»Nach ’ner beschissenen Meute wandelnder toter Arschlöcher«, erwiderte Huck.
Rico hob Hucks Füße ein paar Zentimeter vom Boden hoch, um ihn ein wenig zu erschrecken.
»Hör mit dem Scheiß auf«, fauchte Huck. Er sah sich die Gegend unter ihnen an und hielt nach irgendetwas Ausschau, das ihrem Abmarsch vielleicht dienlich sein konnte. Dann hielt er inne und zog konzentriert die Schultern hoch. »Ähm … Rico. Tut mir leid, Mann.«
»Was ist … Griff?«
»Yeah, Bruder. Zieh mich nach hinten. Tut mir leid, Mann.«
Rico zog Huck an den Stiefeln vom Rand zurück. Er setzte sich, plötzlich geschlagen, hin und lehnte sich an die rostige Schuppentür. »Was hast du gesehen, Huck?« Er fragte wie jemand, der keine Antwort hören will.
»Ich habe das gesehen, was von ’nem wackeren Hundesohn übrig bleibt, der bis zur letzten Patrone kämpft. Sieht so aus, als hätte er ’ne Splittergranate gezündet und ’n paar von denen mitgenommen.«
Die beiden Männer saßen auf dem Hügel und nahmen die Hitze der Sonne von Hawaii durch ihre Schutzanzüge auf. Ein kleiner Luxus angesichts ihrer gegenwärtigen Lebensumstände an Bord des Unterseebootes.
Huck prüfte seine Digitaluhr und kniff die Augen zusammen. Die aufgrund der schwächer werdenden Batterie allmählich verblassenden Zahlen würden sich nie mehr verbessern. »Rico, wir sind ’ne Stunde weg. Wir müssen zurück.«
Rico stand auf und nahm die M-4 vom Hals, was Huck überraschte. Mit dem rechten Daumen legte er den Sicherungshebel um und gab dann einzelne Schüsse auf die Kreaturen am Boden ab. Er legte zehn Untote um, ohne dass die ungefähr fünfhundert anderen, die in der tropischen Sonne herumliefen und sich braten ließen, sichtbar darauf reagierten. Dann schulterte er seine Knarre wieder und ging durch die Schuppentür, die die nach unten führende Luke tarnte.
Das zur Leiter hinabführende Bodenloch erinnerte Huck an den Brunnen seiner Großmutter. Als Kind hatte sie ihn stets davor gewarnt, zu nahe heranzugehen, damit er nicht hineinfiel. Das Wasser da unten ist kalt, Junge, und wimmelt von toten Eichhörnchen, hatte sie scherzhaft gesagt. Von da an hatte er meist nur Wasser aus dem Bach getrunken.
»Vielleicht sollten wir das Boot anfunken, Rico, bevor wir wieder runtergehen und durchgeben, was hier so
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