Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)
verkohlte Skelette herumliegen. Der dem Haus am nächsten befindliche Leichnam war ebenfalls verbrannt, hatte aber noch etwas Fleisch auf den Knochen. Er lag mit dem Gesicht nach unten und klammerte sich an einen ausgemusterten Militärflammenwerfer. Der Brennstofftank auf seinem Rücken war beschädigt; gezackte Teile des Tanks deuteten nach außen. Sie näherten sich der Leiche.
Plötzlich bewegte sie sich.
Der Kopf der Kreatur schaute die beiden Soldaten schräg an. Ihre Augen waren ausgebrannt, aber irgendetwas an ihr spürte, dass jemand anwesend war. Sie versuchte zu kriechen, doch das, was von ihrem Unterleib noch übrig war, war unter Trümmern und Asche begraben. Hawse ging so nahe heran, dass er das Ding mit dem Messer töten konnte. Er sah, dass es einen Ledergürtel voller Munition über dem Brustkorb trug.
»Ein Plünderer?«, fragte er.
»Keine Ahnung, kann schon sein«, sagte Disco. »Bringen wir’s hinter uns.«
»Die Mauern sind nicht so kaputt, wie ich dachte«, sagte Hawse. »Wir müssen irgendwo anders reingehen.«
Sie gingen zur Vorderseite des Hauses. Es war viel größer, als es von der Landstraße her wirkte. Hier und da, meist an den Fensterrahmen, waren Einschusslöcher zu sehen. Auf der vorderen Veranda wimmelte es von Patronenhülsen, die meisten waren vom Typ 7.62x39. Hawse nahm an, dass sie von einem AK-47 oder einem SKS verschossen worden waren. Die verschmutzte Fliegengittertür war aus den Scharnieren gerissen und stand neben der Tür. An der Haustür hing ein Schild.
Versichert seit 1911
»Sieht aus, als bräuchten sie ’ne bessere Versicherung«, sagte Hawse.
»So ungefähr.«
Hawse griff nach dem Türknauf und drehte ihn ein Stück. Die Tür war nicht verschlossen. Er hielt inne und lauschte.
Nichts.
Hawse drehte den Knauf und schob die Tür nach innen. Als die Tür aufging, erhaschte sein Blick irgendetwas. Einen dünnen Draht.
Ping.
Ein vertrauter Laut. Die beiden Männer warfen sich instinktiv von der Veranda auf den Boden und hielten sich vor der Explosion die Ohren zu.
Eine versteckte Sprengladung.
Der Boden befand sich siebzig Zentimeter unterhalb der Ebene, auf der die Granate detonierte. Disco erlitt nur eine kleine Splitterwunde von der beschädigten Veranda. Beide Männer hörten Gestöhn, als das Klingeln in ihren Ohren erstarb. Es kam von der Rückseite des Hauses. Da hinten mussten Dutzende, wenn nicht gar Hunderte gewesen sein.
Hawse und Disco rannten, von einer beachtlichen Untotenhorde verfolgt, zum Hotel 23 zurück. Sie entkamen ihnen und der Sonne gerade so eben.
Der dritte Ausflug erfolgte nach einem Einsatzbefehl des Flugzeugträgers und erforderte Fahrzeugtransport. Doc und Disco sollten ein Gefährt organisieren und sich mit einem anderen Team zwecks Übernahme von Material und Informationen treffen. Das andere Team war auf Galveston Island stationiert, also etwa hundertfünfzig Kilometer östlich von Hotel 23. Beide Teams sollten die Hälfte der Strecke zurücklegen und sich um Mitternacht an einer Brücke treffen, die an einer Landstraße über den Brazos River führte. Beide sollten zur Vorsicht Handgranaten mitnehmen, damit sie sich, wenn sie einer großen Untotenschar begegneten, wehren konnten. Falls ein Schwarm ein Team verfolgte, sollte es vor der Brücke etwas in die Wege leiten und sich auf die andere Seite retten.
Am Abend des Unternehmens prüften Doc und Disco mehrfach ihre Ausrüstung. Sie verfügten über eine volle Autobatterie – schwer, aber notwendig für den Start eines längst verstorbenen Fahrzeugs. Außerdem besaßen sie siebeneinhalb Liter guten stabilisierten Treibstoff, den Hawse beim vorherigen Einsatz hatte mitgehen lassen.
Fünfundsiebzig Kilometer zu Fuß kamen der Todesstrafe gleich. Niemand zweifelte daran, dass ein Fahrzeug ein absolutes Muss war. Es gab nur einen Typ, der ihnen die Geschwindigkeit und Stärke verlieh, die sie bei nicht mal acht Litern Sprit benötigten: ein Motorrad.
Die beiden Männer verabschiedeten sich von Billy und Hawse und machten die Luke hinter sich zu. Sie gingen nach Osten, der nächsten Straße entgegen, und hielten die Augen auf, denn sie brauchten einen geeigneten Untersatz. Das Gewicht der Autobatterie und des Treibstoffs zog heftig an ihren Rücken, als sie sich bemühten, einen ordentlichen Schritt vorzulegen. Ihre Nachtsichtgeräte waren mit frischen Batterien versehen, und die Sterne erhellten den kühlen Dezemberabend ziemlich gut.
Ihre erste Perspektive war
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