Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)
vielversprechend. Eine schwarze Kawasaki KLR 650 stand zwischen zwei Autos auf ihren Seitenstützen. Da sich in der unmittelbaren Umgebung nichts Untotes rührte, beschlossen die beiden, sich das Motorrad zu krallen. Doc ging, das Gewehr schussbereit, vornweg und justierte die optische Helligkeit seines NSG. Die Reifen der Maschine waren platt. Die Männer modifizierten die Zwölf-Volt-Luftpumpe mit Krokodilklemmen, damit man sie direkt mit der mitgeführten Autobatterie verbinden konnte. Die Schattenseite des Unternehmens war, dass die modifizierte batteriebetriebene Luftpumpe teuflischen Lärm erzeugte.
Reifen aufzupumpen, wenn der Motor nicht ansprang, war sinnlos. Sie prüften den Ölstand durch das Sichtfenster an der rechten Motorseite. Es war vermutlich alt, würde aber funktionieren. Der Zündschlüssel fehlte, aber Motorräder dieser Art verfügten nicht gerade über hochkomplizierte Zündanlagen. Es gelang Disco, die Zündung und den Tankdeckel mit seinem Multifunktionswerkzeug und etwas Raffinesse zu überlisten. Die Motorradbatterie erwies sich als tot, was Doc nicht überraschte. Er war Motorradfahrer, und jedes Mal wenn er von einem dienstlichen Einsatz zurückkehrte, musste er die verdammte Batterie aufladen, auch dann, wenn er nur kurz, etwa neunzig Tage oder so, weggewesen war.
Disco griff unter den Scheinwerfer und zerschnitt die Drähte, damit niemand sie aus Versehen einschaltete. Das Gleiche machte er bei den Bremsleuchten und Blinkern, da sie oftmals während der Fahrt zufällig aktiviert wurden. Sie kippten einen Liter Sprit in den Tank und schüttelten die Karre, um das, was vielleicht noch in ihr drin war, mit dem neuen Sprit zu vermischen. Als Disco hineinschaute, stellte er fest, dass er ungefähr halb voll war. Irgendwann in der Nacht mussten sie nachfüllen. Disco prüfte den Tankschalter und vergewisserte sich, dass er eingeschaltet war.
Sie rissen die seitliche Kunststoffbedeckung ab und enthüllten die tote Motorradbatterie, damit sie die Krokodilklemmen der geladenen schnell anbringen konnten. Das Motorrad hatte einen Choke, also zog Doc in weiser Voraussicht den Hebel; das war wohl nötig, nachdem es so lange im Freien den Elementen ausgesetzt gewesen war. Sie beschlossen, die Reifen aufzupumpen und gleichzeitig den Motor anzulassen. Beides erzeugte Lärm, also konnten sie auch gleich Zeit sparen. Bevor sie jedoch anfingen, nahm Disco Position ein und übernahm die Wache. Von nun an zogen sie Dinge an, die sie nicht brauchten. Die Reifen waren zwar nicht völlig platt, aber sie benötigten eine Menge Luft, um das Gewicht beider Männer zu tragen und das Motorrad standfest zu machen.
»Okay, Disco, auf geht’s«, sagte Doc leise und befestigte die Klemmen der geladenen Batterie an der leeren des Motorrads. Ist nichts passiert, dachte er. Dann fiel ihm etwas ein. Ich muss den Startknopf drücken. Er drückte ihn, und der Motor hustete, sprang aber nicht an. Doc wiederholte den Versuch ein, zwei Minuten lang und verstellte den Chokehebel. Zwischen den Versuchen gelang es ihm auch, die beiden Reifen aufzupumpen.
Der Motor zeigte nun Fortschritte. Doc war nicht überrascht, urplötzlich Discos schallgedämpfte Knarre zu hören. Die Toten waren ihnen nah. Schließlich sprang der Motor ordentlich an, was Doc dazu brachte, die Klemmen zu lösen und die Autobatterie im Seitengepäckabteil des Motorrades zu verstauen. Die Toten waren im Dunkeln zwar nach wie vor blind, reagierten jedoch auf Discos Waffe. Was hätte Doc nicht alles für eine Kiste Silvesterknaller gegeben, um sie auf den Highway zu werfen! Er justierte den Chokehebel, und die Karre begann zu spucken. Bald passte sie sich aber an die neuen Gegebenheiten an und ratterte flott vor sich hin.
»Geh bloß nicht aus, du Luder«, sagte Doc.
Disco war die Ruhe selbst. Er schien sich eher Sorgen bezüglich des näher kommenden Mobs zu machen. Je dichter die Straße sich bevölkerte, umso weiter schoben sich die Gestalten nach vorne. Doc rief Disco zu, sich die eingeprägten Richtungen erneut vorzunehmen. Sie mussten siebzig Kilometer Highway hinter sich bringen und zwischendurch auch mal rasten, um zu tanken.
Die Straße war wie erwartet mit Müll, verlassenen Fahrzeugen und Untoten gepflastert. Sie mussten pro Stunde mindestens fünfzig Kilometer schaffen, sonst zog das Motorengeräusch die Untoten vor ihnen zur Straße. Auf dem ganzen Weg erblickten sie Details der Hoffnungslosigkeit. Geländewagen, die versucht hatten, den
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