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Tagebuch eines Engels

Tagebuch eines Engels

Titel: Tagebuch eines Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolyn Jess-Cooke
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anderer Dämonen, die auf dich warten, dir keinen ganz so frostigen Empfang bereiten. Ich verschaffe dir sozusagen Immunität.«
    Ich dachte darüber nach. Viel länger, als ich es hätte tun sollen. Und ich muss gestehen, dass ein Teil von mir Ja sagen wollte. Vieles von dem, was er sagte, stimmte ja. Ich hatte etwas getan, was mich früher oder später in die Hölle bringen würde. Wenn ein Polizist im Gefängnis landet, ist er auch unter jeder Menge Krimineller, die ihn bluten sehen wollen. Mir stand ein ganz ähnliches Schicksal bevor. Nur dass diese Kriminellen nicht mein Blut wollten. Sie wollten meine Seele.
    Doch dann klangen Nans Worte in meinen Ohren: Glaubst du wirklich, dass du irgendetwas zu befürchten hast?
    Ich rutschte auf dem Sitz herum und rang mir ein Lächeln ab. Er erwiderte es und beugte sich zu mir herüber. Wenn ich mich nicht irre, war in seinen Augen eine gewisse Lust zu sehen. »Nun?«
    Â»Du musst mich ja wirklich für einen ganz schönen Feigling halten, Grogor. Also noch mal langsam zum Mitschreiben: Ich würde mich lieber unter alle Höllenbewohner mischen, als auch nur eine einzige weitere Sekunde in deiner Gesellschaft zu verbringen.«
    Er zuckte nicht mal mit der Wimper. »Du meinst kein Wort von dem, was du da sagst«, lächelte er. An der Spiegelung in seinen Augen konnte ich sehen, dass jemand hinter mir am Fenster war.
    Im selben Augenblick öffnete sich die Autotür, und Grogor verschwand. Jemand stieg ein, setzte sich auf den Beifahrersitz und schlug die Tür wieder zu. »Was zum …?«, schrie Margot die Frau neben sich an.
    Â»Fahr.« Es war Sonya. Eine deutlich fülligere, stark geschminkte Sonya, deren Brüste aus einer engen schwarzen Korsage quollen und deren Haare zu orangeroten Rastalocken verfilzt waren. Die Jahre hatten es nicht gut mit ihr gemeint.
    Margot begegnete ihrem Blick. Dann legte sie schnell den ersten Gang ein und fuhr los.
    Â»Wo fahren wir hin?«
    Â»Halt die Klappe und fahr.«
    Â»Schön, dich zu sehen, Son.«
    Schweigen. So passiert es also, dachte ich. Sonya verschuldet den Unfall. Aber dann erinnerte ich mich an die Vision. Da war von Sonya zum Zeitpunkt des Unfalls nichts zu sehen. Oder?
    Ezekiel, Sonyas Schutzengel, saß auf der Motorhaube. Ich dachte gründlich nach und betete inständig. Sag mir, was ich tun soll  …
    Â»Was willst du, Sonya? Ich hab ziemlich viel um die Ohren …« Margot bog etwas sportlich um die Ecke, sodass Sonya gegen das Fenster in der Beifahrertür gedrückt wurde.
    Sie setzte sich wieder zurecht und wandte sich Margot zu. »Na ja, ich dachte nur, ist schon so lange her, wir müssten uns wirklich mal wieder treffen und, keine Ahnung, mal vergleichen, wie beschissen unser jeweiliges Leben verlaufen ist. Mal sehen, wer gewinnt.«
    Â»Hast dir wirklich einen ganz tollen Zeitpunkt dafür ausgesucht, Son. Planen war ja schon immer deine Stärke.«
    Â»Weißt du was? Ich dachte immer, ich müsste mich bei dir entschuldigen. Aber in letzter Zeit bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es eigentlich umgekehrt ist.«
    An der roten Ampel bremste Margot so abrupt ab, dass Sonya nach vorn zum Armaturenbrett rutschte. »Soweit ich weiß, hast du für das Zerstören einer Ehe olympisches Gold bekommen.«
    Sonya drückte sich mit den Händen am Glas ab und schob sich wieder zurück auf den Sitz. »Siehst du, das ist genau das, was ich meine. Ich habe deine Ehe nicht zerstört.« Ihre Stimme bebte. »Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie das gewesen ist, seither mit dieser Anschuldigung zu leben?«
    Margot schnitt ihr das Wort ab. »Ach, sag bloß, da war irgendwann mal eine Mitleidsparty, die ich versäumt habe?« Sie legte unsanft den ersten Gang ein und trat aufgebracht aufs Gaspedal.
    Ganz langsam hob Sonya den Kopf an und sah zu Margot. Dicke schwarze Tränen liefen ihr aus den Augen und über das Gesicht. »Du kapierst es immer noch nicht, Margie«, sagte sie. »Ich habe mich unzählige Male bei dir entschuldigt. Ich habe so viel, nein, alles versucht, um wiedergutzumachen, was an dem Abend passiert ist. Ich habe hundert Stunden Therapie hinter mir. Aber du willst immer noch nicht nachgeben. Dir reicht das immer noch nicht. Darum …« Sie holte eine kleine Pistole aus der Tasche und steckte sie sich in den Mund.
    Â»Nein!« Margot verriss das

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