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Tagebuch eines Engels

Tagebuch eines Engels

Titel: Tagebuch eines Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolyn Jess-Cooke
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Steuer und hätte um ein Haar ein entgegenkommendes Taxi gerammt. Überall um uns herum wurde gehupt. Sie hatte Mühe, den Wagen auf Kurs zu halten, während sie die Hand nach der Waffe ausstreckte und sie Sonya vorsichtig aus dem Mund zog. Einen Moment lang war sie nicht sicher, ob Sonya abdrücken würde oder nicht. Ich lehnte mich aus dem offenen Fenster und stemmte mich gegen das neben uns fahrende Taxi, damit wir weiter geradeaus fuhren.
    Dann, endlich, ließ Sonya die Waffe sinken.
    Â»Ich fahre rechts ran.« Margots Stimme bebte.
    Â»Fahr weiter.« Sonya wendete die Waffe und hielt sie Margot an die Schläfe. Margot atmete sichtbar scharf ein, und ich erstarrte vor Schreck. Was mache ich denn jetzt? Was soll ich tun?
    Sonya biss die Zähne zusammen. »Jetzt hör mal gut zu, Süße. Was ich mir all die Jahre von dir habe gefallen lassen: seine selbstgerechten Anschuldigungen, aufgeknallte Telefonhörer, abgewiesene E-Mails, und jetzt dieser ganze Zinnober mit Toby. Du hast deine Ehe sabotiert, nicht ich …«
    Â»Und du hast so viele Jahre damit gewartet, mir das zu sagen?«
    Sonya drückte den Lauf der Pistole so kräftig gegen Margots Schläfe, dass diese den Kopf zur Seite neigte. »Du hast den nettesten Mann geheiratet, der mir je über den Weg gelaufen ist. Und ja, ich hätte ihn gerne gehabt! Ich dachte, du hast ihn so schlecht behandelt, also hast du ihn nicht verdient. Aber weißt du was? Als ich versucht habe, ihn mir zu nehmen, als du ihn eigentlich schon so weit aus eurer Ehe hinausgedrängt hattest, dass er reif war, genommen zu werden, hat er Nein gesagt. Er hat Nein gesagt, Margot. Und trotzdem hast du ihn verlassen. Jetzt sage ich dir, dass es mir leidtut. Und ich sage dir, dass Toby nichts getan hat, absolut nichts. Aber ich will, dass du es selber sagst, Margot. Sag, dass du mir glaubst. Sag, dass du mir verzeihst.«
    Ihr Griff um die Waffe wurde fester.
    Â»Ich glaube dir«, flüsterte Margot. »Ich verzeihe dir.«
    Â»Meinst du das ernst?«
    Langsam wandte Margot den Kopf zur Seite, wobei der Pistolenlauf ihr auf die Stirn rutschte. Sie sah Sonya tief in die Augen.
    Â»Ich meine das ernst.«
    Es folgte eine lange, schreckliche Pause. Sonya machte einen enormen Stoßseufzer der Erleichterung, dann ließ sie die Schultern fallen und die Waffe in ihren Schoß sinken. Ihre Aura verlor ihre kranke gelbe Farbe und wurde stattdessen lebendig türkis.
    Und dann riss es das ganze Auto nach links.
    Â»Was war das?«, rief Sonya. Margot hatte Mühe, den Wagen auf Kurs zu halten, und wäre fast mit einem anderen Auto kollidiert.
    Meine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf die Straße. Ich sah die Frau mit dem Kinderwagen und stürzte hinaus. Im selben Moment vernahm ich eine klare und deutliche Botschaft von meinen Flügeln:
    Vertraue!
    Und dann, ungefähr drei Meter entfernt, der Mann in dem schwarzen Lincoln, der aus einer Seitenstraße kommt.
    Vertraue!
    Das schwarze Auto war so nah, dass ich mein Spiegelbild in seinem Rückspiegel sehen konnte. Was soll das heißen, › vertraue ‹ ? «, schrie ich. Was soll ich denn tun? Mich zurücklehnen und gar nichts tun?
    Dann war es, als verstummten sämtliche Geräusche um mich herum: die Motoren der Autos, das Geplapper aus den Cafés, die quietschenden Reifen, die Polizeisirenen, die U-Bahn-Züge, das Wasser im Rinnstein. Totale Stille. Bis auf eine Art Flüstern:
    Vertraue!
    Also schloss ich die Augen und vertraute in dem Moment darauf, dass alles genau so werden würde, wie es sein sollte: Das Auto würde langsam ausrollen, an der Frau mit dem Kinderwagen und an dem schwarzen Wagen mit dem Mann, der bald heiraten will, vorbei. Ich stand mitten auf der Straße.
    Und in dem Moment schoss plötzlich eine Art Blitz aus mir heraus und tauchte alles um mich herum in hellstes Licht. Es war, als habe ich mich in einen geschliffenen Diamanten verwandelt, der einen ganz intensiven Sonnenstrahl reflektiert, denn auf einmal strahlte es in jeder erdenklichen Farbe aus mir heraus und bis in den hintersten Winkel der Straße. Auf diesen Lichtstrahlen ritten die Erzengel, warfen sich vor die Frau, steuerten das schwarze Auto, kontrollierten Margots Lenkrad.
    Ich stand neben dem Auto, während die Erzengel die Mutter und ihr kreischendes Baby trösteten, dem Mann in dem schwarzen Auto zuflüsterten, er solle wie geplant

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