Tagebuch eines Engels
bist doch gar nicht du selbst â¦Â«
Toby mischte sich ein. »Ich glaube, sie ist krank. Vielleicht hat sie Gelbfieber, das geht doch gerade rum.«
Sonya bedeutete ihm, den Mund zu halten. »Das ist kein Gelbfieber, SüÃer.«
»SüÃer?« Margot bekam eine Hardcore-Paranoia. Sie sah von Toby zu Sonya. Sie hielten sie davon ab, das zu bekommen, was sie wollte. Sie hielten zusammen. Sie wollten sie hier raus haben. Logisch. Die hatten was zusammen.
»Hast du mit ihr geschlafen?« Margot an Toby.
»Wir müssen sie zum Arzt bringen, und zwar schnell.« Sonya an Toby.
»Würde mir bitte mal jemand erklären, was hier eigentlich los ist?« Toby an alle.
Da klopfte es an die Tür. Ah, der gute siebzehnjährige Drogenhändler. Hereinspaziert.
Sonya marschierte quer durchs Wohnzimmer und machte die Tür auf. Sie erkannte ihn sofort.
»Patrick?«
»Hallo.« Er sah an ihr vorbei zu Margot.
»Ich hab euch doch schon gesagt, dass ich keine ⦠Willst du etwa zu Margot?«
Patrick dachte kurz nach. »Ãh. Nein?«
Toby lieà Margot los und folgte Sonya.
»Wer ist der Typ? Was will er von Margot?«
Patrick hatte etwas in der Hand.
»Zeig mir, was du da hast!«, rief Sonya, und ehe er es zurück in die Tasche stecken konnte, hatte Toby schon seine Hand geschnappt.
Darin lag ein goldenes Medaillon.
»Ist das für Margot?«, fragte Toby leise. Er sah sich nach Margot um. Sein Atem ging stoÃweise, und die Eiswand baute sich wieder um ihn herum auf.
»Nein, das ist meins«, sagte Sonya und nahm Patrick das Medaillon ab. »Guck.« Sie klappte es auf und zeigte Toby die beiden kleinen Fotos von ihren Eltern. »Wie kommst du dazu, Patrick? Hast du es mir etwa geklaut?«
Patrick stotterte. »Es ist viel weniger wert, als sie behauptet hat«, sagte er und zeigte auf Margot. Und dann nahm er die Beine in die Hand.
Wunderbar. Meine absolute Sternstunde. Natürlich konnte ich mich an all das überhaupt nicht erinnern. Ich war ja jenseits von Gut und Böse. Margot lief in einem akkuraten Kreis um den Bärenfellteppich vor dem Kamin herum, wedelte mit den Händen und heulte. Toby ging auf sie zu.
»Schatz? Margot?« Sie blieb stehen und sah ihn an. »Es tut mir leid, Liebling. Ich bin schuld. Ich habe mich zu lange mit meinem blöden Buch beschäftigt â¦Â« Langsam hob er die Hände und legte sie vorsichtig um ihr Gesicht. Ihm kamen die Tränen. »Ich werdâs wiedergutmachen, versprochen.«
Er wollte sie küssen, doch sie schubste ihn unsanft von sich und ging zu Sonya.
»Was fällt dir eigentlich ein, einfach mit den Männern anderer Leute ins Bett zu gehen!«, schrie sie sie an, holte mit der rechten Hand aus und donnerte sie ihr mit aller Wucht ins Gesicht.
Sonya taumelte rückwärts und hielt sich die schmerzende Wange. Sie betastete ihre Lippe. Frisches Blut. Margot hatte sie mit ihrem Ehering erwischt.
»Ich will, dass ihr hier auszieht.« Sie sah zu Toby.
Er nickte. »Aber zuerst müssen wir zu einem Arzt, bitte.«
Jetzt lösten Luciana und Pui sich aus ihren dunklen Ecken und schlichen um Margot herum wie Wölfe. Doch wie Kätzchen schnurrten sie ihr zu:
Er hat Sonya schon immer lieber gemocht als dich. Das war doch der einzige Grund, weshalb er dich geheiratet hat! Um in Sonyas Nähe sein zu können. Die schöne, lustige Sonya. So anders als du.
Ich überlegte einen Moment, gegen die beiden zu kämpfen, aber dann verspürte ich ein bereits bekanntes Gefühl in den Flügeln, eine Stimme floss über den in mich gerichteten Strom in meinen Kopf: Leg ihr die Hand auf den Kopf und denk an Toby. Also stellte ich mich direkt vor Margot, legte ihr die Hand auf die Stirn und lieà alle schönen Erinnerungen an sie und Toby flieÃen. Zum Beispiel an die Rudertour auf dem Hudson, an die Autofahrt nach Vegas, an sein Versprechen, ihr immer treu zu sein, an das Gefühl tief in ihrem Herzen, dass er sich daran halten würde.
Margot sank in die Knie und wurde von heftigen, tränenlosen Schluchzern geschüttelt.
Sonya kramte in der Küche herum und kam wenig später mit einem Glas Wasser und einer Xanax wieder. »Gib ihr das«, trug sie Toby auf.
»Nein!«, rief er. »Nicht noch mehr Drogen!«
Sie drückte sie ihm in die Hand. »Damit kann sie schlafen, während du überlegst, was zu
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