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Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht

Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 01. Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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unglücklich', fuhr sie bedeutungsvoll fort. ,Sie hat die ganze Zeit geweint.’
    Bei ihren Worten packte mich ein seltsames Gefühl. Es war nicht nur Scham und Trauer, weil Katherine so unglücklich war.
    Nein, es war Angst. Ich vergaß Hunger und Schwäche. Ich vergaß sogar meine Feindschaft zu Damon und erklärte ihm voller Hast, daß wir Katherine schnell finden mußten. Zu meiner Überraschung nickte er nur, ohne Fragen zu stellen.
    Wir begannen unsere Suche und riefen ihren Namen. Ich erinnere mich genau, wie alles an jenem Tag aussah. Die Sonne schien auf die hohen Zypressen und Pinien. Damon und ich rannten zwischen ihnen hindurch. Schneller und schneller... Ununterbrochen riefen wir ihren Namen...“
    Elena spürte die Schauder, die seinen Körper durchliefen. Sein Atem kam jetzt in kurzen, flachen Stößen. „Wir hatten fast alles abgesucht, als mir ein Platz einfiel, den Katherine besonders geliebt hatte. Ein kleiner Pfad führte durch dichtes Gebüsch zu der niedrigen Mauer bei einem Zitronenbaum. Ich rannte dorthin. Doch als ich näher kam, hörte ich auf zu rufen. Ich fühlte eine... Angst, eine schreckliche Vorahnung. Ich wußte, ich durfte nicht, ich durfte nicht dorthin gehen...“ „Stefan!“ rief Elena. Er brach ihr fast die Finger, so klammerte er sich an ihre Hand. Die Schauder wurden heftiger. Er zitterte am ganzen Leib. „Stefan! Bitte!“ Aber er schien sie nicht zu hören. „Es war wie ein Alptraum. Alles passierte so langsam. Ich konnte mich nicht bewegen und mußte es doch. Mit jedem Schritt wurde die Angst größer. Ich konnte es riechen. Es roch nach verbranntem Fett... Ich will nicht dorthin gehen... ich will es nicht sehen...“

    Stefans Stimme wurde hoch und drängend, sein Atem kam in keuchenden Zügen. Er hatte die Augen aufgerissen, seine Pupillen waren erweitert, wie die eines zu Tode erschrockenen Kindes. Elena griff seine verkrampften Finger mit der anderen Hand und streichelte sie beruhigend. „Stefan, es ist alles gut.
    Du bist nicht dort. Du bist hier bei mir.“ „Ich will es nicht sehen, aber ich kann es nicht verhindern. Da ist etwas Weißes.
    Etwas Weißes unter dem Baum. Bitte zwing mich nicht, es anzuschauen.“ „Stefan! Stefan, sieh mich an!“ Er hörte sie nicht mehr. Seine Worte kamen in unzusammenhängenden Schüben, als könnte er sie nicht schnell genug aussprechen.
    „Ich bin wie gelähmt, doch irgendwie gehe ich weiter. Ich sehe den Baum, die Mauer. Und das Weiße. Hinter dem Baum. Weiß mit Gold darunter. Und dann weiß ich es, ich weiß es, und ich gehe hin, weil es ihr Kleid ist. Katherines weißes Kleid. Und ich gehe um den Baum, ich schaue auf den Boden. Es ist wahr. Es ist Katherines Kleid...“ Seine Stimme wurde schriller und brach vor Entsetzen. „... aber Katherine ist nicht in dem Kleid.“ Elena erstarrte, als wäre ihr Körper in Eiswasser getaucht worden.
    Eine Gänsehaut überlief sie. Sie versuchte, zu ihm zu sprechen, doch die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Er redete weiter, als könnte er den Horror abwenden, wenn er nicht aufhörte zu sprechen. „Katherine ist nicht da. Vielleicht ist alles ein Scherz. Aber ihr Kleid liegt auf dem Boden, und es ist voller Asche. Wie die Asche im Herd, genau wie die. Nur daß diese Asche hier nach verbranntem Fleisch riecht. Sie stinkt.
    Von dem Geruch wird mir übel. Neben dem Ärmel liegt ein Stück Papier. Und auf einem Stein, einem Stein ein Stück entfernt, ist ein Ring. Ein Ring mit einem blauen Stein.
    Katherines Ring...“ Plötzlich schrie er mit schrecklicher Stimme: „Katherine, was hast du getan?“ Dann fiel er auf die Knie, ließ Elenas Finger endlich los und verbarg das Gesicht in den Händen. Elena hielt ihn, während er von heftigen Schluchzern geschüttelt wurde. Sie nahm seine Schultern und zog ihn auf ihren Schoß. „Katherine hatte den Ring abgezogen“, flüsterte sie. Es war keine Frage. „Sie hat sich selbst der Sonne ausgesetzt.“ Sein heftiges Schluchzen wollte nicht verstummen. Elena preßte Ihn gegen den weiten Rock ihres blauen Kleides und streichelte seine zitternden Schultern. Dabei murmelte sie nichtssagende, tröstende Worte und drängte ihren eigenen Horror zurück. Endlich beruhigte er sich und hob den Kopf. Er sprach mit belegter Stimme, aber er schien in die Gegenwart zurückgekehrt zu sein. „Das Stück Papier war eine Nachricht für mich und für Damon. Sie schrieb, daß es egoistisch von ihr gewesen sei, uns beide haben zu wollen, und daß sie

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