Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
Gefühl, das sie erfüllt hatte, war mit einemmal zerstört. Stefans grüne Augen waren dunkel, und in seinem Gesicht sah sie den wilden Hunger des Jägers. „Es reicht noch nicht. Du bist zu schwach...“ „Es reicht für dich!“ Er stieß sie wieder fort, und sie erkannte die Verzweiflung in seinem Blick. „Elena, wenn ich mehr nehme, wirst du anfangen, dich zu verändern. Und wenn du jetzt nicht sofort von mir weggehst...!“ Elena zog sich ans Fußende des Betts zurück. Sie beobachtete, wie er sich aufsetzte und seinen Frotteemantel richtete. Im Schein der Lampe sah sie, daß seine bleiche Haut ein wenig Farbe wiedergewonnen hatte. Ein rosiger Schimmer lag auf seinen Wangen. Sein Haar trocknete zu einer schwarzen Lockenmähne.
einer schwarzen Lockenmähne. „Ich habe dich vermißt“, sagte sie leise. Riesige Erleichterung überfiel sie. Das Gefühl war schmerzhaft und intensiv. Fast so schlimm, wie die Angst gewesen war. Stefan lebte! Er redete mit ihr. Alles würde wieder gut werden. „Elena...“ Ihre Blicke trafen sich. Unbewußt bewegte sie sich zu ihm hin und hielt verwirrt inne, als er laut auflachte. „So hab ich dich noch nie gesehen“, sagte er. Sie schaute an sich hinunter. Ihre Schuhe und die Jeans waren voller roter Tonerde. Eigentlich war sie von Kopf bis Fuß damit beschmiert. Ihre Jacke war aufgerissen, an einigen Stellen quoll das Futter heraus. Sie hatte keinen Zweifel daran, daß ihr Gesicht genauso verschmiert und schmutzig war, und sie wußte, daß ihr Haar völlig zerzaust und struppig war. Elena Gilbert, das Modevorbild der ganzen High-School, sah aus wie eine Schlampe. „Mir gefällt's.“ Stefan lachte wieder, und diesmal stimmte sie ein. Sie lachten immer noch, als sich die Tür öffnete. Elena erstarrte und zog sich den Rollkragen hoch.
Sie schaute sich nervös im Zimmer um, ob etwas sie verraten könnte. Stefan richtete sich höher auf und fuhr sich kurz über die Lippen. „Es geht ihm besser!“ rief Bonnie fröhlich aus, als sie ins Zimmer trat und Stefan sah. Matt und Meredith folgten ihr auf den Fersen. Auch sie waren freudig überrascht. Die vierte Person, die hereinkam, war nur ein wenig älter als Bonnie. Aber sie strahlte eine Autorität aus, die ihre Jugend Lügen strafte. Mary McCullough ging sofort zu ihrem Patienten und griff nach seinem Puls. „Also Sie sind derjenige, der solche Angst vor Ärzten hat“, sagte sie. Stefan sah einen Moment verwirrt aus, dann erholte er sich. „Das ist so eine Art Kindheitstrauma“, erklärte er leicht verlegen. Er blickte aus den Augenwinkeln zu Elena, die ihn nervös anlächelte und kurz nickte. „Jedenfalls brauche ich jetzt keinen Arzt mehr, wie Sie selbst sehen können.“ „Wollen Sie das nicht mir überlassen?
Ihr Puls ist in Ordnung. Er ist sogar überraschend langsam, selbst für einen Sportler. Ich glaube nicht, daß Sie unterkühlt sind, aber Sie frieren immer noch. Stellen wir mal Ihre Temperatur fest.“ „Nein, ich glaube nicht, daß das nötig ist.“
Stefans Stimme war tief und ruhig. Elena hatte diesen Tonfall schon früher erlebt und wußte, was er bezwecken sollte. Aber Mary nahm nicht die geringste Notiz davon. „Machen Sie bitte den Mund auf.“ „Komm, ich mach das“, sagte Elena schnell und riß Mary das Thermometer aus der Hand. Irgendwie entglitt ihr das kleine Glasröhrchen und fiel auf den Holzboden. Dabei zersprang es in tausend Stücke. „Oh, das tut mir leid!“ „Macht nichts“, antwortete Stefan. „Ich fühle mich schon besser, und mir wird von Minute zu Minute wärmer.“ Mary betrachtete den Schaden auf dem Boden und sah sich dann in dem verwüsteten Zimmer um. „Also.“ Sie drehte sich um. „Was ist hier passiert?“
Stefan zuckte mit keiner Wimper. „Nichts. Mrs. Flowers ist eben eine sehr schlechte
Haushälterin.“ Er sah Mary dabei gerade in die Augen.
Haushälterin.“ Er sah Mary dabei gerade in die Augen. Elena hatte große Lust zu lachen und erkannte, daß es Mary ebenso ging. Statt dessen jedoch zog Mary eine Grimasse und kreuzte die Arme über der Brust. „Es ist wohl zwecklos, auf eine anständige Antwort zu warten“, sagte sie. „Und es ist klar, daß Sie nicht lebensgefährlich erkrankt sind. Ich kann Sie nicht zwingen, ins Krankenhaus zu gehen. Aber ich würde Ihnen dringend raten, sich dort morgen gründlich untersuchen zu lassen.“ „Danke“, antwortete Stefan. Elena wußte, daß er absolut nicht vorhatte, Marys Rat zu befolgen. „Elena, du siehst
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