Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
hat.
Nun, das ist für heute alles. Ich bin müde. Dieses Tagebuch werde ich so verstecken, daß es keiner finden kann. Weshalb, das ist wohl klar. Elena hielt inne und las den letzten Satz noch einmal. Dann fügte sie hinzu: PS. Ich frage mich, wer wohl nach Tanners Tod unser neuer Lehrer für europäische Geschichte werden wird?
Sie stopfte das Tagebuch unter ihre Matratze und machte das Licht aus. Elena ging den Schulflur entlang und kam sich vor wie in einem merkwürdigen Vakuum. In der Schule wurde sie normalerweise von allen Seiten gegrüßt. Aber heute wandte man die Augen ab, wenn sie sich näherte, oder kehrte ihr verlegen den Rücken zu. Das passierte den ganzen Tag über.
Vor dem Unterrichtszimmer für europäische Geschichte blieb Elena stehen. Einige der Schüler saßen bereits, und vor der Tafel stand ein Fremder. Er sah selbst noch wie ein Student aus. Sein dunkelblondes Haar war ziemlich lang, und er hatte den durchtrainierten Körper eines Sportlers. An die Tafel hatte er geschrieben: Alaric K. Saltzman. Als er sich umwandte, sah Elena sein freches, jungenhaftes Lächeln. Er lächelte weiter, während Elena sich setzte und die anderen Schüler hereinkamen. Stefan war unter ihnen. Als er auf den freien Sitz neben Elena rutschte, trafen sich ihre Blicke. Doch sie redeten nicht miteinander. Niemand sprach. Im Klassenzimmer herrschte tiefe Stille. Bonnie setzte sich an Elenas andere Seite.
Matt war nur ein paar Tische entfernt, aber er blickte starr vor sich hin. Als letzte traten Caroline Forbes und Tyler Smallwood ein. Sie kamen zusammen, und Elena gefiel der Ausdruck auf Carolines Gesicht überhaupt nicht. Sie kannte das katzenartige Lächeln und diese verengten grünen Augen nur zu gut. Tyler strahlte selbstzufrieden. Die blauen Flecken unter seinen Augen, die Stefan mit seinen Schlägen verursacht hatte, waren fast verschwunden. „Okay, warum stellen wir für den Anfang nicht alle Tische in einem Kreis zusammen?“ Elenas Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den Fremden vor der Klasse. Er lächelte immer noch. „Kommen Sie. Dann können wir uns besser sehen, während wir uns unterhalten.“
Schweigend gehorchten die Schüler. Der Fremde nahm nicht hinter Mr. Tanners Pult Platz, sondern zog einen Stuhl in den Kreis und setzte sich rittlings drauf. „Sie sind sicher neugierig, wer ich bin. Mein Name steht auf der Tafel: Alaric K. Saltzman.
Aber ich möchte, daß Sie mich Alaric nennen. Ich werde Ihnen später ein bißchen mehr von mir erzählen, aber zunächst sind Sie an der Reihe. Heute ist sicher ein schwieriger Tag für die meisten von Ihnen. Jemand, der Ihnen etwas bedeutet hat, ist gestorben. Ich möchte Ihnen die Gelegenheit geben, sich auszusprechen und diese Gefühle mit mir und Ihren Klassenkameraden zu teilen. Zunächst sollen Sie sich mit dem Schmerz auseinandersetzen. Denn so können wir unsere neue Beziehung gleich auf
Schmerz auseinandersetzen. Denn so können wir unsere neue Beziehung gleich auf gegenseitiges Vertrauen aufbauen. Wer möchte anfangen?“ Alle starrten ihn an. Niemand zuckte auch nur mit einer Wimper. „Schauen wir mal... was ist mit Ihnen?“
Noch immer lächelnd, deutete er aufmunternd auf ein hübsches Mädchen mit hellblondem Haar. „Stellen Sie sich bitte vor, und erzählen Sie uns von Ihren Gefühlen.“
Verlegen stand das Mädchen auf. „Ich heiße Sue Carson und, äh...“ Sie holte tief Luft und fuhr stotternd fort. „Und ich habe Angst. Denn der Wahnsinnige, wer immer es war, läuft noch frei herum. Nächstes Mal könnte ich das Opfer sein.“ Sie setzte sich schnell. „Danke, Sue. Ich bin sicher, daß viele Ihrer Klassenkameraden diese Sorge teilen. Nun, wenn ich richtig unterrichtet bin, waren einige von Ihnen sogar am Tatort, als diese Tragödie passierte?“
Stühle knarrten, während die Schüler verlegen hin- und herrutschten. Plötzlich stand Tyler Smallwood auf. Sein Lächeln war kalt. „Die meisten von uns waren da.“ Er blickte zu Stefan. Elena sah, daß andere seinem Blick folgten. „Ich kam hinzu, kurz nachdem Bonnie die Leiche gefunden hatte. Ich mache mir große Sorgen um unsere Stadt. Ein gefährlicher Killer treibt sich auf den Straßen herum, und bisher hat noch niemand etwas dazu getan, ihn aufzuhalten. Außerdem...“ Er brach ab. Elena war sich nicht ganz sicher, aber sie hatte das Gefühl, daß Caroline ihm ein Zeichen gegeben hatte. Caroline warf ihr glänzendes, kastanienbraunes Haar zurück und schlug
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