Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
nicht in Gegenwart der anderen. Sie beugte sich über ihn, rieb seine Hände und bemühte sich,
einen Ausweg zu finden.
einen Ausweg zu finden. Was konnte sie tun? Stefans Geheimnis bewahren, auch wenn es ihn vielleicht das Leben kostete? Oder ihn verraten und ihn so retten? Würde es ihn retten, wenn sie Bonnie, Matt und Meredith alles erzählte? Sie schaute ihre Freunde an und versuchte, sich ihre Reaktion vorzustellen, wenn sie die Wahrheit über Stefan Salvatore erfuhren. Es hatte keinen Zweck. Sie konnte es nicht riskieren.
Der Schock und das Entsetzen hatten selbst sie fast in den Wahnsinn getrieben, als sie herausgefunden hatte, daß Stefan ein Vampir war, seit Jahrhunderten verdammt, mit seiner dunklen Natur zu leben. Wenn sie, die Stefan liebte, schon schreiend vor ihm geflohen war, was würden diese drei hier tun? Und da war noch der Mord an Mr. Tanner. Wenn sie die Wahrheit über Stefan erfuhren, würden sie ihm dann jemals glauben können, daß er unschuldig war? Oder würden sie ihn im stillen um so mehr verdächtigen? Elena schloß die Augen.
Es war zu gefährlich. Meredith, Bonnie und Matt waren ihre Freunde, aber dieses Geheimnis konnte sie nicht mit ihnen teilen. Niemandem auf der ganzen Welt konnte sie sich anvertrauen. Damit war sie ganz allein. Sie richtete sich auf und sah Matt an. „Er hat Angst vor Ärzten, aber eine Krankenschwester ... das würde gehen.“ Dann wandte sie sich an Bonnie und Meredith, die vor dem Kamin knieten. „Wie wäre es mit deiner Schwester, Bonnie?“ „Mary?“ Bonnie sah auf die Uhr. „Sie hatte diese Woche Spätschicht im Krankenhaus und ist vermutlich schon zu Hause. Nur...“ „Das ist die Lösung.
Matt, du fährst mit Bonnie und bittest Mary, herzukommen.
Wenn sie glaubt, daß er einen Arzt braucht, werde ich nichts mehr dagegen haben. Matt zögerte. Dann atmete er scharf aus. „Gut. Ich finde zwar immer noch, daß du einen Fehler machst, aber... Komm, Bonnie. Wir werden ein paar Verkehrsübertretungen begehen.“ Als sie zur Tür gingen, blieb Meredith beim Kamin stehen und beobachtete Elena prüfend.
Elena riß sich zusammen und begegnete ihrem Blick. „Ich finde, ihr solltet alle fahren, Meredith.“ „Ach, findest du?“ Elena hatte das ungute Gefühl, daß Meredith ihre Gedanken lesen konnte. Aber die Freundin stellte keine weiteren Fragen. Nach einem kurzen Moment nickte sie und folgte Matt und Bonnie ohne ein weiteres Wort. Als Elena hörte, wie die Tür unten geschlossen wurde, hob sie die Lampe auf, die neben dem Bett lag, und steckte den Stecker rein. Jetzt konnte sie sich wenigstens Stefans Verletzungen näher ansehen. Seine Gesichtsfarbe war noch schlechter als vorher. Er war jetzt fast so weiß wie das Bettlaken unter ihm. Auch seine Lippen waren bleich. Elena mußte plötzlich an Thomas Fell denken, den Gründer von Fell's Church. Oder besser, an die Statue von Thomas Fell, die neben der seiner Frau auf dem Steindeckel des gemeinsamen Grabes lag. Stefan war blaß wie dieser Marmor. Die Schnitte und Abschürfungen an seinen Händen waren purpurrot, aber sie bluteten nicht mehr. Elena drehte sacht seinen Kopf zur Seite, um sich den Hals anzusehen. Und da war es. Automatisch berührte sie ihren eigenen Hals, als ob sie die Ähnlichkeit
bestätigen wollte. Aber Stefans Wunden waren keine kleinen Punkte. Es sah aus, als hätte
bestätigen wollte. Aber Stefans Wunden waren keine kleinen Punkte. Es sah aus, als hätte jemand versucht, ihm die Kehle herauszureißen. Rasender Zorn stieg wieder in Elena auf. Und Haß! Sie erkannte, daß sie trotz ihres Abscheus und Ärgers Damon vorher nicht gehaßt hatte. Nicht wirklich. Aber jetzt, jetzt haßte sie ihn! Sie haßte ihn mit einem so heftigen Gefühl, wie sie es für noch keinen anderen Menschen verspürt hatte.
Sie wollte ihn verletzen! Er sollte bezahlen für seine Tat. Wenn sie in diesem Moment einen hölzernen Pflock gehabt hätte, hätte sie ihn Damon ohne zu zögern ins Herz gestoßen. Doch zunächst mußte sie an Stefan denken. Er lag so erschreckend ruhig da. Das war für sie am schlimmsten zu ertragen, dieses völlige Fehlen jeden Widerstands oder Aufbäumens in ihm. Es schien, als habe er seinen Körper verlassen, und nur eine leere Hülle sei zurückgeblieben. „Stefan!“ Ihn zu schütteln half nichts. Mit einer Hand auf seiner eiskalten Brust versuchte sie, den Herzschlag zu finden. Wenn es einen gab, war er so schwach, daß sie ihn nicht fühlen konnte.
Bleib ruhig, Elena,
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