Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
darauf, daß ich Ruhe brauche.
Deshalb bin ich noch hier. Tante Judith hat mir einen Fernseher ins Zimmer gestellt. Aber ich habe keine Lust, fernzusehen. Ich liege lieber hier und schreibe oder döse ein wenig. Ich warte darauf, daß Stefan anruft. Er hat es mir versprochen. Oder nicht? Ich kann mich nicht erinnern. Wenn er sich meldet, muß ich...
3. November (10 Uhr 30) Ich habe gerade den Eintrag von gestern gelesen und bin schockiert. Was war los mit mir? Ich habe mitten in einem Satz abgebrochen, und jetzt weiß ich nicht einmal, was ich eigentlich schreiben wollte. Und ich habe gar nichts von meinem neuen Tagebuch erwähnt. Ich muß total ausgeflippt gewesen sein.
Ist auch egal. Das ist jetzt der offizielle Beginn meines neuen Tagebuchs. Es ist nicht so schön eingebunden wie mein altes, aber es muß reichen. Ich habe die Hoffnung aufgegeben, das andere jemals wiederzufinden. Wer immer es auch gestohlen hat, wird es nicht zurückbringen. Aber wenn ich mir vorstelle, daß jemand das alles liest, all meine geheimen Gedanken und meine Gefühle für Stefan, dann habe ich große Lust, den Dieb umzubringen, und gleichzeitig sterbe ich vor Scham.
Ich schäme mich nicht wegen meiner Liebe zu Stefan. Doch das ist ganz privat. Und da sind noch andere Dinge geschildert. Zum Beispiel, wie wir uns küssen, uns umarmen, und ich weiß genau, daß auch er nicht will, daß ein Fremder das liest. Natürlich steht nichts über sein Geheimnis drin. Das hatte ich damals zum Glück noch nicht herausgefunden. Erst als ich die Wahrheit kannte, konnte ich Stefan richtig verstehen. Und wir konnten endlich wirklich zusammensein.
Jetzt sind wir unzertrennlich. Es kommt mir vor, als hätte ich ein Leben lang auf ihn gewartet.
Vielleicht kann man mich verurteilen, weil ich ihn liebe, wenn man bedenkt, was er ist. Er kann gewalttätig werden, und ich weiß, daß es in seiner Vergangenheit einige Dinge gibt, derer er sich schämt. Aber er würde mir nie etwas antun, und die Vergangenheit ist vorbei. Er fühlt sich schuldig und ist so schrecklich verletzt worden. Ich möchte das alles wieder gutmachen.
Ich weiß nicht, was jetzt passieren wird. Ich bin nur froh, daß er in Sicherheit ist. Heute bin ich zu seiner Pension gegangen und habe erfahren, daß die Polizei gestern da war. Stefan war noch schwach und konnte seine Kräfte nicht einsetzen, um sie loszuwerden, aber sie haben keinerlei Anklage gegen ihn erhoben. Die Beamten haben nur ein paar Fragen gestellt.
Stefan sagte, daß sie sehr freundlich waren, was mich mißtrauisch macht. Im Grunde geht es doch nur um drei Dinge: wo war Stefan, als der alte Mann unter der Brücke überfallen wurde, und wo war er bei dem Anschlag auf Vickie Bennett in der Kirchenruine? Und am allerwichtigsten: Hat er ein Alibi für die Zeit, in der Mr. Tanner in der Schule ermordet wurde?
Sie haben nichts in der Hand gegen ihn. Okay, die Verbrechensserie hat angefangen, seit er in Fell's Church ist, na und? Das besagt noch lange nichts. Er hat sich in der Schule in jener Nacht mit Tanner gestritten. Auch das will nichts heißen. Jeder hat mit Tanner gestritten. Stefan war verschwunden, nachdem man Tanners Leiche fand. Aber jetzt ist er wieder da; und es ist sonnenklar, daß er selbst überfallen wurde. Und zwar von derselben Person, die auch die anderen Verbrechen begangen hat. Mary hat der Polizei geschildert, in welchem Zustand Stefan sich befand, als wir sie gerufen haben. Und wenn man uns verhören sollte, können Bonnie, Meredith, Matt und ich bestätigen, wie wir ihn gefunden haben und daß er schwer verletzt war. Es wird kein Verfahren gegen ihn geben.
Stefan und ich haben über dies und andere Dinge gesprochen.
Es ist schön, wieder bei ihm zu sein, auch wenn er bleich und müde aussieht. Er kann sich immer noch nicht erinnern, wie dieser Donnerstagabend endete, aber das, was er weiß, ist genauso, wie ich es schon vermutet hatte. Nachdem er mich in jener Nacht nach Hause gefahren hat, hat er Damon gesucht. Sie haben sich gestritten. Am Ende ist Stefan halbtot in dem Brunnen gelandet. Man
gesucht. Sie haben sich gestritten. Am Ende ist Stefan halbtot in dem Brunnen gelandet. Man braucht kein Genie zu sein, um sich vorzustellen, was dazwischen passiert ist. Ich habe ihm immer noch nicht gestanden, daß ich am Freitagmorgen Damon auf dem Friedhof gesucht habe. Ich werde es wohl besser morgen nachholen. Ich weiß, daß es ihn aufregen wird, besonders, wenn erhört, was Damon mir vorgeschlagen
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