Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
ein, wie ich sie davon abhalten könnte, daraus vorzulesen.“ Schließlich hob sie den Kopf. „Es tut mir so leid.“
„Das sollte es auch!“ sagte er mit einer Heftigkeit, die sie erschreckte. Sie fühlte, wie sie blaß wurde. Aber Stefan sprach bereits weiter. „Es sollte dir verdammt leid tun, daß du das alles vor mir verheimlicht hast, wo ich dir hätte helfen können.
Elena, warum hast du es mir nicht vorher gesagt?“
„Weil alles meine Schuld war. Und ich hatte einen Traum...“ Sie versuchte zu beschreiben, wie er in diesen Träumen ausgesehen hatte, die Bitterkeit, die Anklage in seinem Blick. „Ich wäre gestorben, wenn du mich wirklich auf diese Art angesehen hättest“, schloß sie traurig. Aber Stefan blickte sie mit einer Mischung aus Erleichterung und Erstaunen an. „Also, das ist es“, sagte er fast flüsternd. „Das hat dich so bedrückt.“
Elena öffnete den Mund, doch erfuhr fort. „Ich wußte, daß etwas nicht stimmte und daß du etwas vor mir zurückhältst.
Aber ich glaubte...“ Er schüttelte den Kopf und lächelte leicht.
„Es ist jetzt egal. Ich wollte nicht in dich dringen, wollte dich nicht einmal danach fragen. Und die ganze Zeit hast du dir den Kopf darüber zerbrochen, wie du mich beschützen kannst.“
Elena klebte die Zunge am Gaumen. Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Es gibt noch mehr, dachte sie traurig. Aber ein Blick in seine leuchtenden Augen und sein freudiges Gesicht genügte ihr, um zu wissen, daß sie es ihm jetzt nicht sagen konnte.
„Als du eben unbedingt mit mir reden wolltest, habe ich gedacht, du hättest deine Meinung über mich geändert“, erklärte er nüchtern. „Ich hätte es dir nicht übelgenommen.
Aber statt dessen...“ Er schüttelte wieder den Kopf. „Elena“, sagte er, und dann lag sie in seinen Armen.
Es fühlte sich so gut und richtig an. Elena war sich bisher nicht richtig darüber klargeworden, wie verfahren ihre Beziehung zueinander geworden war. Doch jetzt war wieder alles in Ordnung. Sie empfand das, was sie in jener wunderbaren Nacht erlebt hatte, als Stefan sie zum erstenmal umarmt hatte. Liebe und Hingabe überwältigten sie fast. Sie war wieder zu Hause, dort, wo sie hingehörte. Wo sie für alle Ewigkeit hingehören würde.
Alles andere war vergessen. Wie am Anfang merkte Elena, daß sie fast Stefans Gedanken lesen konnte. Sie waren miteinander verbunden, einer war ein Teil des anderen. Ihre Herzen schlugen im gleichen Rhythmus. Es fehlte nur noch eins, um alles vollkommen zu machen. Elena wußte es. Sie warf ihr Haar zurück und griff nach hinten, um es von ihrem Hals wegzuziehen. Und diesmal protestierte Stefan nicht. Die Gefühle, die von ihm ausgingen, signalisierten ihr seine volle Zustimmung und eine tiefe Leidenschaft. Liebe, Freude und Jubel erfüllten sie und steigerten sich noch, als sie erkannte, daß diese Empfindungen von Stefan kamen. Einen Moment lang sah sie sich durch seine Augen, spürte, wie sehr er sie liebte. Es hätte ihr angst machen können, hätte sie nicht dieselben tiefen Gefühle für ihn gehabt. Elena fühlte keinen Schmerz, als seine Zähne in ihren Hals drangen. Und es fiel ihr nicht auf, daß sie ihm unwillkürlich die unberührte Seite dargeboten hatte - obwohl die kleinen Wunden, die Damon hinterlassen
hatte, bereits wieder geheilt waren. Sie klammerte sich an ihn, als er versuchte, ihren Kopf zu heben. Aber er bestand darauf, und schließlich gab sie nach. Sie immer noch in den Armen haltend, tastete er auf der Kommode nach dem Dolch und ließ mit einer schnellen Handbewegung sein eigenes Blut fließen.
Als Elenas Knie nachzugeben drohten, ließ er sie sanft aufs Bett gleiten. Und dann umarmten sie einander. Zeit und Raum existierten nicht mehr. Es gab für Elena nur noch Stefan. „Ich liebe dich“, flüsterte er. Zuerst registrierte Elena in ihrer süßen Benommenheit die Worte einfach. Dann ging ihr auf, was er gesagt hatte. Er liebte sie! Sie hatte es die ganze Zeit gewußt, doch er hatte es noch nie laut ausgesprochen. „Ich liebe dich auch, Stefan“, flüsterte sie zurück und war überrascht, als er etwas von ihr abrückte. Doch dann sah sie, was er vorhatte. Er griff unter seinen Pullover und zog die Kette heraus, die er um seinen Hals getragen hatte, seit sie ihn kannte. An der Kette hing ein wunderschön gearbeiteter Goldring mit einem Lapislazulistein. Katherines Ring. Elena beobachtete, wie er die Kette aufmachte und den zierlichen Ring davon löste. „Als
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