Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
Katherine starb, dachte ich, ich könnte niemals jemand anderen lieben. Obwohl ich wußte, daß es ihr Wunsch gewesen wäre, war ich sicher, daß es nie
passieren würde. Aber ich habe mich geirrt.“ Stefan zögerte einen Moment und fuhr fort. „Ich habe den Ring aufbewahrt, weil er für mich Katherine verkörperte. So konnte ich sie immer in meinem Herzen bewahren. Doch jetzt möchte ich, daß er zum Symbol für etwas anderes wird.“ Wieder zögerte er und schien fast Angst zu haben, ihrem Blick zu begegnen. „Wenn man bedenkt, wie die Dinge sind, habe ich kein Recht, das zu fragen. Aber, Elena...“ Er kämpfte ein paar Minuten, dann sah er ihr stumm in die Augen. Elena konnte nicht sprechen. Sie konnte nicht einmal atmen. Und Stefan mißverstand ihr Schweigen. Die Hoffnung in seinem Blick erstarb, und er wandte sich ab. „Du hast recht.“ Er seufzte. „Es ist unmöglich.
Die Schwierigkeiten sind zu groß - meinetwegen. Wegen dem, was ich bin. Niemand sollte sich an jemanden wie mich binden.
Ich hätte es nicht einmal vorschlagen sollen...“ „Stefan!“
unterbrach Elena ihn. „Stefan, sei bitte einen Moment still...“ „... also vergiß, daß ich etwas gesagt habe...“ „Stefan!“
befahl sie ihm. „Stefan, sieh mich an!“ Zögernd gehorchte er ihr und wandte sich um. Er schaute ihr in die Augen, und der bittere Selbsthaß machte einem neuen Ausdruck Platz, der ihr wieder den Atem nahm. Langsam nahm er die Hand, die sie ihm hinstreckte. Beide sahen gebannt zu, wie er ihr den Ring an den Finger
steckte. Er paßte, als sei er für sie gemacht. Das Gold glänzte im Licht, und der Stein strahlte in einem tiefen Blau, wie ein klarer See, der von unberührtem Schnee umgeben ist. „Wir müssen es noch ein Weilchen geheimhalten“, flüsterte Elena und hörte das Zittern in ihrer Stimme. „Tante Judith wird einen Anfall bekommen, wenn sie erfährt, daß ich mich schon vor Schulabschluß verlobt habe. Aber ich werde im nächsten Sommer achtzehn, und dann kann sie uns nicht mehr aufhalten.“ „Elena, bist du auch sicher, daß du das willst? Mit mir zu leben, wird nicht einfach sein. Ich werde immer anders sein als du, egal, wie sehr ich mich auch bemühe. Wenn du jemals deine Meinung ändern solltest...“ „Solange du mich liebst, wird das niemals geschehen.“ Stefan zog sie in die Arme, und wieder erfüllte sie Friede und eine große Ruhe.
Doch eine Befürchtung ließ sie nicht los. „Stefan, was wird morgen? Wenn Caroline und Tyler ihren Plan ausführen, wird alles andere unwichtig.“ „Dann müssen wir dafür sorgen, daß sie nicht dazu kommen. Mit Bonnies und Meredith's Hilfe werde ich sicher einen Weg finden, das Tagebuch von Caroline zurückzubekommen. Selbst, wenn es mir nicht gelingt, werde ich nicht fliehen. Ich werde dich nicht allein lassen, Elena. Ich werde bleiben und kämpfen.“
„Sie werden dich fertigmachen, Stefan. Und das könnte ich nicht ertragen.“ „Und ich könnte es nicht ertragen, dich zurückzulassen. Damit wäre die Sache erledigt. Überlaß mir den Rest. Mir wird schon eine Lösung einfallen. Und falls nicht... egal, was passiert, ich bleibe bei dir. Wir gehören zusammen.“ „Wir gehören zusammen“, wiederholte Elena und legte den Kopf an seine Schulter. Sie war glücklich, eine Weile nicht mehr denken zu müssen und nur sie selbst zu sein.
29. November, Freitag Liebes Tagebuch, es ist spät, aber ich konnte nicht schlafen. Ich scheine nicht mehr so viel Schlaf wie früher zu brauchen. Morgen ist der Schicksalstag. Wir haben heute abend mit Bonnie und Meredith gesprochen. Stefans Plan ist ganz einfach. Egal, wo Caroline das Tagebuch versteckt hat, morgen muß sie es herausholen und mitbringen.
Unsere Vorträge sind als letztes an der Reihe. Vorher muß sie an der Parade und an den anderen Dingen teilnehmen.
Während dieser Zeit muß sie das Tagebuch irgendwo unterbringen. Also werden wir sie genau beobachten, von der Minute an, in der sie das Haus verläßt, bis sie auf die Bühne tritt. Wir müßten also sehen, wo sie es hinsteckt. Da sie keine Ahnung hat, daß wir sie verdächtigen, wird sie sich nicht besonders in acht nehmen. Und dann werden wir zuschlagen.
Der Grund, warum der Plan einfach klappen muß, liegt darin, daß wir allein Kostümen auftreten werden. Unsere Bibliothekarin, Mrs. Grimesby, wird uns helfen, die Kleider aus dem neunzehnten Jahrhundert vor der Parade anzuziehen. Wir dürfen nichts tragen, was nicht ein Teil des Kostüms ist.
Weitere Kostenlose Bücher