Tagebuch Eines Vampirs 02. Bei Dämmerung
Keine Handtaschen, keine Beutel. Keine Tagebücher! Caroline muß es also irgendwann ablegen. Wir werden uns bei ihrer Bewachung abwechseln. Bonnie wird sich vor ihrem Haus postieren und aufpassen, was Caroline bei sich hat wenn sie es verläßt. Ich bin an der Reihe, wenn wir uns bei Mrs. Grimesby umziehen.
Während der Parade werden Stefan und Meredith in ihre Wohnung eindringen oder in das Auto der Forbes', je nachdem wie die Situation es erfordert, und zuschlagen. Was soll da noch schiefgehen? Jetzt geht es mir schon viel besser. Es hat richtig gutgetan, das Problem mit Stefan zu teilen. ich habe meine Lektion gelernt. Niemals werde ich in Zukunft etwas vor ihm verheimlichen. Morgen werde ich meinen Ring tragen.
Sollte Mrs. Grimesby mich fragen, werde ich ihr sagen, daß er älter als das neunzehnte Jahrhundert ist und aus der italienischen Renaissance stammt. Ich freue mich schon auf ihr Gesicht.
Ich versuche jetzt besser, ein wenig zu schlafen. Hoffentlich träume ich nicht.
14. KAPITEL
Bonnie zitterte, während sie draußen vor dem großen, viktorianischen Haus wartete. An diesem Morgen war die Luft frostig und kalt. Obwohl es schon fast acht Uhr war, zeigte sich die Sonne noch nicht richtig. Die dicken, grauen und weißen Wolken am Himmel zauberten ein merkwürdiges Zwielicht.
Bonnie hatte begonnen, mit den Füßen zu stampfen und sich die Hände zu reiben, als die Haustür endlich aufging. Schnell versteckte sie sich hinter einer kleinen Hecke und beobachtete, wie die Familie zum Auto ging. Mr. Forbes trug nur eine Videokamera, Mrs. Forbes ihre Handtasche und einen Klappstuhl, Daniel Forbes, Carolines jüngerer Bruder, einen zweiten Klappstuhl. Und Caroline selbst... Bonnie lehnte sich nach vorn und atmete erleichtert auf. Caroline hatte Jeans und einen dicken Pullover angezogen. In der Hand hielt sie eine Art weißen Beutel. Er war nicht groß, bot aber Platz genug für ein kleines Tagebuch.
Vor lauter Begeisterung wurde Bonnie ganz warm. Sie wartete hinter ihrem Busch, bis das Auto fort war. Dann lief sie zur Ecke Thrush Street und Hawthorne Drive. „Da ist sie, Tante Judith! An der Ecke.“
Das Auto hielt langsam an, und Bonnie schlüpfte auf den Rücksitz zu Elena. „Sie hat einen weißen Beutel dabei“, flüsterte sie Elena ins Ohr, während Tante Judith wieder anfuhr.
Prickelnde Erregung durchfuhr Elena, und sie drückte Bonnies Hand. „Prima“, sagte sie leise. „Jetzt werden wir sehen, ob sie ihn mit zu Mrs. Grimesby bringt. Wenn nicht, mußt du Meredith Bescheid sagen, daß er im Auto ist.“
Bonnie nickte zustimmend und erwiderte Elenas Händedruck.
Sie kamen gerade rechtzeitig bei Mrs. Grimesby an, um zu sehen, daß Caroline hineinging und den weißen Beutel am Arm trug. Elena und Bonnie tauschten einen Blick. Jetzt lag es an Elena herauszufinden, wo Caroline den Beutel im Haus zurückließ.
„Ich werde auch gleich hier aussteigen, Miß Gilbert“, sagte Bonnie, als Elena aus dem Auto sprang. Sie würde draußen mit Meredith warten, bis Elena ihnen Bescheid gab, wo der Beutel war. Das wichtigste blieb, daß Caroline keinen Verdacht schöpfen durfte.
Mrs. Grimesby, die Bibliothekarin von Fell's Church, öffnete die Tür. Ihr Heim glich selbst einer Bibliothek. Überall gab es Regale, und die Bücher stapelten sich sogar auf dem Boden. Sie war außerdem verantwortlich für die historischen Museumsstücke von Fell's Church, darunter auch für die Kleider, die zum Teil noch aus den Gründungstagen der Stadt stammten. Jetzt war das alte Haus von jungen Stimmen erfüllt, und die Zimmer waren voll mit halbbekleideten Schülerinnen. Mrs. Grimesby war immer schon für den Kostümumzug verantwortlich gewesen. Elena wollte sie gerade darum bitten, ins gleiche Umkleidezimmer wie Caroline zu kommen, da führte Mrs. Grimesby sie schon hinein. Caroline stand in ihrer sexy Unterwäsche da und warf Elena einen Blick zu, der ganz lässig wirken sollte. Doch Elena spürte die kaum verhüllte Schadenfreude dahinter und konzentrierte sich ganz auf das Kleiderbündel, das Mrs.
Grimesby gerade vom Bett nahm.
„Die sind für dich, Elena. Unsere besten Stücke. Alles an ihnen ist noch original, sogar die Bänder. Wir glauben, daß dieses Kleid Honoria Fell gehört hat.“ „Es ist wunderschön“, sagte Elena, während Mrs. Grimesby die Falten des dünnen, weißen Materials ausschüttelte. „Woraus besteht es?“
„Musselin, Seide und Gaze. Da es heute ziemlich kalt ist, kannst du die Samtjacke
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