Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit
Nicht sicher. Bis jetzt.“ Am Schluß war ihre Stimme nur noch ein Flüstern.
„Gut kombiniert, Sherlock Holmes.“ Elena versuchte, sich so normal wie möglich zu benehmen. Aber was war in einer solchen Situation schon normal? Meredith tat so, als könnte sie ihren Anblick kaum ertragen. Elena fühlte sich einsamer und verlassener als je zuvor in ihrem Leben. Unten an der Tür läutete es. Elena hörte es, Meredith nicht. „Wen erwartest du?“
fragte sie. „Da ist jemand an der Tür.“
„Ich habe Bonnie gebeten, um sieben Uhr zu kommen, falls ihre Mutter es erlaubt. Ich schaue mal schnell nach.“ Meredith schien geradezu übereifrig, aus dem Zimmer zu kommen.
„Warte. Weiß sie Bescheid?“ „Nein... Ach, so. Du meinst, ich soll es ihr schonend beibringen.“ Meredith sah sich wieder unsicher im Zimmer um. Elena machte die kleine Leselampe beim Bett an. „Schalte das Licht aus. Es tut meinen Augen sowieso weh“, sagte sie leise. Als Meredith ihre Bitte erfüllt hatte, war der Raum dämmrig genug, daß Elena sich in den Schatten verbergen konnte.
In einer Ecke wartete sie darauf, daß Meredith zurückkam, und rieb sich die Ellbogen mit der Hand. Vielleicht war die Idee gar nicht so gut, Bonnie und Meredith mit hineinzuziehen. Wenn die unerschütterliche Meredith schon mit der Situation nicht fertig wurde, wie würde Bonnie dann erst reagieren?
Meredith kündigte ihr Eintreffen an, indem sie mehrfach wiederholte: „Schrei nicht. Um Himmels willen, schrei nicht“, während sie Bonnie über die Schwelle schob. „Was ist los mit dir? Was machst du da?“ wehrte sich Bonnie. „Laß mich los!
Weißt du, was für Klimmzüge ich machen mußte, damit meine Mutter mich überhaupt gehenließ? Sie will mich nach Roanoke ins Krankenhaus bringen.“
Meredith stieß die Tür zu. „Nun gut“, sagte sie zu Bonnie. „Du wirst jetzt etwas sehen, was... ein Schock für dich sein wird.
Aber du darfst nicht schreien. Verstehst du mich? Ich lasse dich los, wenn du es mir versprichst.“
„Es ist zu dunkel, um überhaupt etwas zu erkennen, und du machst mir angst. Was ist los mit dir, Meredith?“ wiederholte Bonnie. „Gut, ich versprech's. Aber wovon sprichst...?“
„Elena“, erwiderte Meredith kurz. Elena nahm das als Aufforderung und trat vor. Bonnies Reaktion war anders als erwartet. Sie runzelte die Stirn, lehnte sich nach vorn und starrte in das dämmrige
Licht. Als sie Elenas Gestalt sah, holte sie erschrocken Luft.
Doch nach einem Blick in ihr Gesicht klatschte sie in die Hände und schrie vor Freude auf. „Ich hab's doch geahnt! Alle haben sich geirrt! Also, die ganzen Experten, du, Meredith, und auch Stefan, ihr dachtet, ihr wißt alles über Ertrinken und so. Aber ich wußte sofort, daß ihr euch geirrt habt! Oh, Elena, ich habe dich so vermißt. Alle werden sich...“
„Sei ruhig, Bonnie. Sei still!“ drängte Meredith sie. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht schreien! Hör zu, du kleine Idiotin.
Wenn alles mit Elena in Ordnung wäre, warum sollte sie dann mitten in der Nacht hier sein, ohne daß jemand etwas davon weiß?“
„Aber sie ist okay. Schau sie dir an. Da steht sie! Du bist es doch, Elena?“ Bonnie wollte auf sie zugehen, aber Meredith hielt sie zurück. „Ja, ich bin's.“ Elena hatte das merkwürdige Gefühl, in eine surreale Komödie geraten zu sein und ihren Text nicht zu kennen. Sie wußte nicht, was sie zu Bonnie sagen sollte, die überglücklich aussah.
„Ich bin's. Aber... ich... es ist nicht alles in Ordnung mit mir“, erklärte sie stockend und setzte sich wieder. Meredith drängte Bonnie aufs Bett. „Warum tut ihr zwei so geheimnisvoll? Sie ist da, aber da stimmt was nicht mit ihr? Was soll das heißen?“
Elena wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. „Hör mal, Bonnie. Ach, ich hab keine Ahnung, wie ich dir das beibringen soll. Hat deine Großmutter, die mit den telepathischen Kräften, dir jemals was über Vampire erzählt?“
Die Stille, die folgte, war so schwer, daß man sie mit einem Messer hätte schneiden können. Minuten vergingen. Bonnies Augen weiteten sich. Dann glitt ihr Blick zu Meredith.. Nach weiteren Schweigeminuten bewegte Bonnie sich langsam zur Tür. „Also, Mädels“, sagte sie leise. „Das ist echt zuviel.
Wirklich...“
Elena traf eine Entscheidung. „Du kannst dir meine Zähne anschauen.“ Sie zog ihre Oberlippe zurück und berührte einen Eckzahn mit dem Finger. Sofort fühlte sie, wie er sich
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