Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit
erzählt, daß der Ball stattfinden wird. Mr. Newcastle möchte keine Panik auslösen, indem er ihn absagt. Man wird für „Sicherheitskräfte“ sorgen.
Das heißt im Klartext wahrscheinlich, die Polizei wird dasein.
Und vielleicht Mr. Smallwood und einige seiner Freunde mit Gewehren. Was immer auch passieren wird, ich glaube nicht, daß sie es aufhalten können. Und ich weiß auch nicht, ob wir es können. Es hat den ganzen Tag geschneit. Der Bergpaß ist völlig blockiert. Niemand kann mit dem Auto in die Stadt hinein oder heraus, bis der Schneepflug kommt, und das wird nicht vor morgen sein. Dann ist es zu spät. Die Luft fühlt sich merkwürdig an. Das liegt nicht nur am Schnee. Es scheint, als ob da noch etwas Kälteres ist, das wartet. Noch hält es sich zurück, wie das Meer sich vor einer riesigen Flutwelle zurückzieht. Aber wenn es zuschlägt... Ich habe heute an mein anderes Tagebuch gedacht, das unter den Dielenbrettern in meinem Schlafzimmerschrank liegt. Wenn mir noch etwas gehört, dann dieses Tagebuch. Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, es herauszuholen, aber ich will nicht mehr nach Hause. Ich habe Zweifel, ob ich es selbst ertragen könnte, und ich weiß sicher, daß es über Tante Judiths Kräfte ginge, wenn sie mich sehen würde. Ich bin überrascht, daß überhaupt jemand meiner alten Freunde mit meinem neuen Zustand klarkommt. Meredith, Bonnie - besonders Bonnie. Aber Meredith auch, wenn man bedenkt, was ihre Familie durchgemacht hat. Matt. Eigentlich alle. Sie sind gute und treue Freunde. Es ist komisch, ich habe einmal gedacht, daß ich ohne eine ganze Armee von Freunden und Bewunderern nicht existieren könnte. Jetzt bin ich sehr glücklich mit den dreien. Weil sie wahre Freunde sind. Ich habe vorher nicht erkannt, wieviel sie mir bedeuten. Oder Margaret, oder sogar Tante Judith. Und die Bekannten in der Schule... Ich weiß, vor ein paar Wochen habe ich noch gesagt, daß es mir egal wäre, wenn die ganze Belegschaft und alle Schüler der Robert-E.-
Lee-High-School tot umfallen würden. Aber das stimmt nicht.
Heute abend werde ich mein Bestes tun, um sie zu schützen.
Ich weiß, daß ich von einem Thema zum anderen springe, aber ich spreche eben von Dingen, die wichtig für mich sind. Ich sammle sie sozusagen in meinem Kopf zusammen. Nur für den Fall... Nun, es wird Zeit. Stefan wartet. Ich werde den letzten Satz beenden und aufbrechen. Ich glaube, wir werden gewinnen. Ich hoffe es. Wir werden es versuchen.
Der Geschichtsraum war warm und hell erleuchtet. Auf der anderen Seite der Schule, in der Cafeteria, war es noch heller.
Die Weihnachtsbeleuchtung und die glitzernden Dekorationen strahlten um die Wette. Aus vorsichtiger Entfernung hatte Elena den Raum gründlich gemustert und die Paare betrachtet, die zum Ball kamen und an den Beamten des Sheriffs an der Tür vorbeigingen. Als sie Damon schweigend hinter sich spürte, hatte sie auf ein Mädchen mit langem, hellbraunem Haar gezeigt.
„Vickie Bennett“, erklärte sie. „Wenn du es sagst“, hatte er nur geantwortet. Jetzt sah Elena sich in ihrem behelfsmäßigen Hauptquartier für die Nacht um. Alarics Pult war freigeräumt worden, und er beugte sich über eine grobe Grundrißkarte der Schule. Meredith lehnte neben ihm. Ihr langes, dunkles Haar streifte seinen Ärmel. Matt und Bonnie hatten sich unter die Ballbesucher draußen auf dem Parkplatz gemischt. Stefan und Damen durchstreiften abwechselnd das Schulgelände. „Du bleibst besser drinnen“, hatte Alaric Elena geraten. „Alles, was uns noch fehlt, ist nämlich, daß dich jemand sieht und dich mit einem angespitzten Holzpflock zu jagen beginnt.“ „Ich bin die ganze Woche in der Stadt herumgewandert“, hatte Elena leicht belustigt gesagt. „Wenn ich nicht entdeckt werden will, sieht mich auch keiner.“ Aber sie hatte zugestimmt, im Geschichtsklassenzimmer zu bleiben und bei der Koordination zu helfen. Die Schule kommt mir vor wie ein Schloß, dachte sie, während sie beobachtete, wie Alaric auf dem Plan die Stellungen der Polizeibeamten und der anderen Männer eintrug. Und wir verteidigen es. Ich und meine treuen Ritter.
Auf der großen, runden Uhr vergingen langsam die Minuten.
Elena beobachtete die Zeiger, während sie die Tür öffnete, um Helfer herein- oder wieder hinauszulassen. Sie goß heißen Kaffee ein und hörte sich die Berichte der Freunde an. „Auf der Nordseite der Schule ist alles ruhig.“ „Caroline ist gerade zur Schneekönigin gekrönt
Weitere Kostenlose Bücher