Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit
worden. Welch eine Überraschung!“ „Ein paar Kids haben auf dem Parkplatz Randale gemacht. Der Sheriff hat sie einkassiert.“ Mitternacht kam und ging.
„Vielleicht haben wir uns geirrt“, meinte Stefan ungefähr eine Stunde später. Es war das erste Mal, daß sie seit Beginn des Abends alle zusammen drinnen waren. „Oder es passiert irgendwo anders.“ Bonnie leerte einen ihrer Stiefel aus und schaute hinein. „Es gibt keine Möglichkeit zu erfahren, wo es passieren wird“, erklärte Elena fest. „Aber wir haben uns bestimmt nicht damit geirrt, daß etwas geschehen wird.“
„Doch, es könnte eine Möglichkeit geben“, sagte Alaric nachdenklich. „Herauszufinden, wo es passiert, meine ich.“ Als alle fragend die Köpfe hoben, fuhr er fort: „Wir brauchen nur eine Prophezeiung.“ Alle Blicke wandten sich Bonnie zu.
„Oh, nein“, stöhnte Bonnie. „Damit bin ich fertig. Ich hasse es.“ „Es ist eine große Gabe...“ begann Alaric. „Quatsch, es ist eine große Last. Ihr könnt das nicht verstehen. Die normalen Weissagungen sind schon schlimm genug. Die meiste Zeit erfahre ich Dinge, die ich gar nicht wissen will. Aber dieses Übernommenwerden... das ist entsetzlich. Und hinterher erinnere ich mich nicht einmal mehr, was ich gesagt habe.
Fürchterlich.“ „Dieses Übernommenwerden?“ wiederholte Alaric. „Was ist das?“ Bonnie seufzte. „Das, was mir in der Kirche passiert ist“, erklärte sie geduldig. „Ich kann ja auch andere Prophezeiungen machen, wie zum Beispiel aus Wasser oder Handflächen lesen...“ Sie blickte kurz zu Elena und dann wieder weg. „... und solche Dinge. Aber dann gibt es auch Zeiten, wenn... jemand... mich übernimmt und nur als Sprachrohr benutzt. Das ist, als ob ein Fremder in meinem Körper steckt.“ „Wie auf dem Friedhof, als du sagtest, daß dort etwas auf mich wartet“, erinnerte sich Elena. „Oder als du mich warntest, nicht zur Brücke zu gehen. Oder als du zum Abendessen kamst und prophezeit hast, daß der Tod, mein Tod, im Haus sei.“ Sie sah sich automatisch zu Damon um, der ihren Blick gleichmütig erwiderte. Und doch, das war falsch gewesen, dachte sie. Damon hatte nicht ihren Tod verursacht.
Was hatte also diese Prophezeiung bedeutet? Einen flüchtigen Moment lang tauchte etwas in ihrem Gedächtnis auf. Bevor sie es festhalten konnte, lenkte Meredith sie ab. „Es ist wie eine andere Stimme, die aus Bonnie spricht“, erklärte sie Alaric. „Sie sieht dann sogar anders aus. Vielleicht warst du in der Kirche nicht nahe genug dabei, um es zu bemerken. “ „Warum hast du mir nichts davon erzählt?“ Alaric war ganz aus dem Häuschen.
„Das könnte wichtig sein. Dieses... Wesen... was immer es ist, könnte uns die nötigen Informationen geben. Es könnte das Geheimnis der ‚anderen Macht’ lüften oder uns zumindest einen Hinweis geben, wie wir sie bekämpfen können.“ Bonnie schüttelte den Kopf. „Nein. Das ist nichts, was ich auf Befehl herbeirufen kann, und es beantwortet keine Fragen. Es geschieht einfach mit mir. Und ich hasse es.“ „Du meinst, du kannst dir nicht vorstellen, was diese Übernahme bewirken könnte? Gibt es denn nichts, was vorher schon dazu geführt hat?“ Elena und Meredith, die beide sehr wohl wußten, was diesen Zustand bei Bonnie auslösen konnte, sahen sich an.
Aber es war Bonnies Entscheidung. Es mußte Bonnies Entscheidung sein. Bonnie, die den Kopf in den Händen hielt, warf durch ihre roten Locken einen Seitenblick auf Elena. Dann schloß sie die Augen und stöhnte. „Kerzen“, sagte sie.
„Was?“ „Kerzen! Eine Kerzenflamme könnte es bewirken. Ich bin nicht sicher, versteht ihr. Ich verspreche nichts...“ „Los, jemand durchsucht das Chemielabor“, befahl Alaric.
Es war eine Szene, die an den Tag erinnerte, an dem Alaric zum ersten Mal in die Schule gekommen war. Damals hatte er die Schüler gebeten, die Stühle im Kreis aufzustellen. Elena musterte jetzt die Runde der Gesichter, die von unten gespenstisch von der Kerze beleuchtet wurden.
Da war Matt, das Kinn energisch vorgeschoben. Neben ihm Meredith, ihre langen, dunklen Wimpern warfen Schatten nach oben. Und Alaric, der sich gespannt nach vorn lehnte. Dann Damon. Licht und Schatten tanzten auf seinem aristokratischen Gesicht. Und Stefan, seine hohen Wangenknochen stachen in Elenas Augen zu sehr aus den schmalen Wangen hervor. Und schließlich Bonnie, die sogar im goldenen Licht der Kerze zerbrechlich und bleich wirkte. Wir sind
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