Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit
und Zerstörung. Sie schändete meine Ruhestätte, verstreute meine Knochen und richtete ihr Lager ein. Von hier zog sie hinaus, um Böses in meiner Stadt zu tun. Ich erwachte.
Von Anfang an habe ich versucht, dich vor ihr zu warnen, Elena. Sie lebt unter dem Friedhof, hat auf dich gewartet und dich beobachtet. Manchmal in Gestalt einer Eule...“ Eine Eule.
Elenas Gedanken überschlugen sich. Eine Eule, wie die Eule, die sie im Glockenturm der Kirche gesehen hatte. Wie die Eule in der Scheune. Wie die Eule im schwarzen Johannisbrotbaum bei ihrem Haus. Weiße Eule... Jagdvogel... Fleischfresser...
dachte sie. Und dann erinnerte sie sich an riesige, weiße Flügel, die den ganzen Horizont auszufüllen schienen. Ein großer Vogel aus Nebel oder Schnee, der sie jagte, voll Blutdurst und wildem Haß... „Nein!“ schrie sie, als die Erinnerung sie zu überwältigen drohte. Sie fühlte Stefans Hände auf ihren Schultern. Seine Finger bohrten sich fast schmerzhaft in ihr Fleisch. Das brachte sie in die Gegenwart zurück. Honoria Fell sprach immer noch. „Und dich, Stefan. Sie hat auch dich beobachtet. Sie haßte dich, bevor sie Elena haßte. Sie hat dich gequält und mit dir gespielt, wie eine Katze mit einer Maus. Sie haßt die, die du liebst. Und ist selbst von vergifteter Liebe erfüllt.“ Elena schaute unwillkürlich hinter sich. Sie sah Meredith, Alaric und Matt wie erstarrt dastehen.
Bonnie und Stefan waren neben ihr. Aber Damon? Wo war Damon? „Der Haß dieser bösen Macht ist so groß, daß jeder Tod ihr genügt. Jedes Blut, das vergossen wird, erfüllt sie mit Freude. Im Augenblick verlassen die Tiere, die sie kontrolliert, den Wald. Sie nähern sich der Stadt, den Lichtern.“ „Der Winterball!“ rief Meredith. „Ja. Und dieses Mal werden sie morden, bis das letzte von ihnen tot ist.“ „Wir müssen die Menschen warnen“, sagte Matt. „Jeden auf dem Ball...“ „Ihr werdet nie sicher sein, bis die Macht zerstört ist, die sie in ihrem Bann hält. Das Morden wird weitergehen. Ihr müßt die Kraft vernichten, die haßt. Deshalb habe ich euch hergebracht.“ Wieder schwankte das Licht. Es schien sich zurückzuziehen. „Ihr habt den Mut, wenn ihr sie finden könnt.
Seid stark. Das ist die einzige Hilfe, die ich euch geben kann.“ „Warte, bitte...“ begann Elena. Die Stimme fuhr fort, ohne auf sie zu achten. „Bonnie, du hast die Wahl. Deine geheimen Kräfte bedeuten eine große Verantwortung. Sie sind aber eine Gabe, die wieder von dir genommen werden kann.
Möchtest du sie aufgeben?“ „Ich...“ Bonnie schüttelte verängstigt den Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich brauche Zeit...“ „Es ist keine Zeit. Wähle.“ Die Vision wurde immer schwächer, schien in sich zusammenzusinken. Bonnie suchte mit unsicheren, verwirrten Augen Hilfe bei Elena. „Es ist deine Entscheidung“, flüsterte Elena. „Du mußt sie selbst treffen.“
Langsam wich die Unsicherheit aus Bonnies Gesicht, und sie nickte. Sie befreite sich aus Elenas stützendem Griff und trat einen Schritt auf das Licht zu. „Ich behalte sie“, sagte sie heiser. „Irgendwie werde ich schon damit fertig. Meine Großmutter hat's schließlich auch geschafft.“ Das Licht zitterte leicht, als lachte es leise. „Du hast eine kluge Wahl getroffen.
Mögest du deine Talente weise nutzen. Das ist das letzte Mal, daß ich zu euch spreche.“ „Aber...“ „Ich habe meine Ruhe verdient. Der Kampf gehört jetzt euch.“ Und das Glühen verschwand wie die letzten Funken eines verlöschenden Feuers. Als es fort war, konnte Elena den Druck um sie herum spüren. Etwas würde passieren. Eine erdrückende Kraft kam auf sie zu, hing über ihnen. „Stefan...“ Stefan fühlte es auch, das wußte sie. „Kommt“, drängte Bonnie mit angsterfüllter Stimme. „Wir müssen hier raus.“ „Wir müssen zum Ball“, keuchte Matt. Sein Gesicht war weiß. „Wir müssen ihnen helfen...“ „Feuer!“ schrie Bonnie plötzlich. „Feuer wird sie nicht töten, aber aufhalten...“ „Habt ihr nicht zugehört? Wir müssen uns der ,anderen Macht' stellen. Und sie ist hier. Direkt hier, in diesem Moment. Wir können nicht gehen!“ rief Elena. In ihrem Kopf drehte sich alles. Bilder, Erinnerungen und eine schreckliche Vorahnung. Blutdurst... sie konnte es fühlen...
„Alaric.“ Stefans Stimme hatte einen befehlenden Ton angenommen. „Du gehst zurück. Nimm die anderen mit. Tut, was ihr könnt. Ich werde bleiben...“ „Wir sollten alle von hier
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