Tagebuch Eines Vampirs 04. In Der Schattenwelt
„Du warst es.“
„Ich?“ Bonnie sank ein wenig in sich zusammen, unsicher, wen er eigentlich meinte. „Du. Du hast doch den Zauberspruch ausgesprochen, oder?“
„Den...“ Oh, nein. Ein Bild stieg vor Bonnies geistigem Auge auf. Schwarzes Haar auf einer weißen Serviette. Sie betrachtete Damons Haar. Es war feiner und glatter als das von Stefan, aber ebenso schwarz. Anscheinend hatte Matt bei der Suche einen Fehler gemacht.
„Okay, Bonnie. Du hast nach uns geschickt, hier sind wir.“
Stefans Stimme klang ungeduldig. „Was willst du?“ Sie setzten sich auf ein paar Ballen halbverschimmelten Heus. Nur Damon blieb stehen. Stefan lehnte sich mit den Händen auf den Knien nach vorn und schaute Bonnie
abwartend an. „Du hast... du hast behauptet, daß Elena mit dir gesprochen hat.“ Es gab eine unmerkliche Pause, bevor er den Namen aussprach. Seine Miene war angespannt. „Ja.“ Bonnie gelang es, ihn anzulächeln. „Ich hatte einen Traum. Einen sehr merkwürdigen Traum...“ Sie erzählte ihm alles darüber, auch das, was danach geschehen war. Die Geschichte dauerte ziemlich lange. Stefan hörte aufmerksam zu. Seine grünen Augen leuchteten jedesmal auf, wenn Elenas Name fiel. Als Bonnie von Carolines Party berichtete und wie sie Sue im Garten gefunden hatten, wich das Blut aus seinem Gesicht, aber er schwieg. „Die Polizei kam und stellte ihren Tod fest, doch das wußten wir bereits“, schloß Bonnie. „Dann haben sie Vickie weggebracht. Die arme Vickie, sie ist total überdreht.
Wir dürfen nicht mit ihr reden. Ihre Mutter hängt auf, wenn wir versuchen, sie anzurufen. Einige Leute behaupten sogar, daß Vickie es getan hat, was natürlich völliger Quatsch ist. Aber man glaubt uns nicht, daß Elena zu uns Kontakt aufgenommen hat, also schlägt man auch ihre Warnungen in den Wind.“ „Und Elena sprach von einem ER“, warf Meredith ein. „Mehrfach sogar. Es ist ein Mann - Jemand, der über eine ungeheure telepathische Macht verfügt.“ „Ein Mann hat im Flur meine Hand gepackt“, fügte
Bonnie noch hinzu. Sie erzählte Stefan von ihrem Verdacht, was Tyler betraf. Aber Meredith wies darauf hin, daß der Rest der Beschreibung nicht auf Tyler paßte. Er hatte weder die Schlauheit noch die telepathische Begabung, um der zu sein, vor dem Elena sie warnte. „Was ist mit Caroline?“ fragte Stefan.
„Könnte sie etwas gesehen haben?“
„Sie war schon draußen“, erwiderte Meredith. „Sie hatte die Tür gefunden und war rausgegangen, während wir anderen noch kopflos durch das Haus rannten. Sie hat zwar die Schreie gehört, hatte jedoch zuviel Angst, um zurückzugehen. Um ehrlich zu sein, ich kann ihr keinen Vorwurf machen.“
„Also ist Vickie die einzige Zeugin.“ „Stimmt. Und Vickie schweigt.“ Bonnie nahm den Faden der Geschichte wieder auf.
„Nachdem wir erkennen mußten, daß niemand uns glaubt, haben wir uns an Elenas Botschaft erinnert, was den Zauberspruch betraf. Wir haben uns gedacht, daß du es bist, den wir herholen sollen, denn Elena glaubte, daß du etwas tun könntest, um uns zu helfen. Nun...?“ „Ich kann's versuchen.“
Stefan stand auf, ging ein paar Schritte weg und drehte ihnen den Rücken zu. Ein paar Minuten blieb er schweigend und unbeweglich stehen. Dann wandte er sich um und schaute Bonnie in die Augen. „Bonnie“, sagte er leise, doch sehr eindringlich. „In deinen
Träumen hast du direkt mit Elena gesprochen. Glaubst du, das gelingt dir wieder, wenn du dich in Trance fallen läßt?“ Bonnie war ein wenig verängstigt über das, was sie in seinen Augen las. Sie leuchteten hypnotisch grün in seinem weißen Gesicht.
Plötzlich konnte sie hinter seine Maske sehen. Dahinter verbarg sich soviel Schmerz, soviel Verlangen - und eine solche Intensität, daß es fast wehtat, ihn anzuschauen.
„Ich könnte... aber, Stefan...“ „Dann tun wir es. Hier und jetzt.
Und wir werden sehen, ob du mich mitnehmen kannst.“ Sein Blick wirkte magnetisch, nicht durch irgendwelche verborgenen Kräfte, sondern allein durch seine Willenskraft.
Bonnie wollte es für ihn tun - in diesem Moment würde sie alles für ihn tun. Aber die Erinnerung an den Traum war noch zu frisch. Sie konnte diesen Schrecken nicht noch einmal ertragen. Sie konnte es einfach nicht. „Stefan, es ist zu gefährlich. Ich könnte mich allem öffnen, und davor habe ich Angst. Wenn dieses... dieses Wesen Macht von mir ergreift, ich weiß nicht, was dann passiert. Ich kann's nicht, Stefan.
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