Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
Er weiß, dass es mir ebenfalls wehtut, Matt leiden zu sehen. Du bist nicht Damon. Wer ... bist... du?«
Matts Stärke und seine schlangengleiche Schnelligkeit hatten ihm nichts genutzt.
Vielleicht würde eine andere Methode funktionieren. Während Elena sprach, hatte sie ganz langsam die Hände zu Damons Gesicht erhoben. Jetzt riss sie ihm mit einer einzigen Bewegung die Sonnenbrille ab.
Augen, so rot wie frisches, neues Blut, leuchteten ihr entgegen.
»Was hast du getan?«, flüsterte sie. »Was hast du Damon angetan?«
Matt konnte sie nicht hören, kam aber zentimeterweise näher und versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Sie wünschte inständig, dass Matt einfach wegrennen würde. Hier war er nur eine weitere Möglichkeit für diese Kreatur, sie zu erpressen.
Scheinbar ohne sich besonders schnell zu bewegen, beugte die Damon-Kreatur sich vor und riss ihr die Sonnenbrille aus der Hand. Es ging zu schnell, als dass sie hätte Widerstand leisten können.
Dann packte er ihr Handgelenk mit einem schmerzhaften Griff. »Dies wäre erheblich einfacher für euch beide, wenn ihr kooperieren würdet«, sagte er lässig.
»Euch scheint nicht klar zu sein, was geschehen könnte, wenn ihr mich wütend macht.«
Sein Griff zwang sie in die Knie. Aber Elena beschloss, das nicht zuzulassen.
Unglücklicherweise jedoch wollte ihr Körper ihr nicht gehorchen; er sandte ihrem Gehirn drängende Nachrichten von Schmerz, von Qual, von brennender, alles verzehrender Pein. Sie hatte geglaubt, dass sie es ignorieren könnte, dass sie stehen bleiben und zulassen könnte, dass er ihr das Handgelenk brach. Sie irrte sich. An irgendeinem Punkt wurde etwas in ihrem Gehirn vollkommen schwarz und im nächsten Moment lag sie auf den Knien, mit einem Handgelenk, das um das Dreifache seiner normalen Größe geschwollen zu sein schien und furchtbar brannte.
»Menschliche Schwäche«, sagte Damon geringschätzig. »Sie wird dich jedes Mal in die Knie zwingen ... Du solltest es inzwischen besser wissen und mir gehorchen.«
Nicht Damon, dachte Elena mit solchem Nachdruck, dass es sie überraschte, als dieser Betrüger sie nicht hörte.
»Also schön«, fuhr Damon über ihr so wohlgelaunt fort, als hätte er ihr lediglich einen Vorschlag gemacht. »Du setzt dich auf diesen Felsbrocken und lehnst dich zurück, und Matt, wenn du bitte hier herüberkommen und sie ansehen würdest.«
Der Tonfall war der einer höflichen Aufforderung, aber Matt ignorierte seine Worte und war bereits an ihrer Seite. Er besah sich die Fingerabdrücke auf Elenas Handgelenk, als traute er seinen Augen nicht.
»Matt steht, Elena sitzt und dem anderen wird das volle Programm zuteil. Viel Spaß, Kinder.« Damon hatte die handflächengroße Kamera wieder herausgeholt.
Matt beriet sich über bloßen Blickkontakt mit Elena. Sie sah den falschen Damon an und sagte mit überdeutlicher Aussprache: »Geh zur Hölle, wer immer du bist.«
»Da war ich schon und habe den Schwefel gleich mitgebracht«, ratterte die Kreatur, die nicht Damon war, herunter. Dann bedachte er Matt mit einem Lächeln, das gleichzeitig leuchtend und beängstigend war. Er schwang den Kiefernast.
Matt ignorierte ihn. Er wartete mit stoischer Miene auf den Schmerz.
Elena mühte sich hoch, um neben ihn zu treten. Seite an Seite konnten sie Damon die Stirn bieten.
Der schien für einen Moment von Sinnen zu sein. »Ihr versucht, so zu tun, als hättet ihr keine Angst vor mir. Aber ihr werdet Angst haben. Wenn ihr auch nur einen Funken Vernunft hättet, hättet ihr jetzt schon Angst.«
Er machte einen aggressiven Schritt auf Elena zu. »Warum hast du keine Angst vor mir?«
»Wer immer du bist, du bist lediglich ein zu groß geratener Tyrann. Du hast Matt wehgetan. Du hast mir wehgetan. Ich bin davon überzeugt, dass du uns töten kannst. Aber wir fürchten uns nicht vor Raufbolden.«
»Ihr werdet euch fürchten.« Jetzt war Damons Stimme zu einem drohenden Flüstern geworden. »Wartet's nur ab.«
Noch während irgendetwas in Elenas Ohren klingelte und ihr sagte, dass sie auf diese letzten Worte lauschen musste, dass sie einen Zusammenhang herstellen musste - wer hörte sich noch wie diese Kreatur an? -, kam der Schmerz.
Er riss ihr die Beine unterm Körper weg. Aber sie kniete jetzt nicht nur am Boden. Sie versuchte, sich zu einem Ball zusammenzurollen, versuchte, sich um den Schmerz zu winden. Alle rationalen Gedanken wurden aus ihrem Kopf gerissen. Sie spürte Matt an ihrer Seite, der
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