Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
hier eine Menge Blut verloren und dann noch einmal in den Büschen.
Und was dann? Die Rhododendronsträucher zeigten keine weiteren Spuren von ihrem Sturz. Was war hier geschehen? Hatte Damon mit dem Ferrari schnell genug zurückgesetzt und sie wieder eingefangen?
Nein, befand Matt, nachdem er die Erde sorgfältig untersucht hatte. Hier war nur ein Paar Fußabdrücke zu sehen, und das gehörte Elena. Elena war an dieser Stelle aufgestanden - nur um erneut zu stürzen, wahrscheinlich wegen ihrer Verletzungen. Und dann hatte sie es geschafft, sich wieder zu erheben, aber die Spuren waren seltsam, ein normaler Fußabdruck auf einer Seite und eine deutliche, aber kleine Vertiefung auf der anderen.
Eine Krücke. Sie hatte sich eine Krücke gesucht. Ja, und diese Schleifspuren waren die Spuren ihres verletzten Fußes. Sie war zu diesem Baum hinüber- und dann um ihn herumgegangen - oder mehr gehüpft, denn danach sah es aus. Und dann hatte sie sich auf den Weg zu den Dunstans gemacht.
Kluges Mädchen. Sie war inzwischen wahrscheinlich nicht wiederzuerkennen, und außerdem, wen scherte es, wenn die Dunstans die Ähnlichkeit zwischen ihr und der verstorbenen, wunderbaren Elena Gilbert bemerkten? Sie konnte Elenas Cousine aus Philadelphia sein.
Sie war einige Schritte gegangen - einen, zwei, drei ... acht - und dort war schon das Haus der Dunstans. Matt konnte Lichter sehen. Matt konnte Pferde riechen.
Aufgeregt legte er den Rest des Weges im Laufschritt zurück - wobei er einige Male stürzte, was seinem schmerzenden Körper nicht besonders gut bekam, aber er hielt dennoch schnurstracks auf das Licht der hinteren Veranda zu.
Als er die Tür erreichte, hämmerte er wie rasend dagegen. Er hatte sie gefunden.
Er hatte Elena gefunden!
Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis die Tür einen Spaltbreit geöffnet wurde. Matt schob automatisch den Fuß in den Spalt, während er gleichzeitig dachte: Ja, gut, ihr seid vorsichtige Menschen. Nicht der Typ, der einen Vampir ins Haus lässt, nachdem sich gerade ein blutüberströmtes Mädchen zu euch gerettet hat.
»Ja? Was wollen Sie?«
»Ich bin es, Matt Honeycutt«, sagte er zu dem Auge, das er durch den Schlitz spähen sehen konnte. »Ich bin wegen El - wegen des Mädchens hier.«
»Von welchem Mädchen redest du?«, fragte die Stimme schroff.
»Hören Sie, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ich bin es - Jake kennt mich von der Schule. Und Kristin kennt mich ebenfalls. Ich bin gekommen, um zu helfen.«
Die Aufrichtigkeit in seiner Stimme schien bei der Person hinter der Tür eine Saite zum Klingen zu bringen. Die Tür wurde geöffnet und ein großer, dunkelhaariger Mann kam zum Vorschein, der ein Unterhemd trug und eine Rasur nötig hatte. Hinter ihm im Wohnzimmer befand sich eine hochgewachsene, dünne, beinahe ausgezehrt wirkende Frau. Sie sah so aus, als hätte sie geweint. Hinter beiden stand Jake, der in der Robert-Lee-High ein Jahr über Matt war.
»Jake«, sagte Matt. Aber er bekam keine Antwort, nur einen dumpfen Blick der Qual.
»Was ist los?«, fragte Matt angstvoll. »Vor einer Weile muss ein Mädchen hier vorbeigekommen sein - es war verletzt - aber - aber - ihr habt es hereingelassen, nicht wahr?«
»Hier war kein Mädchen«, erklärte Mr Dunstan entschieden.
»Sie muss aber hier gewesen sein. Ich bin ihrer Spur gefolgt - sie hat eine Blutspur hinterlassen, verstehen Sie, und die Spur führte bis zu Ihrer Tür.« Matt gestattete sich nicht zu denken. Wenn er die Tatsachen nur weiter laut genug verkündete, würden sie Elena irgendwie zutage fördern.
»Noch mehr Ärger«, sagte Jake mit einer Stimme, die zu seinem Gesichtsausdruck passte.
Mrs Dunstan zeigte das meiste Mitgefühl. »Wir haben draußen in der Nacht eine Stimme gehört, aber als wir nachgeschaut haben, war niemand dort. Und wir haben eigene Probleme.«
In diesem Moment stürmte, wie aufs Stichwort, Kristin in den Raum. Als Matt sie anstarrte, glaubte er, ein Déjà-vu zu haben. Sie war in etwa so gekleidet wie Tami Bryce. Sie hatte sich die Beine ihrer Jeans so kurz abgeschnitten, dass diese praktisch nicht mehr existent waren. Außerdem trug sie ein Bikinioberteil, aber mit
- Matt wandte hastig den Blick ab - zwei großen, runden Löchern genau dort, wo Tami runde Pappkartonstücke gehabt hatte. Und sie hatte sich mit Glitzerleim dekoriert.
Gott! Sie war erst - was, zwölf? Dreizehn? Wie konnte sie sich so benehmen?
Aber im nächsten Moment erzitterte sein ganzer Körper
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