Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
Stefano war so wütend, dass er vorübergehend keines vernünftigen Gedankens mehr mächtig war und versuchte, Damons Beine wegzutreten.
»Ja, ich bin es, Damon«, sagte Damon mit jubelnder Gehässigkeit. »Und ich bezahle nicht, wenn mir nicht danach ist; ich nehme einfach. Ich nehme mir, was ich will, und ich gebe nichts dafür zurück.«
Stefano starrte in diese hitzigen, schwarzen Augen und sah abermals das winzige Aufflackern einer Flamme. Er versuchte nachzudenken. Damon griff immer schnell an, war immer schnell gekränkt. Aber nicht so. Stefano kannte ihn lange genug, um zu wissen, dass irgendetwas nicht stimmte. Damon wirkte beinahe fiebrig. Stefano sandte seinem Bruder eine kleine Aufwallung von Macht, wie einen Radarstrahl, mit dem er versuchte, zu erkunden, was anders war.
»Ja, ich sehe, das Wesentliche hast du verstanden, aber du wirst auf diese Weise niemals irgendwohin kommen«, bemerkte Damon trocken, und dann stand plötzlich Stefanos ganzer Körper in Flammen, litt Qualen, während Damon mit seiner eigenen Macht wie mit einer Peitsche brutal um sich schlug.
Und jetzt musste Stefano, egal wie schlimm der Schmerz auch sein mochte, kalte Vernunft an den Tag legen; er musste weiterhin denken und nicht nur reagieren. Er machte eine kleine Bewegung, drehte den Hals zur Seite und schaute zur Tür der Pension hinüber. Wenn Elena nur im Haus blieb ...
Aber es war schwer nachzudenken, während Damon ihn nach wie vor auspeitschte. Sein Atem ging schnell und hart.
»Das ist richtig«, sagte Damon. »Wir Vampire nehmen - eine Lektion, die du lernen musst.«
»Damon, wir sollten uns umeinander kümmern - wir haben es versprochen ...«
»Ja, und im Augenblick kümmere ich mich um dich.«
Dann biss Damon ihn.
Und Damon ließ ihn bluten.
Es war noch schmerzhafter als Damons vorheriger Angriff mit der vollen Wucht seiner Macht, und Stefano hielt mit Bedacht still und weigerte sich, sich zu wehren.
Die rasierklingenscharfen Zähne hätten ihm eigentlich keine Schmerzen bereiten dürfen, als sie sich in seine Halsschlagader gruben, aber Damon hielt ihn -
inzwischen an den Haaren - bewusst so fest, dass sie es doch taten.
Dann kam der richtige Schmerz. Die Pein, die man erlebte, wenn einem gegen seinen Willen Blut aus dem Leib gesogen wurde. Das war eine Folter, die die meisten Menschen mit dem Gefühl verglichen, als würde ihnen die Seele aus dem lebendigen Leib gerissen. Sie würden alles tun, um das zu vermeiden. Stefano wusste nur, dass es eine der größten körperlichen Qualen war, die er jemals hatte ertragen müssen, und dass sich schließlich Tränen in seinen Augen bildeten und an seinen Schläfen hinunter in sein gewelltes, dunkles Haar rollten.
Schlimmer noch war für einen Vampir die Demütigung, von einem anderen Vampir wie ein Mensch behandelt zu werden, wie Fleisch behandelt zu werden.
Stefano hämmerte das Herz in den Ohren, während er sich unter den doppelten Tranchiermessern von Damons Eckzähnen wand und versuchte, die Demütigung zu ertragen, auf solche Weise missbraucht zu werden. Zumindest hatte Elena -
Gott sei Dank - auf ihn gehört und war in seinem Zimmer geblieben.
Er fragte sich langsam, ob Damon wahrhaft wahnsinnig geworden war und ihn zu töten beabsichtigte, als sein Bruder ihn - endlich - mit einem Stoß losließ, der ihn das Gleichgewicht kostete. Stefano stolperte, fiel zu Boden, rollte sich herum und blickte auf, nur um zu entdecken, dass Damon über ihm stand. Er drückte seine Finger auf das zerrissene Fleisch an seinem Hals.
»Und jetzt«, sagte Damon kalt, »wirst du aufstehen und mir meine Jacke holen.«
Stefano erhob sich langsam. Er wusste, dass Damon dies genießen würde: Stefanos Demütigung, Stefanos schicke Kleidung, zerknittert und über und über bedeckt von abgerissenen Grashalmen und Schlamm aus Mrs Flowers' mickrigem Blumenbeet. Er tat sein Bestes, sich mit einer Hand abzuklopfen, während er die andere noch immer auf seinen Hals drückte.
»Du bist ja so still«, bemerkte Damon. Er stand jetzt neben seinem Ferrari und führ sich mit der Zunge über Lippen und Kiefer, während seine Augen schmal waren vor Wonne. »Keine schnippischen Widerworte? Nicht einmal ein einziges Wort? Ich denke, dies ist eine Lektion, die ich dir häufiger erteilen sollte.«
Stefano hatte Mühe, seine Beine dazu zu bringen, sich zu bewegen. Nun, dies ist ungefähr so gut gelaufen, wie man es erwarten konnte, dachte er, während er sich zur Pension umwandte. Dann
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