Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
dauerhaften Schaden zugefügt - Gott weiß, wie schlimm es ist. All diese Piercings werden sich mit Sicherheit entzünden. Wann hat sie damit angefangen?«
»Ähm, hm ... sie hat angefangen, sich komisch zu benehmen, nachdem Caroline sie besucht hat.«
»Caroline!«, stieß Bonnie verwirrt hervor. »Ist sie gekrochen?«
Jim warf ihr einen Blick zu. »Häh?«
»Achte nicht auf Bonnie; sie hat einen Witz gemacht«, sagte Meredith locker.
»Jimmy, du brauchst uns nichts über Caroline zu erzählen, wenn du nicht willst.
Wir - nun ja, wir wissen, dass sie bei euch zu Hause war.«
»Weiß das denn jeder?«, fragte Jim kläglich.
»Nein. Nur Matt und er hat es uns bloß erzählt, damit jemand zu euch nach Hause kam und nach deiner kleinen Schwester sah.«
Jim blickte schuldbewusst und erschüttert zugleich drein. Die Worte quollen aus ihm heraus, als seien sie in eine Flasche gesperrt worden und jemand hätte den Korken herausgezogen.
»Ich weiß überhaupt nicht mehr, was los ist. Ich kann euch nur erzählen, was passiert ist. Es war vor einigen Tagen - spät am Abend«, berichtete Jim. »Caroline kam her und - ich meine, ich war niemals auch nur ansatzweise in sie verknallt.
Klar, sie sieht gut aus und meine Eltern waren weg und alles, aber ich habe nie geglaubt, ich sei die Art von Junge ...«
»Denk im Moment nicht daran. Erzähl uns einfach von Caroline und Isobel.«
»Nun, Caroline kam her und sie trug dieses Outfit, das - nun ja, das Top war praktisch durchsichtig. Und sie hat einfach - sie fragte, ob ich mir ihr tanzen wolle, und es war, hm, ein ganz langsamer Tanz und sie - sie, hm, hat mich verführt. Das ist die Wahrheit. Und am nächsten Morgen ist sie weggegangen - ungefähr um die Zeit, als Matt herkam. Das war vorgestern. Und dann ist mir aufgefallen, dass Tami sich anders benahm - total verrückt. Ich konnte nichts dagegen tun. Und dann habe ich einen Anruf von Isa-chan bekommen und - ich habe sie noch nie so hysterisch gehört. Caroline musste von hier aus direkt zu ihr gegangen sein. Isa-chan sagte, sie werde sich umbringen. Also bin ich zu ihr gefahren. Ich musste ohnehin von Tami weg, denn meine Anwesenheit hier im Haus schien alles nur noch schlimmer zu machen.«
Bonnie sah Meredith an und wusste, dass sie beide dasselbe dachten: Sowohl Caroline als auch Tami haben sich dann auch noch an Matt rangemacht.
»Caroline muss ihr alles erzählt haben.« Jim schluckte hörbar. »Isa-chan und ich haben nicht - wir wollten warten, versteht ihr? Aber Isa-chan wollte nicht mit mir sprechen, sie hat nur gesagt, dass es mir leidtun würde. ›Es wird dir leidtun; wart's nur ab‹, wieder und wieder und wieder. Und, Gott, es tut mir leid.«
»Hm, jetzt kannst du damit aufhören und anfangen, die Ärztin anzurufen. Sofort, Jimmy.« Meredith gab ihm einen freundschaftlichen Klaps. »Und dann musst du deine Eltern anrufen. Sieh mich nicht mit diesen großen, braunen Welpenaugen an.
Du bist über achtzehn; ich weiß nicht, was sie mit dir machen werden, weil du Tami die ganze Zeit über allein gelassen hast.«
»Aber ...«
»Komm mir nicht mit Aber. Ich meine es ernst, Jimmy.«
Dann tat sie, wovon Bonnie gewusst hatte, dass sie es tun würde, und wovor sie sich fürchtete. Sie näherte sich erneut Isobel. Isobel hielt den Kopf gesenkt und zwickte sich mit einer Hand in den Bauchnabel. In der anderen Hand hielt sie einen langen, glänzenden Nagel.
Bevor Meredith auch nur anfangen konnte zu sprechen, sagte Isobel: »Ihr steckt also auch mit drin. Ich habe gehört, wie ihr ihn ›Jimmy‹ genannt habt. Ihr versucht alle, ihn mir wegzunehmen. Ihr Miststücke versucht, mir wehzutun. Yurusenai!
Zettai yurusenai!«
»Isobel! Nicht! Merkst du denn nicht, dass du dich selbst verletzt?«
»Ich verletze mich nur, um etwas gegen den Schmerz zu tun. Du bist diejenige, die mich wirklich verletzt, weißt du. Du stichst mich von innen mit Nadeln.«
Bonnie zuckte zusammen, aber nicht nur weil sich Isobel plötzlich heftig mit dem Nagel stieß. Sie spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen schoss. Ihr Herz begann, noch schneller zu schlagen, als es das ohnehin bereits tat.
Während sie versuchte, ein Auge auf Meredith zu haben, zog sie ihr Handy aus ihrer Gesäßtasche, wo sie es nach dem Besuch bei Caroline verstaut hatte.
Die Hälfte ihrer Aufmerksamkeit noch immer auf Meredith gelenkt, ging sie ins Internet und gab hastig nur ein einziges Suchwort ein. Während sie dann zwei ihrer Treffer auswählte, wurde
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