Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht
Ding hin?«
»Es ist irgendwo hier drin. Ich habe es gesehen!«
»Ich auch - und hast du gesehen, dass es größer war als ein Fuchs?«
»Ja, aber nicht so groß wie ein Wolf.«
Matt stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Bonnie würde mir das nie glauben. Aber du hast gesehen, wie schnell es sich bewegt hat...«
»Zu schnell, um etwas Natürliches zu sein.«
»Du meinst, wir haben in Wirklichkeit gar nichts gesehen?«, fragte Matt beinahe grimmig.
»Ich meine, dass wir etwas Übernatürliches gesehen haben. Wie das Insekt oder die Bäume, die dich angegriffen haben. Etwas, was nicht den Gesetzen dieser Welt folgt.«
Aber sosehr sie auch suchten, sie konnten das Tier nicht finden. Die Büsche und Sträucher zwischen den Bäumen ragten in einem dichten Kreis vom Boden auf.
Aber es gab keine Hinweise auf ein Loch oder ein Versteck oder eine Bresche in dem dichten Unterholz.
Und die Sonne glitt am Himmel hinab. Die Lichtung war wunderschön, aber es gab dort nichts, was für sie von Interesse gewesen wäre.
Matt hatte sich gerade umgedreht, um etwas in diesem Sinne zu Elena zu sagen, als er sah, wie sie schnell und erschrocken aufstand.
»Was ist...?« Er folgte ihrem Blick und brach ab.
Ein gelber Ferrari versperrte den Rückweg zur Straße.
Auf dem Weg hierher waren sie an keinem gelben Ferrari vorbeigekommen. Auf der einspurigen Straße war nur Platz für einen einzigen Wagen.
Trotzdem stand dort der Ferrari.
Hinter Matt zerbrachen Zweige. Er fuhr herum.
»Damon?«
»Wen hast du denn erwartet?« Hinter der Ray-Ban-Sonnenbrille waren Damons Augen nicht zu erkennen.
»Wir haben niemanden erwartet«, antwortete Matt aggressiv. »Wir sind einfach hier in diesen Weg eingebogen.« Als er Damon das letzte Mal gesehen hatte und als Damon wie ein geprügelter Hund aus Stefanos Zimmer verbannt worden war, hatte er den starken Wunsch verspürt, Damon einen Boxhieb ins Gesicht zu verpassen, das wusste Elena. Sie konnte spüren, dass er den gleichen Wunsch auch jetzt wieder hegte.
Aber Damon war nicht mehr derselbe, der diesen Raum verlassen hatte. Elena konnte Wellen der Gefahr von ihm aufsteigen sehen wie Hitzewellen.
»Oh, ich verstehe. Dies ist - euer privates Gebiet für - private Erkundungen«, übersetzte Damon und in seiner Stimme lag ein komplizenhafter Unterton, der Elena missfiel.
»Nein!«, knurrte Matt. Elena begriff, dass sie ihn unter Kontrolle halten musste.
Es war gefährlich, Damon in dieser Stimmung gegen sich aufzubringen. »Wie kannst du das auch nur andeuten?«, fügte Matt hinzu. »Elena gehört zu Stefano.«
»Ja - wir gehören zueinander«, bekräftigte Elena.
»Natürlich tut ihr das«, sagte Damon. »Ein Leib, ein Herz, eine Seele.« Einen Moment lang war da irgendetwas - der Ausdruck hinter der Ray Ban, dachte sie, ist mörderisch.
Doch fast im selben Augenblick verwandelte sich Damons Tonfall in ein ausdrucksloses Murmeln. »Aber was tut ihr zwei dann hier?« Er drehte den Kopf, um Matt zu beobachten, und er bewegte sich wie ein Raubtier, das seine Beute ausspähte. Seine ganze Haltung war noch beunruhigender als gewöhnlich.
»Wir haben etwas Rotes gesehen«, erklärte Matt, bevor Elena ihn bremsen konnte. »Genauso etwas wie vor ein paar Tagen, kurz bevor ich den Unfall hatte.«
Jetzt überlief ein Schauder Elenas Arme. Irgendwie wünschte sie, Matt hätte das nicht gesagt. Auf dieser dunklen, stillen Lichtung des immergrünen Nadelwalds hatte sie plötzlich große Angst.
Sie ließ ihre neuen Sinne bis an ihre Grenzen schweifen - bis sie fühlen konnte, dass sie sich wie Gazefaden in die Länge zogen und immer dünner wurden. Jetzt spürte sie auch, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Gleichzeitig nahm sie wahr, dass die Vögel in einem weiten Umkreis verstummten.
Das Beunruhigendste war, dass sie sich, gerade als das Vogelgezwitscher abbrach, umdrehte und feststellte, dass Damon sich im selben Augenblick ebenfalls umdrehte, um sie anzusehen. Die Sonnenbrille machte es ihr unmöglich zu erkennen, was er dachte. Der Rest seines Gesichtes war eine Maske.
Stefano, dachte sie hilflos und voller Sehnsucht.
Wie hatte er sie allein lassen können - damit? Ohne Warnung, ohne eine Vorstellung von seinem Ziel, ohne eine Möglichkeit, sich jemals wieder mit ihm in Verbindung zu setzen ... Es mochte für ihn einen Sinn ergeben haben, angesichts seines verzweifelten Drangs, sie nicht zu etwas zu machen, was er an sich selbst so verabscheute. Aber sie mit Damon in
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