Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
als Kurtisanen schöne Kleider und Schmuck haben müssen. Da ich ständig dieselbe Jeans trage, seit dieser Bastard, der alte Drohzne, das Paar aufgeschlitzt hat, mit dem ich hierhergekommen bin, kannst du dir vorstellen, wie aufgeregt ich bin.
Aber wahrhaftig, ich bin nicht nur wegen einiger hübscher Kleider so aufgeregt. Alles, was geschehen ist, seit wir Lady Ulma befreit haben und dann zu ihrem alten Anwesen gefahren sind, war wie ein wunderbarer Traum. Das Haus war verfallen und offensichtlich Heimstatt wilder Tiere, die es sowohl als Toilette wie auch als Schlafzimmer benutzten. Wir haben oben sogar Spuren von Wölfen und anderen Tieren gefunden, was die Frage aufgeworfen hat, ob auch Werwölfe in dieser Welt leben. Anscheinend tun sie das und einige von ihnen bekleiden sogar sehr hohe Positionen unter verschiedenen Feudalherren. Vielleicht würde Caroline hier gern Ferien machen, um etwas über echte Werwölfe zu erfahren – sie hassen angeblich Menschen so sehr, dass sie nicht einmal Vampire, die früher Menschen waren, als Sklaven haben, geschweige denn menschliche Sklaven.
Doch zurück zu Lady Ulmas Haus. Sein Fundament ist aus Stein und es ist von innen mit Hartholz vertäfelt, sodass das Gebäude selbst noch in Ordnung ist. Drinnen hingen natürlich alle Vorhänge und Wandteppiche in Fetzen herunter, und es war irgendwie unheimlich, mit Fackeln hineinzugehen und sie über uns und um uns herum baumeln zu sehen. Ganz zu schweigen von den riesigen Spinnweben. Ich hasse Spinnen mehr als alles andere.
Aber wir sind hineingegangen, und unsere Fackeln schienen wie kleinere Ausgaben dieser riesigen blutroten Sonne zu sein, die stets am Horizont steht und alles in die Farbe von Blut taucht. Wir haben die Türen verschlossen und in einem Raum, den Lady Ulma die Große Halle nennt, ein Feuer in einem riesigen Kamin entzündet. (Ich denke, das ist der Raum, in dem man isst oder Partys feiert – darin steht auf einer Seite ein gewaltiger Tisch auf einem Podest, und es gibt noch einen Extraraum für Minnesänger, eine Galerie, und etwas, bei dem es sich um einen Tanzboden handeln muss. Lady Ulma meinte, dies sei auch der Ort, an dem die Diener nachts schlafen – in der Großen Halle, nicht in der Minnesängergalerie).
Dann sind wir nach oben gegangen, wo wir – ich schwöre es – mehrere Dutzend Schlafzimmer mit riesigen Himmelbetten gesehen haben, die allesamt neue Matratzen, Laken, Decken und Vorhänge brauchen werden. Aber wir sind nicht lange geblieben, um uns umzusehen. Von der Decke hingen Fledermäuse herab.
Als Nächstes haben wir uns auf den Weg in die Schneiderwerkstatt von Lady Ulmas Mutter gemacht.
Es ist ein sehr großer Raum, in dem mindestens vierzig Personen sitzen und die Kleider nähen konnten, die Lady Ulmas Mutter entworfen hatte. Aber jetzt kommt der aufregendste Teil!
Lady Ulma ging zu einem der Kleiderschränke im Raum und schob all die zerlumpten, mottenzerfressenen Kleider darin beiseite. Und sie drückte auf verschiedene Stellen an der Rückwand des Schrankes, woraufhin der ganze Schrank herausglitt! Und dahinter befand sich eine sehr schmale Treppe, die steil hinabführte!
Ich musste ständig an Honoria Fells Krypta denken und fragte mich, ob in dem Raum dort unten vielleicht ein heimatloser Vampir sein Lager aufgeschlagen haben mochte. Aber ich wusste, dass das dumm war, weil direkt hinter dem Schrank Spinnweben gewesen waren. Damon beharrte darauf, als Erster hinuntergehen zu müssen, weil er am besten in der Dunkelheit sehen könne, aber ich denke, die Wahrheit ist, dass er einfach neugierig war.
Wir sind ihm alle nacheinander gefolgt und haben versucht, vorsichtig mit den Fackeln zu sein, und … nun, ich fürchte, ich finde nicht die richtigen Worte für das, was wir dort entdeckt haben. Nur für einige wenige Sekunden war ich enttäuscht, weil alles auf dem großen Tisch dort unten staubig war, statt zu glitzern, aber dann begann Lady Ulma, die Juwelen vorsichtig mit einem speziellen Tuch abzuwischen, und Bonnie fand Säcke und Pakete und schüttete sie aus – und es war, als käme ein Regenbogen heraus! Damon fand einen Schrank, in dem sich ungezählte Schubladen mit Ketten, Armbändern, Ringen, Armreifen, Knöchelreifen, Ohrringen, Nasenringen, Haarnadeln und anderem Schmuck befanden!
Ich konnte nicht glauben, was ich da sah. Ich leerte den Inhalt eines Beutels aus und stellte fest, dass mir eine Handvoll herrlicher weißer Diamanten durch die Finger rann, einige
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