Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
davon so groß wie mein Daumennagel. Ich sah weiße Perlen und schwarze Perlen, sowohl kleinere als auch größere Paare, und riesige, die fantastische Formen hatten: fast so groß wie Aprikosen mit rosafarbenem, goldenem oder grauem Schimmer. Ich sah Saphire in der Größe von Vierteldollar-Stücken mit Sternen darin, die man fast quer durch den ganzen Raum sehen konnte. Ich hob händeweise Smaragde, Opale, Rubine, Turmaline und Amethyste in die Luft – und eine Menge Lapislazuli.
Und der Schmuck, der bereits gefertigt war, ist so schön, dass es mir die Kehle zuschnürte. Ich weiß, dass Lady Ulma ein wenig leise geweint hat, aber ich denke, es geschah zum Teil aus Glück, da wir ihr alle Komplimente zu ihrem Schmuck machten. Binnen weniger Tage hat sie sich von einer Sklavin, die nichts besaß, zu einer unglaublich reichen Frau entwickelt, die ein Haus hat und dazu alle finanziellen Möglichkeiten, um es stilgerecht zu unterhalten. Wir beschlossen zusammen, dass es das Beste sei, wenn Ulma ihren Geliebten still und leise heiratet, nachdem Damon ihn zuerst still und leise kauft und ihn dann ebenso still und leise befreit und nach außen hin weiter als unser Meister auftritt. Während dieser Zeit kann Lucen wie bisher als Juwelier weiterarbeiten, bis wir fortgehen und er und Lady Ulma wiederum still und leise gemeinsam Damons Platz einnehmen können. Die Oberlords hier sind keine Dämonen mehr, sondern Vampire, und sie haben weniger Einwände dagegen, dass Menschen etwas besitzen.
Habe ich dir schon von Lucen erzählt? Er ist ein wunderbarer Künstler, was Juwelen angeht! Er verspürt ein brennendes Verlangen zu schaffen – in seinen frühen Tagen als Sklave schuf er Dinge aus Schlamm und Gräsern und stellte sich vor, er mache Schmuck. Dann hatte er Glück und wurde zu einem Juwelier in die Lehre geschickt. Er liebt Lady Ulma schon so lange, dass es wie ein kleines Wunder ist, dass sie nun wirklich und wahrhaftig zusammenkommen können – und was das Wichtigste ist: als freie Bürger.
Wir hatten Angst, dass Lucen die Idee vielleicht nicht gefallen würde, dass wir ihn als Sklaven kaufen und offiziell erst befreien wollen, wenn wir fortgehen, aber er hat niemals mehr damit gerechnet, je wieder ein freier Mann zu sein – auch wegen seines Talents. Er ist ein ruhiger, sanfter, freundlicher Mann mit einem adretten kleinen Bart und grauen Augen, die mich an die von Meredith erinnern. Und er ist so erstaunt darüber, anständig behandelt zu werden und nicht rund um die Uhr arbeiten zu müssen, dass er sich mit allem einverstanden erklärt hätte, nur um in Lady Ulmas Nähe sein zu dürfen. Ich schätze, er war Lehrling, als ihr Vater Juwelier war, und er hat sich schon vor all den Jahren in sie verliebt, aber gedacht, dass er niemals, niemals mit ihr würde zusammen sein können, weil sie eine junge Dame von Stand war und er ein Sklave. Die beiden sind so glücklich zusammen!
Lady Ulma sieht mit jedem Tag schöner und jünger aus. Sie hat Damon um Erlaubnis gebeten, sich ihr Haar schwarz färben zu dürfen, und er hat ihr erklärt, sie könne es pink färben, wenn sie wolle, und jetzt sieht sie einfach unglaublich schön aus. Ich kann nicht fassen, dass ich sie jemals für eine ziemlich alte Frau gehalten habe, aber das ist es, was Qual und Furcht und Hilflosigkeit aus einem Menschen machen. Jedes Einzelne dieser grauen Haare hatte sie ihrem Sklavenstand zu verdanken gehabt, einem Lebensabschnitt ohne Besitz, ohne ein Mitspracherecht in Bezug auf ihre Zukunft, ohne Sicherheit, ohne auch nur die Möglichkeit, ihre Kinder zu behalten, sollte sie welche bekommen.
Ich habe vergessen, Dir zu erzählen, dass noch ein anderer Vorteil damit verbunden ist, dass Meredith, Bonnie und ich für eine Weile Damons » persönliche Assistentinnen« sind. Auf diese Weise können wir viele arme Frauen einstellen, die sich ihren Lebensunterhalt als Näherinnen verdienen, und Lady Ulma will tatsächlich als Designerin arbeiten und ihnen zeigen, wie sie unsere schönsten Kleider herstellen können. Wir haben ihr erklärt, dass sie sich einfach ausruhen könne, aber sie sagt, sie habe sich ihr Leben lang gewünscht, Designerin wie ihre Mutter zu werden, und jetzt brenne sie darauf, ihren Wunsch endlich zu verwirklichen – mit drei vollkommen unterschiedlichen Mädchen, die sie einkleiden kann. Und ich brenne darauf zu sehen, was sie entwerfen wird: Sie hat bereits angefangen zu zeichnen und morgen wird der Stoffverkäufer herkommen
Weitere Kostenlose Bücher