Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
vielmehr, als seien sie selbst zu dem Schluss gekommen, dass es sich um eine Art Vorführung gehandelt habe?«
» Aber wir hätten es sofort abstreiten sollen. Jetzt kommen wir da nicht mehr heraus«, erklärte Damon entschieden. Dann fügte er hinzu, als koste es ihn große Anstrengung: » Aber vielleicht werden wir zumindest das bekommen, weshalb wir hergekommen sind.«
» Ja, das war alles, was uns eingefallen ist«, erklärte Elena erschöpft. » Dass Damon ohne das… Amulett, wie wir es zur Tarnung genannt haben, keine Vorführung gibt. Deshalb suchen nun alle wie wild danach. Für Damon ist es den Einsatz wert, und ich bin dazu bereit, wenn wir nur die andere Hälfte des Schlüssels finden können.«
» Du brauchst es nicht zu tun«, entgegnete Meredith. » Wir können einfach fortgehen.«
Bonnie starrte sie an. » Ohne den Fuchsschlüssel?«
Elena schüttelte den Kopf. » Wir haben das alles schon durchgesprochen. Und wir sind uns einig, es durchzuziehen.« Sie sah sich um. » Also, wo sind die Männer, die es so unbedingt sehen wollten?«
» Sie suchen den Rasen ab– der früher ein Ballsaal war«, antwortete Bonnie. » Oder sie holen Schaufeln– Unmengen von Schaufeln– aus den Gartenschuppen von Lady Blodwedd, um das Beet umzugraben.«
Elena ging zusammen mit Damon davon, inzwischen ebenso erpicht darauf wie er, es hinter sich zu bringen. Es halb hinter sich zu bringen. Ich hoffe nur, er erinnert sich daran, vorher seine Lederjacke und die schwarze Jeans anzuziehen, dachte sie. Mit dem Smoking– das Blut…
Ich werde nicht zulassen, dass Blut fließt.
Der Gedanke kam plötzlich, und Elena wusste nicht, woher er gekommen war. Aber in den tiefsten Winkeln ihres Seins dachte sie: Er ist schon genug gestraft. Er hat in der Sänfte gezittert. Er denkt jede Minute an das Wohlergehen eines anderen. Es reicht jetzt. Stefano würde nicht wollen, dass er noch mehr verletzt wird. Und dann wusste sie, was sie tun musste.
Sie machte auf dem Absatz kehrt.
» Bonnie, Meredith: Wir sind doch ein Triumvirat. Wir müssen versuchen, dies mit Damon zu teilen.«
Keine der beiden wirkte von dieser Idee begeistert.
Elena, deren Stolz von dem Moment an gebrochen war, da sie Stefano in seiner Zelle gesehen hatte, kniete vor ihnen nieder. » Ich flehe euch an…«
» Elena! Lass das!«, stieß Meredith hervor.
» Bitte, steh auf! Oh Elena…« Bonnie war nur einen Atemzug von Tränen entfernt.
Und so war es die kleine weichherzige Bonnie, die den Ausschlag gab. » Ich werde versuchen, Meredith zu zeigen, wie es geht. Aber wie dem auch sei, wir werden es zumindest zwischen uns dreien aufteilen.«
Umarmungen. Küsse. Ein Murmeln in rotblondes Haar. » Ich weiß, was du in der Dunkelheit siehst. Du bist der tapferste Mensch, den ich kenne.«
Und dann ließ Elena die verblüffte Bonnie stehen und zog los, um die Zuschauer für ihre eigene Auspeitschung zu suchen.
Kapitel Siebenunddreißig
Elena war wie in einem B-Movie aufrecht stehend an eine Säule gefesselt. Die Grabungsarbeiten auf dem Rasen gingen immer noch in einem schleppenden Tempo voran, während die Suche im Beet bereits erfolglos wieder aufgegeben worden war. Die Vampire, die sie an die Säule gefesselt hatten, holten einen Eschenstock und erlaubten Damon, ihn in Augenschein zu nehmen. Damon selbst bewegte sich wie in Zeitlupe. Er wartete auf das Rattern von Kutschenrädern, das ihm sagen würde, dass Sage zurück war. Obwohl er sich im Inneren so träge fühlte wie halb abgekühltes Blei, wirkte er nach außen hin entschlossen.
Ich war nie ein Sadist, dachte er. Auch nicht im Kampf. Aber ich bin derjenige, der in dieser Gefängniszelle sein sollte. Kann Elena das nicht sehen? Jetzt bin ich an der Reihe, die Rute zu spüren zu bekommen. Er hatte seine » Zaubererkluft« angezogen und sich dabei so viel Zeit wie möglich gelassen, ohne den Anschein zu erwecken, er zögere es hinaus. Und jetzt waren zwischen sechs- bis achthundert Kreaturen versammelt, die darauf warteten, Elenas Blut fließen zu sehen, und um zu beobachten, wie Elenas Rücken aufgerissen und wunderbarerweise wieder geheilt wurde.
In Ordnung. Ich bin so bereit, wie ich es nur jemals sein könnte.
Elena schluckte. » Wir müssen versuchen, dies mit Damon zu teilen«, hatte sie gesagt– ohne im Mindesten zu wissen, wie das möglich war. Aber hier stand sie, wie ein Opfertier an eine Säule gefesselt, und starrte zu Lady Blodwedds Haus hinüber und wartete auf die Schläge.
Damon
Weitere Kostenlose Bücher