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Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis

Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Wertschätzung für diese Dinge empfand. Der Junge, der an den Fels gekettet war, war eines von Damons am besten gehüteten Geheimnissen.
    Und jetzt zitterte Elena so heftig, dass sie sich nicht sicher war, ob sie stehen konnte, und sie dachte an das Kind. Fror es? Weinte es wie Elena? Wie konnte sie das feststellen?
    Sie und Damon starrten einander an, und beide waren sie außer Atem. Damons glattes Haar war zerzaust, was ihn verwegen aussehen ließ wie einen Freibeuter. Sein Gesicht, immer so bleich und gefasst, war dunkelrot angelaufen. Er senkte den Blick, um Elena unauffällig zu beobachten, die automatisch ihre Handgelenke massierte. Sie spürte feine Nadelstiche: Das Blut begann, wieder zu zirkulieren. Sobald er den Blick abwandte, konnte er ihr nicht wieder in die Augen sehen.
    Blickkontakt. Also schön. Elena hatte eine Waffe gefunden. Sie tastete nach einem Stuhl und fand das Bett unerwartet nah hinter sich. Sie hatte im Augenblick nicht viele Waffen; und sie musste sie alle benutzen.
    Sie setzte sich und gab der Schwäche ihres Körpers nach, aber sie hielt den Blick weiter auf Damons Gesicht gerichtet. Sein Mund war geschwollen, und das war… unfair. Damons Schmollmund gehörte zu seinen wichtigsten Waffen. Er hatte schon immer den schönsten Mund gehabt, den sie jemals bei irgendjemandem– ganz gleich ob Mann oder Frau– gesehen hatte. Der Mund, das Haar, die halb geschlossenen Lider, die schweren Wimpern, der zarte Schwung seines Kinns. Unfair, selbst für jemanden wie Elena, die den Punkt schon lange überwunden hatte, sich wegen zufälliger Schönheit für eine Person zu interessieren.
    Aber sie hatte diesen Mund noch nie geschwollen gesehen, das perfekte Haar wirr, die Wimpern zitternd, weil er überall hinschaute, nur um sie nicht ansehen zu müssen, und versuchte, sich das nicht anmerken zu lassen.
    » War es… das, woran du gedacht hast, während du dich geweigert hast, mit mir zu reden?«, fragte sie, und ihre Stimme klang beinahe ruhig.
    Damons plötzliche Reglosigkeit war ebenso perfekt, wie auch sonst immer alles an ihm perfekt war. Keine Bewegung verriet, dass er noch atmete. Er starrte auf einen Punkt auf dem beigefarbenen Teppich, der eigentlich schon längst hätte in Flammen aufgehen müssen.
    Dann, endlich, hob er den Blick dieser großen, dunklen Augen und sah sie an. Es war so schwer, etwas in Damons Augen zu erkennen, weil die Iris beinahe die gleiche Farbe hatte wie die Pupille. Aber Elena spürte, dass sie in diesem Moment ganz Pupille waren. Wie konnten Augen, so dunkel wie Mitternacht, das Licht einfangen und festhalten? Sie hatte das Gefühl, in diesen Augen ein Universum von Sternen zu sehen.
    Damon sagte leise: » Lauf.«
    Elenas Beine spannten sich an. » Shinichi?«
    » Nein, du solltest jetzt einfach besser weglaufen.«
    Elenas Oberschenkelmuskulatur entspannte sich leicht, und sie war dankbar dafür, dass sie gar nicht erst versuchen musste, ob sie genau in diesem Augenblick tatsächlich laufen– oder auch nur kriechen– konnte. Aber ihre Fäuste waren geballt.
    » Du meinst, das bist nur du, der sich wie ein Bastard aufführt?«, fragte sie. » Hast du beschlossen, mich wieder zu hassen? Hast du es genossen…«
    Damon fuhr abermals herum, eine reglose Bewegung, schneller, als ihre Augen sie wahrnehmen konnten. Er schlug einmal mit der Faust gegen den Fensterrahmen. Ein Krachen war zu hören, dann tausend kleine Echos, als das Glas wie Diamanten in die Dunkelheit draußen niederregnete.
    » Das könnte… jemanden dazu bringen, dir zu helfen.« Damon versuchte nicht, die Worte mehr als beiläufig klingen zu lassen. Jetzt, da er sich von ihr abgewandt hatte, schien es ihm nichts mehr zu bedeuten, den äußeren Schein zu wahren. Ein feines Beben durchlief seinen Körper.
    » So spät und bei diesem Gewitter, so weit entfernt vom Büro– ich bezweifle es.« Elenas Körper gewöhnte sich an den Adrenalinstoß, der es ihr auch ermöglicht hatte, sich aus Damons Griff zu winden. Sie spürte ein Prickeln am ganzen Körper und musste sich anstrengen, um zu verhindern, dass es sich in ein regelrechtes Zittern verwandelte.
    Und sie waren wieder da angekommen, wo sie schon einmal waren– Damon starrte in die Nacht hinaus, und sie starrte seinen Rücken an. Zumindest wollte er, dass es wieder so war.
    » Du hättest einfach fragen können«, sagte sie. Sie wusste nicht, ob es für einen Vampir überhaupt möglich war, das zu verstehen. Sie hatte es Stefano immer noch nicht

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