Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis

Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
bin?«, fragte sie sanft. Sie strich ihm bereits übers Haar.
    » Oh ja!« Es war ein Schrei, und er machte Elena beinahe so viel Angst, wie er sie freute. » Du bist die netteste Person, die ich je– das schönste, was ich je…«
    » Pst«, sagte Elena, » pst. Es muss eine Möglichkeit geben, dich zu wärmen.«
    » Es ist das Eisen«, sagte das Kind demütig. » Eisen hält mich schwach und kalt. Aber es muss Eisen sein; anderenfalls würde er mich nicht kontrollieren können.«
    » Ich verstehe«, erwiderte Elena grimmig. Sie begann, langsam zu begreifen, was für eine Art von Beziehung Damon zu diesem kleinen Jungen hatte. Einer Eingebung folgend, packte sie eine der beiden Ketten mit beiden Händen und versuchte, sie zu zerreißen. Elena hatte hier Superlicht; warum nicht auch Superkräfte? Aber sie zerrte vergeblich an den Ketten und schaffte es lediglich, sich an dem scharfen Grat eines Kettengliedes die Haut aufzureißen.
    » Oh!« Die riesigen dunklen Augen des Jungen waren auf die dunkle Perle aus Blut geheftet. Er starrte auf Elenas Finger, als sei er fasziniert– und voller Angst.
    » Willst du es?« Elena hielt ihm unsicher die Hand hin. Was für eine bemitleidenswerte Kreatur, die sich nach dem Blut anderer Leute verzehrt, dachte sie. Der Junge nickte schüchtern, als sei er davon überzeugt, dass sie böse auf ihn werden würde. Aber Elena lächelte nur, und er ergriff ehrfürchtig ihren Finger und leckte den ganzen Blutstropfen auf einmal ab, dann schloss er die Lippen wie zu einem Kuss.
    Als er den Kopf hob, schien er eine Spur von Farbe in seinem bleichen Gesicht zu haben.
    » Du hast mir erzählt, dass Damon dich hier festhält«, sagte sie, nahm ihn wieder in die Arme und spürte, wie die Hitze aus ihrem warmen in seinen kalten Körper gezogen wurde. » Kannst du mir sagen, warum?«
    Der Junge leckte sich immer noch die Lippen, aber er wandte ihr sofort das Gesicht zu und sagte: » Ich bin der Hüter der Geheimnisse. Aber«– traurig– » es sind so viele Geheimnisse geworden, dass nicht einmal mehr ich weiß, um welche es sich handelt.«
    Elena folgte der Bewegung seines Kopfes von seinen eigenen kleinen Gliedmaßen zu der Eisenkette und weiter zu dem riesigen Stein. Tiefe Traurigkeit erfüllte sie und ungeheures Mitleid für einen so kleinen Wächter. Und sie fragte sich, was um alles in der Welt in diesem Felsblock sein mochte, dass Damon ihn so inbrünstig bewachte.
    Aber sie bekam keine Chance, danach zu fragen.

Kapitel Neun
    Noch während Elena den Mund öffnete, um zu sprechen, konnte sie spüren, wie sie wie durch einen Hurrikan hochgehoben wurde. Einen Moment lang klammerte sie sich an den Jungen, der ihr entrissen wurde, dann hatte sie gerade noch Zeit zu rufen: » Ich werde zurückkommen«, und seine Antwort zu hören, bevor sie in ihre alltägliche Welt von Bädern und Manipulation und Motelzimmern gezogen wurde.
    » Ich werde unser Geheimnis wahren!« Das war es, was der kleine Junge ihr im letzten Augenblick zugerufen hatte.
    Und was konnte das anderes bedeuten, als dass er ihr Rendezvous vor dem realen Damon geheim halten würde?
    Einen Moment später stand Elena wieder in einem schäbigen Motelzimmer und Damon hielt ihre Oberarme umklammert. Als er sie für einen kurzen Augenblick losließ, konnte Elena Salz schmecken. Tränen strömten ihr ungehindert über die Wangen.
    Es schien für ihr Gegenüber keinen Unterschied zu machen. Damon war offensichtlich roher Verzweiflung ausgeliefert. Er packte sie erneut an den Handgelenken und zitterte dabei wie ein kleiner Junge, der zum ersten Mal seine erste Liebe geküsst hat. Das ist es, was ihm die Kontrolle entzieht, dachte Elena benommen.
    Was sie selbst betraf, so fühlte sie sich, als werde sie womöglich ohnmächtig.
    Nein! Sie musste bei Bewusstsein bleiben.
    Elena drehte und wand sich und tat sich absichtlich weh in ihrem Kampf gegen den scheinbar unbezwingbaren Griff, der sie umfangen hielt.
    Der Griff blieb eisern.
    War Damon wieder besessen? Von Shinichi, der ihn erneut unter seine Kontrolle gebracht hatte?
    Elena setzte sich heftiger zur Wehr, bis sie vor Schmerz hätte schreien können. Sie wimmerte einmal…
    Der Griff löste sich.
    Irgendwie wusste Elena, dass Shinichi damit nichts zu tun hatte. Die wahre Seele Damons war ein kleiner Junge, der seit Gott weiß wie vielen Jahrhunderten in Ketten gehalten wurde, ein kleiner Junge, der niemals Wärme und Nähe erfahren hatte, der jedoch immer noch eine tränenreiche

Weitere Kostenlose Bücher