Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
alles auf ein Massenchaos zu.«
» Und Matt wollte mittendrin sein? Allein?«, fragte Elena.
» Wie wir schon sagten, er und Mrs Flowers sind ein unerschütterliches Team«, erwiderte Meredith leise. » Und das ist die Wahl, die er getroffen hat.«
» Nun«, sagte Elena trocken, » es könnte sich am Ende herausstellen, dass er den besseren Teil der ganzen Sache erwischt hat.«
Sie wandten sich wieder den verstreuten Papieren zu. Meredith nahm einige Bilder von Kitsune zur Hand, die Schreine in Japan bewachten.
» Hier steht, sie würden im Allgemeinen mit einem ›Juwel ‹ oder Schlüssel abgebildet.« Sie zeigte Elena ein Bild von einem Kitsune am Haupttor des Fushimi-Schreins– der Fuchs hielt einen Schlüssel im Maul.
» Aha«, sagte Elena. » Sieht so aus, als hätte der Schlüssel zwei Flügel, nicht wahr?«
» Genau das haben Bonnie und ich auch gedacht. Und die ›Juwelen ‹ … nun, schau einmal genau hin.« Elena folgte der Aufforderung und ihr Magen krampfte sich zusammen. Ja, sie waren wie die » Schneekugeln«, die Shinichi benutzt hatte, um im Alten Wald unzerstörbare Fallen zu schaffen.
» Wir haben erfahren, dass sie hoshi no tama genannt werden«, erklärte Meredith. » Und das bedeutet übersetzt ›Sternenball ‹ oder ›Sternenkugel‹. Jeder Kitsune gibt einen Teil seiner Macht in einen solchen Ball hinein, zusätzlich zu anderen Dingen, und die Zerstörung des Balls ist eine der wenigen Möglichkeiten, sie zu töten. Wenn du den Sternenball eines Kitsune findest, kannst du den Kitsune kontrollieren. Das ist es, was Bonnie und ich tun wollen.«
» Aber wie willst du ihn finden?«, fragte Elena, die die Idee, Shinichi und Misao zu kontrollieren, ungemein aufregend fand.
» Sa…«, sagte Meredith und sprach das Wort » sah« wie einen Seufzer aus. Dann lächelte sie ihr seltenes, strahlendes Lächeln. » Auf Japanisch bedeutet das: ›Ich frage mich; hm; ich möchte nichts dazu bemerken; meine Güte, du liebe Zeit, das kann ich wirklich nicht sagen. ‹ So ein Wort könnten wir auch gebrauchen.«
Ohne es zu wollen, kicherte Elena.
» Aber es gibt Geschichten, die besagen, dass Kitsune von der Sünde des Bedauerns oder durch gesegnete Waffen getötet werden können. Ich weiß nicht, was die Sünde des Bedauerns ist, aber…« Sie stöberte in ihrem Gepäck und förderte einen altmodischen, aber tauglich aussehenden Revolver zutage.
» Meredith!«
» Er hat meinem Großvater gehört– einer von einem Paar. Matt hat den anderen. Sie sind mit von einem Priester gesegneten Kugeln geladen.«
» Welcher Priester würde Kugeln segnen, um Gottes willen?«, fragte Elena.
Meredith’ Lächeln wurde trostlos. » Einer, der gesehen hat, was in Fell’s Church geschieht. Du erinnerst dich daran, wie Caroline dafür gesorgt hat, dass Isobel Saitou besessen wurde, und was Isobel sich selbst angetan hat?«
Elena nickte. » Ich erinnere mich«, sagte sie gepresst.
» Nun, erinnerst du dich auch daran, dass wir dir erzählt haben, Obaasan– Grandma Saitou– sei früher eine Schreinjungfer gewesen? Das ist eine japanische Priesterin. Sie hat die Kugeln für uns gesegnet und insbesondere für das Töten von Kitsune. Du hättest sehen sollen, wie unheimlich das Ritual war. Bonnie wäre beinahe wieder ohnmächtig geworden.«
» Weißt du, wie es Isobel jetzt geht?«
Meredith schüttelte langsam den Kopf. » Besser, aber– ich denke nicht, dass sie schon von Jim weiß. Das wird sehr hart für sie werden.«
Elena versuchte, ein Schaudern zu unterdrücken. Selbst wenn Isobel wieder gesund wurde, hielt das Leben nichts als Tragödien für sie bereit. Jim Bryce, ihr Freund, hatte nur eine Nacht mit Caroline verbracht, aber jetzt litt er unter dem Lesch-Nyhan-Syndrom– zumindest sagten die Ärzte das. In jener schrecklichen Nacht, nachdem Isobel sich überall gepierct und sich die Zunge mit einem Schnitt gespalten hatte, hatte Jim, ein gut aussehender Basketballstar, seine Finger und seine Lippen gegessen. Elenas Meinung nach waren sie beide besessen, und ihre Krankheiten waren nur weitere Gründe, warum die Kitsune-Zwillinge aufgehalten werden mussten.
» Wir werden es schaffen«, sagte sie laut und bemerkte zum ersten Mal, dass Meredith ihre Hand hielt, wie sie es sonst bei Bonnie tat. Elena brachte ein schwaches, aber entschlossenes Lächeln für Meredith zustande. » Wir werden Stefano rausholen und wir werden Shinichi und Misao aufhalten. Wir müssen es schaffen.«
Diesmal war es
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