Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
unser Zimmer mitkommen«, unterbrach Meredith ihn. » Ich habe eine Menge Material, das ich ihr zeigen will. Und wenn wir nicht viel mitnehmen können, werden wir alles heute Abend noch einmal durchgehen müssen…«
» Dann sagen wir, wir treffen uns bei Sonnenaufgang wieder hier«, schlug Damon vor. » Wir werden von hier aus zum Dämonentor aufbrechen. Und denkt daran– nehmt kein Geld mit; das ist dort keine gute Idee. Dies ist kein Urlaub– aber das werdet ihr noch bald genug selbst feststellen.«
Mit einer anmutigen, ironischen Geste reichte er Elena eine seiner Tüten mit ihrem Abendessen.
» Das Dämonentor? «, fragte Bonnie, als sie in den Aufzug stiegen. Ihre Stimme zitterte.
» Pst«, flüsterte Meredith. » Es ist nur ein Name.«
Elena wünschte, sie hätte nicht gar so genau gewusst, wann Meredith log.
Kapitel Zwölf
Elena versuchte, an den Rändern der Hotelvorhänge erste Anzeichen für die Morgendämmerung zu erkennen. Bonnie hatte sich in einem Sessel am Fenster zusammengerollt und döste. Elena und Meredith waren die ganze Nacht aufgeblieben und jetzt saßen sie inmitten von Texten, Zeitungen und Bildern aus dem Internet.
» Es hat sich bereits über Fell’s Church hinaus ausgebreitet«, erklärte Meredith und deutete auf einen Artikel in einer der Zeitungen. » Ich weiß nicht, ob es Machtlinien folgt oder durch Shinichi kontrolliert wird– oder ob es sich einfach aus eigenem Antrieb bewegt, wie ein Parasit.«
» Hast du eigentlich versucht, Kontakt zu Alaric aufzunehmen?«
Meredith betrachtete Bonnies schlafende Gestalt. Sie antwortete sehr leise: » Wenigstens von dieser Seite gibt es gute Neuigkeiten. Ich habe zwar eine halbe Ewigkeit versucht, ihn zu erreichen, bis ich es endlich geschafft habe. Aber nun wird er vielleicht schon bald in Fell’s Church eintreffen– er muss vorher nur noch einen einzigen Ort aufsuchen.«
Elena atmete tief durch. » Einen weiteren Ort, der wichtiger ist als das, was in dieser Stadt vorgeht?«
» Das ist der Grund, warum ich Bonnie nicht erzählt habe, dass er kommen wird. Matt habe ich auch nichts gesagt, obwohl er vielleicht bald Verstärkung bekommt. Ich wusste, dass sie es nicht verstehen würden. Aber– du darfst genau einmal raten, welcher Art von Legenden er im fernen Osten folgt.« Meredith sah Elena in die Augen.
» Nicht… doch, nicht wahr? Kitsune? «
» Ja, und er reist an einen sehr alten Ort, an dem sie angeblich die Stadt zerstört haben– genauso wie Fell’s Church im Moment zerstört wird. Heute lebt niemand mehr dort. Der Name dieses Orts– Unmei no Shima – bedeutet die ›Insel des Schicksals ‹ . Vielleicht wird er dort etwas Wichtiges über Fuchsgeister in Erfahrung bringen. Es ist irgendein multikulturelles, unabhängiges Forschungsprojekt, das er zusammen mit Sabrina Dell durchführt. Sie ist in Alarics Alter, aber sie ist bereits eine berühmte forensische Anthropologin.«
» Und… du bist nicht eifersüchtig?«, fragte Elena verlegen. Es war schwierig, mit Meredith über persönliche Angelegenheiten zu sprechen. Wenn sie ihr Fragen dieser Art stellte, fühlte sie sich immer, als stecke sie ihre Nase in Angelegenheiten, die sie nichts angingen.
» Nun ja.« Meredith legte den Kopf in den Nacken. » Offiziell verlobt sind wir nicht…«
» Warum hast du denn davon noch nie etwas erzählt?«
Meredith ließ den Kopf sinken und sah Elena schnell an. » Jetzt habe ich es getan«, erwiderte sie.
Einen Moment lang saßen die beiden Mädchen schweigend da. Dann bemerkte Elena leise: » Das Shi no Shi, die Kitsune, Isobel Saitou, Alaric und seine Insel des Untergangs– vielleicht haben sie nichts miteinander zu tun. Aber wenn doch, werde ich herausfinden, was es ist.«
» Und ich werde dir dabei helfen«, entgegnete Meredith schlicht. » Aber ich bin immer davon ausgegangen, dass wir nach meinem Abschluss…«
Elena konnte es nicht länger ertragen. » Meredith, ich verspreche es, sobald wir Stefano zurückhaben und in der Stadt wieder Ruhe eingekehrt ist, werden wir uns um Alaric kümmern, von Plan A bis Plan Z«, sagte sie. Dann beugte sie sich vor und küsste Meredith auf die Wange. » Das ist ein Schwur der Velociraptor-Schwesternschaft, okay?«
Meredith blinzelte zweimal, schluckte einmal und flüsterte: » Okay.« Dann war sie abrupt wieder die alte, rationale Meredith. » Danke«, fügte sie hinzu. » Aber es wird vielleicht nicht so einfach sein, die Stadt in Ordnung zu bringen. Dort steuert bereits
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