Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis
hatte, dass die gerettete Frau überleben würde und dass sie vielleicht sogar ihr Baby gesund bekommen würde. Aber wenn Damon etwas im Sinn hatte, wollte sie wissen, was es war– sofort.
Mit einem letzten tröstenden Blick auf Bonnie folgte Elena Damon durch die Küchentür. Sie war mit einem Schloss versehen. Damon betrachtete es und öffnete den Mund; Elena schloss die Tür ab. Dann schaute sie zu ihrem » Herrn« auf.
Er stand an der Küchenspüle und betätigte die Wasserpumpe, wobei er sich eine Faust an die Stirn presste. Das Haar hing ihm in die Augen und wurde nass. Es schien ihm nichts auszumachen.
» Damon?«, fragte Elena unsicher. » Ist alles… in Ordnung mit dir?«
Er antwortete nicht.
Damon?, versuchte sie es telepathisch.
Ich habe zugelassen, dass du verletzt wurdest. Ich bin schnell genug. Ich hätte diesen Bastard Drohzne mit einem einzigen Strahl meiner Macht töten können. Aber ich habe niemals damit gerechnet, dass du verletzt werden würdest. Seine telepathische Stimme war erfüllt von der dunkelsten Art von Bedrohlichkeit, die man sich nur vorstellen konnte, und gleichzeitig von einer seltsamen, beinahe sanften Ruhe. Als versuchte er, alle Wildheit und allen Zorn vor ihr verborgen zu halten.
Ich konnte es ihm nicht einmal sagen – ich konnte ihm nicht einmal Worte schicken, um ihm zu sagen, was er war. Ich konnte nicht denken. Er war ein Telepath; er hätte mich gehört. Aber ich hatte keine Worte. Ich konnte nur schreien – im Geist.
Elena fühlte sich ein wenig benommen– noch benommener, als sie sich bereits vorher gefühlt hatte. Damon empfand solche Qual– um ihretwillen? Er war nicht etwa wütend, weil sie offenkundig vor so vielen Leuten die Regeln gebrochen hatte, weil sie vielleicht ihre Tarnung vermasselt hatte? Es machte ihm nichts aus, verdreckt auszusehen?
» Damon«, begann sie. Er hatte sie so überrascht, dass sie jetzt laut sprach. » Es– es– spielt keine Rolle. Es ist nicht deine Schuld. Du hättest es mir schließlich niemals erlaubt, das zu tun…«
Aber ich hätte wissen müssen, dass du nicht fragen würdest! Ich dachte, du würdest ihn angreifen, auf seine Schultern springen und ihn würgen, und ich war bereit, dir dabei zu helfen, ihn niederzuringen, wie zwei Wölfe, die einen großen Hirsch niederreißen. Aber du bist kein Schwert, Elena. Was immer du denkst, du bist ein Schild. Ich hätte wissen müssen, dass du den nächsten Schlag auf dich nehmen würdest. Und meinetwegen bist du … Sein Blick wanderte zu ihrem Wangenknochen und er zuckte zusammen.
Dann zwang er sich zur Selbstbeherrschung. » Das Wasser ist kalt, aber es ist rein. Wir müssen diese Schnittwunden säubern und sofort die Blutungen stoppen.«
» Ich nehme nicht an, dass hier zufällig schwarzmagischer Wein vorhanden ist«, sagte Elena halb im Scherz. Die Wundreinigung würde schmerzhaft sein.
Damon begann jedoch sofort, die Schränke zu öffnen. » Hier«, sagte er, nachdem er in nur drei Schränke geschaut hatte, und hielt triumphierend eine halbe Flasche schwarzmagischen Weins hoch. » Ist bei vielen Ärzten als Medizin und Narkosemittel vorrätig. Keine Sorge; ich werde ihn gut bezahlen.«
» Dann denke ich, du solltest auch etwas davon trinken«, meinte Elena kühn. » Komm schon, es wird uns beiden guttun. Und es wäre nicht das erste Mal…«
Sie wusste, dass dieser letzte Satz für Damon den Ausschlag geben würde. Es wäre eine Möglichkeit für ihn, etwas von dem zurückzubekommen, das Shinichi ihm genommen hatte.
Ich werde irgendwie all seine Erinnerungen von Shinichi zurückholen, nahm Elena sich vor, wobei sie ihr Bestes tat, ihre Gedanken durch weißen Lärm vor Damon verborgen zu halten. Ich weiß nicht, wie ich es tun werde, und ich weiß nicht, wann ich die Chance bekommen werde, aber ich schwöre, ich werde es tun. Ich schwöre es.
Damon hatte zwei Kelche mit dem kräftigen, berauschend duftenden Wein gefüllt und reichte jetzt einen davon Elena. » Anfangs darfst du nur kleine Schlucke nehmen«, sagte er. » Dies ist ein guter Jahrgang.«
Elena nippte zuerst, dann schluckte sie einfach gierig. Sie hatte Durst und schwarzmagischer Wein aus Clarion-Löss-Trauben hatte keinen Alkoholgehalt wie gewöhnlicher Wein. Seine Wirkung war viel… subtiler. Er schmeckte auch ganz sicher nicht wie gewöhnlicher Wein. Vielmehr schmeckte er wie bemerkenswert erfrischendes, schäumendes Quellwasser, das sein Aroma von den süßen, dunklen, samtigen Trauben
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