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Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis

Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 06. Seelen Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Bonnie und Meredith und der Heiler.«
    » Meredith«, wiederholte Damon, zog die Lippen zurück und entblößte erschreckend lange Zähne. Er war noch nicht in der Realität angekommen. Wenn er Meredith jetzt sah, würde er nicht vor ihr zurückschrecken, dachte Elena– und, oh ja, sie wusste, dass ihre rationale, nachdenkliche Freundin Damon Unbehagen verursachte. Sie sahen die Welt mit völlig verschiedenen Augen. Meredith reizte ihn wie ein Kiesel in seinem Schuh. Aber im Augenblick würde er mit diesem Unbehagen vielleicht auf eine Weise umgehen, die dazu führte, dass Meredith als zerfetzter Leichnam zurückblieb.
    » Lass mich nachsehen«, sagte sie, als es abermals klopfte– konnten sie das nicht lassen? Hatte sie nicht schon genug um die Ohren?
    Damon schloss die Arme nur noch fester um sie. Hitze blitzte in ihr auf, weil sie wusste, dass er, selbst während er sie festhielt, einen so großen Teil seiner Kraft ungenutzt ließ. Er wollte sie nicht zerquetschen, wie er es gekonnt hätte, hätte er auch nur ein Zehntel seiner Muskelkraft benutzt.
    Die Woge von Gefühlen, die über ihr zusammenschlug, ließ sie für einen Moment hilflos die Augen schließen, aber sie wusste, dass sie hier die Stimme der Vernunft sein musste.
    » Damon! Sie könnten uns warnen– oder vielleicht ist Ulma gestorben.«
    Tod drang zu ihm durch. Seine Augen waren schmale Schlitze, und das blutrote Licht durch die Küchenrolläden warf scharlachrote und schwarze Streifen über sein Gesicht, sodass er attraktiver– und dämonischer– aussah als je zuvor.
    » Du bleibst hier.« Damon sagte es energisch, ohne » Herr« oder » Gentleman« zu sein. Er war eine wilde Bestie, die ihre Gefährtin schützte, das einzige Geschöpf auf der Welt, das nicht Wettbewerb oder Nahrung war.
    Man konnte nicht mit ihm streiten, nicht, wenn er in diesem Zustand war. Elena würde hierbleiben. Damon würde gehen und tun, was immer getan werden musste. Und Elena würde so lange bleiben, wie er es für notwendig hielt.
    Elena wusste wirklich nicht, wessen Gedanken das waren. Sie und Damon versuchten immer noch, ihre Gefühle zu entwirren. Sie beschloss, ihn zu beobachten, und wenn er wirklich außer Kontrolle geriet…
    Du willst nicht sehen, wie ich außer Kontrolle gerate.
    Zu fühlen, wie er von rohem animalischem Instinkt auf eisige, perfekte mentale Dominanz umschaltete, war noch beängstigender als die Bestie allein. Sie wusste nicht, ob Damon die vernünftigste Person war, der sie je begegnet war, oder nur die Person, die am besten vermochte, ihre Wildheit zu vertuschen. Sie hielt ihre zerrissene Bluse über der Brust zusammen und beobachtete, wie er sich mit müheloser Anmut zur Tür bewegte und sie dann plötzlich und gewaltsam beinahe aus den Angeln riss.
    Niemand fiel hin; niemand hatte ihr intimes Gespräch belauscht. Aber Meredith stand da, und mit einer Hand hielt sie Bonnie fest, während sie die andere erhoben hatte, bereit, erneut zu klopfen.
    » Ja?«, fragte Damon eisig. » Ich dachte, ich hätte euch gesagt, dass ihr…«
    » Das hast du und der Fall ist eingetreten«, unterbrach Meredith diesen Damon in einem ungewöhnlichen Versuch, Selbstmord zu begehen.
    » Welcher Fall?«, knurrte Damon.
    » Vor dem Haus hat sich ein Mob versammelt, der droht, das ganze Gebäude niederzubrennen. Ich weiß nicht, ob die Leute wegen Drohzne so außer sich sind oder weil wir Ulma mitgenommen haben, aber sie sind wegen irgendetwas furchtbar wütend und sie haben Fackeln. Ich wollte Elenas… Behandlung… nicht stören, aber Dr. Meggar sagt, dass sie nicht auf ihn hören wollen. Er ist ein Mensch.«
    » Er war früher ein Sklave«, fügte Bonnie hinzu, während sie sich aus Meredith’ Griff freikämpfte. Sie blickte mit feuchten braunen Augen und ausgestreckten Händen zu Damon auf. » Nur du kannst uns retten«, übersetzte sie die Botschaft ihres Blickes– was bedeutete, dass die Situation wirklich ernst war.
    » Na schön, na schön. Ich werde mich darum kümmern. Kümmert ihr euch um Elena.«
    » Natürlich, aber…«
    » Nein.« Damon war entweder vom Blut verwegen geworden– und von den Erinnerungen, die es Elena immer noch unmöglich machten, einen zusammenhängenden Satz zu bilden– oder er hatte seine Angst vor Meredith irgendwie überwunden. Er legte ihr beide Hände auf die Schultern. Er war nur vier oder fünf Zentimeter größer als sie, sodass er keine Mühe hatte, ihren Blick festzuhalten. » Du kümmerst dich persönlich um Elena.

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