Tagebuch eines Vampirs 9 - Jagd im Mondlicht
erschreckt«, rief sie.
Meredith wirkte aufgebracht. »Hatten wir uns nicht versprochen,
zusammenzubleiben?« Ihre grauen Augen sprühten vor Zorn. »Du hättest
bei Zander bleiben sollen, bis du das Wohnheim sicher erreicht hast.«
Bonnie wollte gerade hitzig erwidern, dass es nicht ihre Entscheidung
gewesen sei, hier draußen allein herumzulaufen, schluckte die Bemerkung
dann aber lieber hinunter und nickte.
Wenn Meredith wüsste, dass Zander Bonnie allein gelassen hatte,
würde sie ihm das nie verzeihen. Bonnie war zwar wütend auf ihn, aber
nicht wütend genug, um Meredith gegen ihn aufzubringen. Vielleicht
hatte er eine Erklärung. Und dann war da immer noch dieser Kuss …
»Tut mir leid«, sagte Bonnie kleinlaut und starrte auf ihre Füße. »Du
hast recht, ich hätte das nicht tun sollen.«
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Besänftigt legte Meredith einen Arm um Bonnies Schultern. Samantha
reichte ihr stumm die High Heels und Bonnie zog sie wieder an. »Lass
uns Samantha zu ihrem Wohnheim begleiten und dann werden wir
zusammen nach Hause gehen«, sagte Meredith versöhnlich. »Jetzt bist
du in Sicherheit.«
Kurz bevor sie ihr Zimmer erreichte, lehnte Elena sich an die Wand im
Flur. Es war ein langer, langer Abend gewesen. Sie hatten einige Drinks
zu sich genommen, und sie hatte mit diesem riesigen Spencer getanzt, der
sie, wie Samantha sie gewarnt hatte, tatsächlich hatte hochheben und
herumwirbeln wollen.
Es war laut und unangenehm geworden und die ganze Zeit über war da
dieser Schmerz in ihrer Brust gewesen. Sie war sich nicht mehr sicher, ob
sie wirklich ohne Stefano durchs Leben gehen wollte. Es ist nur
vorübergehend, rief sie sich ins Gedächtnis, richtete sich auf und trottete
um die Ecke.
»Hallo, Prinzessin!«
Elena erstarrte vor Schreck.
Auf dem Boden vor ihrer Tür lümmelte Damon und schaffte es, selbst
in einer Position, in der jeder andere plump ausgesehen hätte, elegant
und selbstsicher zu erscheinen. Während sie sich von dem Schock über
seine Anwesenheit erholte, spürte Elena eine überraschende Woge des
Glücks bei seinem Anblick.
Sie versuchte, diese Freude mit energischem Auftreten zu ignorieren.
»Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich für eine Weile nicht sehen will,
Damon.«
Damon zuckte die Achseln und erhob sich elegant. »Liebste, ich bin
nicht hier, um dir einen Antrag zu machen.« Sein Blick verweilte für ein-
en Moment auf ihrem Mund, aber dann fuhr er in trockenem, gleichgülti-
gem Tonfall fort. »Ich will mich nur davon überzeugen, dass es dir und
dem kleinen Rotkäppchen gut geht und ihr nicht etwa mit dem Ding ver-
schwunden seid, das hier auf dem Campus sein Unwesen treibt.«
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»Uns geht es gut«, erwiderte Elena knapp. »Ich bin hier, und Bonnie
wird von ihrem neuen Freund nach Hause begleitet.«
»Neuer Freund?«, fragte Damon und zog eine Augenbraue hoch. Zwis-
chen ihm und Bonnie hatte von Anfang an eine gewisse Verbindung best-
anden, das wusste Elena. Und sie vermutete, dass es seinem Ego nicht ge-
fallen würde, wenn Bonnies kleine Schwärmerei für ihn vorbei war. »Und
wie bist du nach Hause gekommen?«, fragte Damon schneidend. »Mir
fällt auf, dass du dir keinen neuen Freund angelacht hast, der dich
beschützt. Noch nicht jedenfalls.«
Elena errötete und biss sich auf die Unterlippe, ging jedoch nicht auf
seine Provokation ein. »Meredith wollte auf dem Campus nach dem
Rechten sehen. Nach ihr hast du dich nicht erkundigt. Möchtest du dich
nicht auch davon überzeugen, dass sie in Sicherheit ist?«
Damon schnaubte. »Mir tut jeder Ghul leid, der hinter ihr her ist«, be-
merkte er, wobei sein Tonfall eher bewundernd als verächtlich war. »Darf
ich reinkommen? Und bitte beachte, wie höflich ich erneut bin und hier in
diesem schäbigen Flur auf dich warte statt gemütlich auf deinem Bett.«
»Meinetwegen kannst du kurz reinkommen«, erwiderte Elena wider-
willig und wühlte in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel.
Oh. Ein stechender Schmerz durchzuckte sie. Ganz oben in der Tasche
lag das Gänseblümchen, ziemlich zerquetscht und verwelkt, das sie zu Be-
ginn des Abends vor ihrer Tür entdeckt hatte. Sie holte es sanft heraus,
um es nicht bei der Suche nach ihrem Schlüssel zu zerstören.
»Ein Gänseblümchen«, stellte Damon trocken fest. »Wie süß. Du
scheinst dich aber nicht sehr gut darum gekümmert zu haben.«
Elena ignorierte ihn bewusst, fand den Schlüssel endlich und schloss
die Tasche
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